Kommentar
09:36 Uhr, 26.09.2007

USA: Kredit-Krise oder schwacher Arbeitsmarktbericht?

1. Das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen hat sich im September stärker als erwartet von 105,6 auf 99,8 Punkte eingetrübt (Bloomberg-Median: 104,8 Punkte, DekaBank: 103,5 Punkte). Dies ist der niedrigste Wert seit November 2005 und resultiert sowohl aus einer schwächeren Lage- als auch Erwartungskomponente. Zwei mögliche Erklärungen für die Stimmungseintrübung lassen sich heranziehen: Zum einen könnte sich die Kreditkrise im Vormonat noch nicht gänzlich im Verbrauchervertrauen niedergeschlagen haben. Zum anderen dürfte der äußerst schwache Arbeitsmarktbericht für August die Stimmung im September zusätzlich belastet haben. Zu beachten ist, dass der Erhebungszeitraum am 18.09.07 endete. Somit ist die überraschend kräftige Leitzinssenkung der Federal Reserve, die vermutlich die Stimmung der Konsumenten aufhellen dürfte, nur geringfügig in den heutigen Zahlen enthalten. Eine Aufwärtsrevision der Septemberwerte im Folgemonat (dann liegen auch Umfragewerte für den restlichen Monat vor) ist durchaus möglich.

2. Dass es tatsächlich der schwache Arbeitsmarktbericht gewesen sein könnte, der zu dem niedrigeren Stimmungswert geführt hat, zeigen die Einzelergebnisse der fünf eingehenden Teilbereiche. Denn es sind vor allem die Umfragen die sich auf den Arbeitsmarkt beziehen – und zwar sowohl hinsichtlich der Erwartungen als auch der Lageeinschätzung – die sich im Vergleich zum Vormonat verschlechtert haben.

3. Der Verkauf bestehender Häuser ist im August weniger stark als erwartet von 5,75 Millionen (ann.) auf 5,50 Millionen (ann.) gesunken (Bloomberg-Umfrage: 5,48 Millionen, DekaBank: 5,30 Millionen). Wir hatten aufgrund eines deutlichen Rückgangs der schwebenden Hausverkäufe im Vormonat mit einem kräftigeren Rückgang gerechnet. Die Dauer des Verkaufs erhöhte sich von 9,5 Monaten auf 10,0 Monate, der höchste Wert seit Februar 1988. Insgesamt bestätigen die Zahlen die Entwicklungen der Baubeginne und Baugenehmigungen, die im August auf mehrjährige Tiefstände gefallen waren und damit eine Fortsetzung der Wohnungsbaurezession signalisierten.

4. Die Immobilienpreise sind im April, gemessen an den Case Shiller-Hauspreisindizes, weiter gefallen. So verringerten sich der 10-Städte-Index um 0,6 % und der 20-Städte-Index um 0,5 % gegenüber dem Vormonat. Auch die Jahresveränderungsraten sind mit -4,5 % bzw. -3,9 % im negativen Bereich. Zwar wurden die Vormonate leicht nach oben revidiert, dennoch waren die monatlichen Veränderungsraten noch einmal schwächer als im Vormonat (im Juni: -0,5 % mom für den 10-Städte-Index, -0,4 % für den 20-Städte-Index). Die sich zwischen Februar und Mai eingesetzte Abschwächung des Preisverfalls ist damit erst einmal vom Tisch. Die regionale Aufteilung zeigt, dass im Juli, wie auch schon im Juni, in 10 der 20 Städte die Immobilienpreise gesunken sind.

5. Die Case Shiller-Indizes sind die einzigen monatlich erhobenen Immobilienpreise, die Aufschluss über die tatsächliche Entwicklung der landesweiten Immobilienpreise geben. Gleichwohl haben auch diese beiden Indizes eine entscheidende Schwäche: Sie erfassen nur die Preisentwicklung in den Städten. Zwar wird damit von den Case-Shiller-Indizes die Entwicklung der ländlichen Region nicht berücksichtigt und damit die tatsächliche Abwärtsdynamik überzeichnet. Allerdings werden für den 10-Städte-Index an der Chicago Mercantile Exchange Futures-Kontrakte gehandelt. Gemessen an den aktuellen Kursen (Schlusskurs: 24.09.07) erwartet der Markt weiterhin deutliche Rückgänge. Der 10-Städte-Index wird zum Ende 2007 im Jahresvergleich um 6.3 % schwächer erwartet. Zudem rechnet dieser Markt damit, dass sich die Schwächephase bis Mitte nächsten Jahres noch ausdehnt. Auf Basis dieser Futures-Kontrakte errechnete yoy-Raten zeigen eine Spitze von -7,6 % yoy im Juni 2008. Diese pessimistische Stimmung ist ein gutes Stück der Angst vor den Folgen der Hypothekenkrise geschuldet, zeigt aber auch, dass das Ende der Preisrückgänge in dieser statistischen Abgrenzung noch nicht bevorsteht. Während die Wohnungsbaurezession Anfang 2008 vor ihrem Ende steht, dürfte die Preisbereinigung am Wohnimmobilienmarkt aufgrund der Trägheit dieses Marktes bis zum zweiten Halbjahr 2008 anhalten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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