Kommentar
16:34 Uhr, 16.02.2006

USA: Milde Temperaturen lassen Bauwirtschaft boomen

1. Die vom Census Bureau veröffentlichten Baubeginne für Januar sind auf ein neues Rekordhoch von 2,276 Mill. gestiegen. Dies war für die Märkte wie auch für uns eine dicke Überraschung (Bloomberg- Median: 2,020 Mill., DekaBank: 2,010 Mill.). Auch die Baugenehmigungen erreichten mit 2,217 Mill. (Bloomberg-Median: 2,064 Mill.) beinahe ihr Allzeithoch vom September 2005 (2,219 Mill.).

2. Was für viele weitere Zahlen wie beispielsweise die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion gilt, ist bei den Zahlen zur Bautätigkeit erst recht zu betonen: Für diese äußerst kräftige Entwicklung dürften allein die ungewöhnlich milden Temperaturen im Januar verantwortlich gewesen sein, die von der Saisonbereinigung nicht korrekt erfasst werden. Darauf deuten insbesondere auch die regionalen Detailzahlen hin. Denn der monatliche Anstieg der Baubeginne im Süden der USA war mit 8,7 % nach 9,3 % im Dezember unauffällig, insbesondere, wenn man bedenkt, dass hier der Wiederaufbau nach den Hurrikanen noch im Gange ist. Im Süden dürften nämlich die saisonalen Schwankungen der Bautätigkeit sehr niedrig sein, da die Wintertemperaturen i.d.R. recht mild sind und keine längeren Pausen in der Bauwirtschaft verursachen. Demzufolge sollte hier die Saisonbereinigung keine Kapriolen schlagen, auch wenn die Temperaturen untypisch hoch waren. Ganz anders verhält es sich in den nördlicheren Regionen, wo es gewöhnlich „richtige“ Winter gibt. Hier stiegen die Baubeginne insbesondere im Nordosten (29,2 %) und im mittleren Westen (23,7 %) extrem stark an.

3. Diese sensationell anmutenden Zahlen sollten nicht zu der Erwartung führen, dass für die Bauwirtschaft ein neuer Boom beginnt. Vielmehr dürfte sich derzeit eine langsame Abkühlung im Bereich Wohnungsbau einstellen. Dies zeichnet sich seit September 2005 ab. Damit ist auch heute schon abzusehen, dass die Februarzahlen für die Bautätigkeit im Rückprall auf den guten Januar sehr schwach ausfallen werden, auch wenn der Februar durchschnittliche Temperaturen aufweisen sollte. Umgekehrt sollten diese zu erwartenden schwachen Zahlen nicht als Beleg dafür verwendet werden, dass der Crash am Immobilienmarkt naht. Derzeit, d.h. von Januar bis März, müssen alle Konjunkturindikatoren, die eine gewisse Wettersensitivität aufweisen, mit größter Vorsicht interpretiert werden, da der Januar der wärmste Januar seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen 1895 war.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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