Kommentar
18:52 Uhr, 16.03.2007

USA: Lebensmittelpreise treiben Inflation

1. Die Verbraucherpreise sind im Februar um 0,4 % mom und damit etwas kräftiger als erwartet gestiegen. Die jährliche Inflationsrate erhöhte sich dadurch von 2,1 % auf 2,4 %. Es lassen sich insgesamt drei Ursachen für den stärkeren Preisauftrieb verantwortlich machen: die Verteuerung von Energiegütern um durchschnittlich 0,9 % mom, ein Anstieg der Lebensmittelpreise um 0,8 % mom und – ähnlich wie im Januar – ein leicht erhöhter Beitrag von Seiten der Kernrate.

2. Die Verteuerung von Energiegütern ist im Wesentlichen auf eine Zunahme der Preise von Erdgas um 5,0 % mom zurückzuführen. Die Preise für Elektrizität veränderten sich im Monatsvergleich nicht. Benzin verzeichnete mit 0,3 % mom zwar nur einen sehr moderaten Preisanstieg, es ist jedoch bereits abzusehen, dass die Verbraucherpreise im März eine deutliche Zunahme des Benzinpreises widerspiegeln werden.

3. Rechnerisch hat allein die Erhöhung der Lebensmittelpreise gut einen Zehntel Prozentpunkt zum Anstieg der Verbraucherpreise im Monatsvergleich beigetragen. Dies kam nicht vollkommen überraschend, denn bereits im Januar sind die Verbraucherpreise für Lebensmittel um 0,7 % mom gestiegen, und die Erzeugerpreise verzeichnen schon seit Dezember erhöhte Zuwachsraten der Lebensmittelpreise. Im Februar waren es vor allem Obst und Gemüse, die die Verbraucherpreise für Lebensmittel nach oben getrieben haben. Dies lässt sich zumindest zum Teil dadurch erklären, dass die Temperaturen in diesem Monat ungewöhnlich niedrig gewesen sind. In den Erzeugerpreisen ist die Verteuerung von Lebensmitteln jedoch breiter angelegt und erfasst vor allem auch Fleisch und Geflügel. Wir gehen deshalb davon aus, dass zumindest die Verbraucherpreise im März noch durch einen deutlichen Anstieg der Lebensmittelpreise gekennzeichnet sein sollten. Grundsätzlich betrachten wir die Preisausschläge in dieser Komponente jedoch als temporäres Phänomen.

4. In der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie erhöhten sich die Verbraucherpreise um 0,24 % zum Vormonat und damit fast genauso kräftig wie im Januar. Da das Bureau of Labor Statistics den Verbraucherpreisindex und seine Teilkomponenten seit Jahresanfang auf drei Nachkommastellen genau ausweist, macht es nun mehr Sinn, die Veränderungsraten großer Teilaggregate auch in der zweiten Nachkommastelle zu betrachten. Die Wohnungskosten, die gut 42 % des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie ausmachen, verzeichneten wie schon in den beiden Vormonaten eine Zunahme um 0,3 % mom. Sowohl die tatsächlichen Wohnungsmieten als auch die kalkulatorischen Mieten für selbst genutzte Eigenheime (owners´ equivalent rent) wiesen mit 0,4 % mom bzw. 0,3 % mom kräftige Zuwachsraten auf. Die übrigen Bestandteile der Kernrate sind im Februar, genau wie bereits im Januar, um durchschnittlich 0,2 % mom gestiegen. Dies stellt eine nicht unerhebliche Beschleunigung des Preisauftriebs in diesem Bereich dar, denn diese Komponenten verzeichneten in den vergangen beiden Monaten einen stärkeren Anstieg als während der gesamten zweiten Jahreshälfte 2006. Die wichtigsten Preistreiber waren hier im Februar medizinische Dienstleistungen (0,7 % mom) sowie Schulgebühren und Kinderbetreuung (0,6 % mom).

5. Insbesondere diese Details in der Entwicklung der Kerninflation dürften dazu führen, dass die Fed nicht von nachlassenden Inflationsgefahren ausgeht. Genau wie wir selbst hält die Fed einen allmählichen Rückgang der Kerninflation im Verlauf dieses Jahres für wahrscheinlich. Sollte der bereits seit einem Jahr zu beobachtende starke Anstieg der Wohnungsmieten zwar langsam auslaufen, gleichzeitig jedoch eine Wiederbelebung des Preisauftriebs in den übrigen Komponenten der Kerninflation stattfinden, würde dies den von der Fed antizipierten Rückgang der Kernrate in Frage stellen. Sie dürfte deshalb die Inflationsrisiken als anhaltend hoch betrachten und von einer Senkung der Leitzinsen bis auf Weiteres Abstand nehmen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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