USA: Minutes verdeutlichen Unsicherheit der Fed
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1. Die Protokolle zur Leitzinsentscheidung vom 10. Mai haben noch einmal verdeutlicht, wie sehr die Fed derzeit den weiteren Fortgang ihrer Geldpolitik von der Entwicklung der Datenlage und des damit einhergehenden Ausblicks abhängig macht. Dies zeigt bereits die Bandbreite der Vorschläge, die im Federal Open Market Committee (FOMC) diskutiert wurden. Sie reichen von einer unveränderten Fed Funds Target Rate einerseits, bis zu einer Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte andererseits. Zwar wurde letztlich einstimmig eine Leitzinsanhebung um die inzwischen üblichen 25 Basispunkte auf 5 % beschlossen, aber die Mitglieder FOMC verbargen in den Minutes nicht ihre Unsicherheit darüber, wie weit, wenn überhaupt, die Fed Funds Target Rate noch steigen könnten.
2. In dieses von Unsicherheit geprägte Bild fügen sich die Einschätzungen über die Risikoverteilung hinsichtlich der Inflationsentwicklung. Darin lässt sich in versteckter Art und Weise der „Kampf“ zwischen den Falken und Tauben im FOMC ablesen. Die Falken führen ins Feld, dass die Kerninflation zuletzt ein wenig höher als erwartet ausgefallen ist und sich am oberen Rand der akzeptablen Spanne bewege. Darüber hinaus deuten vier Faktoren auf Aufwärtsrisiken bei der Inflation hin. Erstens, der Anstieg der Preise für Energie und Rohstoffe, zweitens die jüngste Abwertung des US-Dollars, drittens die Möglichkeit, dass die scheinbar angestiegenen Inflationserwartungen, sollten sie anhalten, der Inflation Aufwärtsmomentum verleihen könnten, und viertens die Wirtschaft operiert mit hoher Auslastung der Produktionskapazitäten und es sei unsicher, ob sich das Wachstum auf ein nachhaltiges Maß verlangsame. Dagegen stützen die Tauben ihre Einschätzung für mögliche Abwärtsrisiken bei der Inflation insbesondere auf zwei Argumente. Erstens, die noch ausstehenden, kumulierten Effekte der bisherigen Leitzinsanhebungen und zweitens die dämpfenden Auswirkungen der gestiegenen Kapitalmarktrenditen auf den Immobilienmarkt und damit letztlich auch den privaten Konsum.
3. In den Staff-Prognosen erwartet die Fed eine Moderierung des BIP-Wachstums vom durchschnittlich hohen Tempo der vergangenen Quartale. Dies habe seine Ursachen in der Straffung der Geldpolitik, dem schwindenden Impetus steigender Haushaltseinkommen und dem geringeren Stimulus seitens der Fiskalpolitik. Der strukturelle Produktivitätsanstieg dürfte den Inflationsschub von den gestiegenen Energiepreisen moderieren, sodass die Inflationsraten ab der zweiten Jahreshälfte 2006 und im Verlauf von 2007 zurückgehen sollten.
4. Für einige kontroverse Diskussionen im FOMC sorgte die korrekte Interpretation der jüngsten Entwicklung der Inflationserwartungen. Während einige Umfragen einen Anstieg signalisierten, deuteten andere eine relative Konstanz an. Auch der Anstieg der in den inflationsgeschützten US-Treasuries (TIPS) implizierten Inflationsprämie sei nicht eindeutig einer höheren Inflationserwartung zuzuordnen, sondern könne auch nur die Unsicherheit der Investoren hinsichtlich der zukünftigen Inflationsentwicklung anzeigen. In der Summe gelangte die Fed schließlich zu der Einschätzung, dass der scheinbare Anstieg der längerfristigen Inflationserwartungen zwar Besorgnis erregend, allerdings auch nur vorübergehend sei. Sie verliefen auch weiterhin in der Spanne, die in den vergangenen Jahren zu beobachten war. Darüber hinaus sollte sich diese Entwicklung auf absehbare Zeit umkehren.
5. Wir halten insbesondere letztere Ansicht für wichtig, zielt sie doch auf den für eine Notenbank relevanten mittelfristigen Zeithorizont ab. Auch wenn die Minutes für alle Prognostiker etwas bereitgehalten, so bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass bei einer Fed Funds Rate von aktuell 5 % der Höhepunkt im Zinszyklus erreicht ist. Die Tatsache, dass die Fed alle Optionen bespricht verdeutlicht lediglich, wie unsicher sie selber über den zukünftigen Pfad ihrer Geldpolitik ist und impliziert mitnichten einen vorgefassten Plan über weitere Zinsschritte. Darüber hinaus haben sich die Konjunkturdaten seit der Sitzung am 10. Mai per Saldo eher schlechter entwickelt, insbesondere die Stimmungs- und die Wohnungsbauindikatoren. Auch in unserem Konjunkturausblick für die kommenden Monate sind wir tendenziell etwas pessimistischer als andere Marktbeobachter. Konsistent mit dieser Konjunktureinschätzung teilen wir daher nicht die Markterwartung eines weiteren Anstiegs der Fed Funds Rate.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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