Kommentar
07:58 Uhr, 13.04.2006

USA: Kurzfristige Erleichterung beim Handelsbilanzdefizit

1. Das Handelsbilanzdefizit ist im Februar sogar etwas stärker als erwartet von 68,6 auf 65,7 Mrd. US-Dollar zurückgegangen (Bloomberg-Median und DekaBank für den Saldo: -67,5 Mrd. US-Dollar). Die Importe schrumpften um 2,3 %, die Exporte um 1,2 %. Damit hat sich der Handelsbilanzsaldo zumindest im letzten Halbjahr seitwärts entwickelt.

2. Weiterhin verzeichnet die Handelsbilanz in der Kategorie „Dienstleistungen“ einen leichten Über-schuss von 4,3 Mrd. US-Dollar, dies ist man schon seit geraumer Zeit gewohnt. Dieser Saldo bewegt sich seit 1992 in einem engen Band von 2,9 bis 8,5 Mrd. US-Dollar. Dagegen bleibt die Warenbilanz im Keller – für den Februar wurde ein Defizit von 70,1 Mrd. US-Dollar gemeldet. Betrachtet man die einzelnen Gütergruppen, so ist sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen ein Rückgang auf breiter Front festzustellen, der weitgehend als Rückprall nach den Anstiegen vom Vormonat zu interpretieren ist. Bei den Exporten ste-chen insbesondere die Rückgänge bei Computern und Computerzubehör (-5,8 % mom nach +2,9 % im Januar) und bei Telekommunikationsausrüstung (-2,5 % mom nach -2,9 % im Januar) hervor. Allerdings gingen die Exporte im Bereich Investitionsgüter, zu denen diese beiden Teilbereiche gehören, insgesamt nur um 0,8 % zurück, da die Flugzeugexporte erneut kräftig zulegten (10,8 % mom nach 44,1 % im Januar).

Daneben verzeichneten auch die Exporte von Nahrungsmitteln und Getränken einen starken Rückgang (-5,4 % mom nach 10,0 % im Januar).

Bezüglich der Importe sind ebenfalls die Investitionsgüter mit einem Minus von 4,4 % der interessanteste Bereich. Bei diesen sind die Abnahme der Telekommunikationsausrüstungsimporte um 6,4 % und der Flugzeugimporte (-23,7 %) besonders beachtenswert. Zudem gingen die Importe von Autos um 5,8 % zurück, die Importe von Nahrungsmitteln und Getränken um 5,0 %. Ein Anstieg war u.a. bei den Rohöl-importen (11,5 %) zu verzeichnen.

3. Zumindest kurzfristig hat sich also die Entwicklung des Handelsbilanzsaldos etwas entspannt. Die negative Entwicklung im Januar dürfte u.a. von den milden Temperaturen geprägt gewesen sein. Diese hatten für eine ungewöhnlich hohe Konsum- und Bauaktivität gesorgt, was wiederum eine starke Importtätig-keit mit sich brachte. Im normal temperierten Februar hat sich dies nun wieder zurückgebildet. Die weiteren Aussichten sind allerdings nicht besonders gut. Denn angesichts der anhaltend hohen Dynamik der Bin-nennachfrage in den USA, die in den nächsten Monaten nur langsam an Tempo verlieren wird, dürf-te sich das Handelsbilanzdefizit tendenziell weiter ausweiten. Auch der steigende Rohölpreis sollte das seine zu den Importanstiegen beitragen. Die Entwicklung der Exporte kann weiterhin nicht Schritt halten mit der Importdynamik. Jedoch ist dies derzeit kein Thema, das Kopfzerbrechen bereitet. Schließlich gibt es keine Anzeichen dafür, dass es Probleme für die USA gibt, das Defizit zu finanzieren.

4. Nach allem, was bisher bekannt und abzuschätzen ist, dürfte der Außenhandel im ersten Quartal das Wirtschaftswachstum nur leicht gebremst haben. Die Zahlen passen recht gut zu unserer aktuellen Prog-nose eines Zuwachses des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal von etwa 4 % (qoq, ann.).

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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