Kommentar
17:46 Uhr, 03.06.2004

USA: Leichte Stimmungseintrübung

1. Die Inflationsentwicklung in Mexiko hat im Juli nicht ganz die Erwartungen erfüllt: Der aktuelle Wert von 0,3 % mom lag über dem Median der Bloomberg-Umfrage (0,2 % mom). Gegenüber dem Vormonat hat sich aber ein Rückgang der Inflationsrate eingestellt, im Juni belief sich der Preisanstieg noch auf 0,5 % mom. Dass sich der Preisanstieg auf Jahressicht deutlich auf 5,5 % yoy erhöhte, hängt vor allem mit einem Basiseffekt zusammen: Im Juli 2001 war die Inflationsrate in den negativen Bereich (-0,3 % mom) gerutscht.

2. Es sind (wieder einmal) die besonders volatilen Nahrungsmittelpreise, die den Preisanstieg anheizten: Sie legten im Juli um 2,2 % mom zu. Auch die Kosten für Ausbildung (0,5 % mom) stiegen überdurchschnittlich stark an. Inflationsdämpfend wirkte hingegen die Preisentwicklung bei Kleidung (-0,4 % mom), Möbeln (-0,3 % mom) sowie bei Wohnen (+0,2 % mom) und Transporten (+0,1 % mom). Letzteres ist auch auf die stabile Ölpreisentwicklung zurückzuführen: Der Preis für "Mexican Mix" lag im Juli durchgängig innerhalb einer engen Bandbreite von +/- 0,6 Dollar/Barrel um den Wert von 23 Dollar/Barrel.

Entsprechend dieser Aufteilung zeigt sich in der Kerninflationsrate, die nicht die besonders volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise berücksichtigt, auch eine deutlich gemäßigtere Inflationsentwicklung als in der Gesamtinflation: Die Kerninflationsrate lag im Juli lediglich bei 0,1 % mom bzw. 3,9 % yoy. In der günstigen Inflationsentwicklung des laufenden Jahres zeigt sich auch, dass sich aus der Abwertung des mexikanischen Peso, die sich seit Jahresbeginn auf 6 % gegenüber dem US-Dollar belief, nur bedingt preissteigernde Effekte ergaben.

3. Von geldpolitischer Seite bleibt in Mexiko das Bild ungetrübt: Die Inflationsentwicklung ist so weit unter Kontrolle, dass die Zentralbank ihr Inflationsziel für die Jahre ab 2003 zuletzt sogar auf 3 % gesenkt hat. Auch bei der Währung gibt es keinen Anlass zur Sorge: Die Abwertung des Peso kann angesichts der zuvor ausgesprochen starken Währung als Kurskorrektur angesehen werden, zumal sie bis jetzt sehr moderat ausfiel. Dementsprechend erwarten wir in den nächsten Monaten auch keinen Kurswechsel hin zu einer restriktiveren Geldpolitik.

Spannender zeigt sich die Entwicklung auf der realwirtschaftlichen Ebene. Mexiko ist in den vergangenen Quartalen nur langsam wieder aus der ökonomischen Siesta erwacht, und auch die Zukunft lässt kein Wachstumsfeuerwerk erwarten. Letzteres ergibt sich einerseits aus der jüngsten Entwicklung in den USA, wo wir nur noch mit einem "Aufschwung ohne Schwung" rechnen. Auch wenn in Mexiko erste Anzeichen der Erholung auf dem Arbeitsmarkt sowie bei Konsum und Investitionen zu erkennen sind, so hängt das Land aufgrund einer relativ hohen Außenhandelsquote (30 %) und der hohen Exportabhängigkeit von den USA (die 2001 82,2 % aller Exporte abnahmen) stark an der Wirtschaftsentwicklung in den Vereinigten Staaten. Zahlen über die aktuelle Entwicklung gibt es in der nächsten Woche, wenn sowohl die Industrieproduktion für Juni (12. August) als auch das BIP-Wachstum für das zweite Quartal (15. August) veröffentlicht werden.

Andererseits bleibt in Mexiko auch die politische Debatte weiter ein leidiges Thema: Nachdem schon Ende 2001 die Verabschiedung der Steuerreform nur bedingt und nach langen Verhandlungen erfolgen konnte, steht nunmehr (im vierten Anlauf) die Liberalisierung des Energiesektors im Parlament zur Debatte. Dadurch soll ein stärkeres Engagement ausländischer Investoren und über den höheren Wettbewerb eine gestiegene Effizienz bei der Energieversorgung erreicht werden. Die Partei von Präsident Fox (PAN) hat dabei schon Abstriche beim Ausmaß der Liberalisierungsschritte vorgenommen, um dadurch die Blockade im Parlament aufzuheben. Die ab September bis Jahresende laufende Parlamentsperiode wird zeigen, ob Mexikos Politiker aus den Versäumnissen südamerikanischer Emerging Markets in der jüngeren Vergangenheit gelernt haben und sich zu einem - ökonomisch wichtigen - Kompromiss durchringen können. Zum Glück befindet sich Mexikos Wirtschaft immerhin mittlerweile in einem derart stabilen Zustand, dass auch eine politische Hängepartie die Perspektiven des Landes nicht vollständig verhagelt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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