USA: Konsumpause bei den privaten Haushalten
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1. Die Konsumenten in den USA haben im Juni eine Pause eingelegt: Die privaten Konsumausgaben sind im Juni nominal um 0,7 % gegenüber dem Vormonat gefallen, das war der stärkste Rückgang seit September 2001. Die Märkte wie auch wir wurden von dieser Zahl negativ überrascht (Bloomberg-Median und DekaBank: -0,1 %). Die persönlichen Einnahmen trafen dagegen mit einer Zunahme um 0,2 % weitgehend die Erwartungen (Bloomberg-Median: 0,3 %; DekaBank: 0,2 %). Diese im Vergleich zu den Vormonaten schwache Entwicklung lässt sich durch die Stagnation der gesamtwirtschaftlichen Löhne und Gehälter erklären. Die Sparquote stieg von (nach unten revidierten) 1,2 % auf 2,0 %.
2. Die um Preisniveauveränderungen bereinigten realen privaten Ausgaben fielen sogar um 0,9 % gegenüber dem Vormonat. Der Preisdeflator PCE verharrte auf 2,5 % (yoy), der weniger schwankungsanfällige Deflator ohne Nahrungsmittel und Energie lag wie schon im Vormonat bei 1,5 %. Die unverändert hohen Preissteigerungen, die insbesondere auf die Energiepreisentwicklung der letzten Monate zurückzuführen sind, mögen ein Grund für die gesunkene Kauffreude der Konsumenten im Juni gewesen sein.
3. Das Rätsel um den starken Rückgang der privaten Ausgaben ist nicht einfach zu lösen: Lag es am Benzinpreis? Die Benzinpreise waren im Juni zwar höher als noch einige Monate zuvor, aber gegenüber dem Mai waren sie rückläufig. Das Verbrauchervertrauen vom Juni hatte demzufolge auch kräftig zugelegt. Bliebe also höchstens die Erklärung, dass die Verbraucher erst jetzt auf die Benzinpreiserhöhungen der Vormonate reagiert haben. - Waren es die gestiegenen Hypothekenzinsen? Dann stellt sich aber die Frage, warum der private Konsum darauf so stark reagieren sollte, wenn es die zinsreagibleren Bauausgaben kaum getan haben. - Ein wichtiger Grund war sicherlich die Stagnation der Löhne und Gehälter, von dieser Seite kam kein Anreiz, den Konsum auszuweiten. Dagegen kann allerdings argumentiert werden, dass die Haushalte dank der kräftigen Einkommenssteigerungen der vergangenen Monate genügend Geld beiseite gelegt haben (immerhin etwa 80 Mrd. US-Dollar), um weiterhin guten Gewissens Ausgabensteigerungen verkraften zu können.
4. Der hohe Rohölpreis und die daraus resultierenden hohen Benzinpreise haben einen Einfluss auf das Konsumverhalten der privaten Haushalte. Der Kaufkraftentzug durch die Preiserhöhungen war zwar im ersten Quartal 2004 nur im Vergleich zwischen nominalem und realem Konsum sichtbar, jedoch nicht so sehr in einem Abflauen der realen Zuwachsrate: Während bei den nominalen, also nicht preisbereinigten Konsumausgaben ein Plus von 7,5 % erzielt wurde (und damit sogar noch mehr konsumiert wurde als im starken dritten Quartal 2003), ergab sich in realer Rechnung "nur" ein Plus von 4,1 %. Im zweiten Quartal nun stieg der private Konsum in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen lediglich um 1,0 % gegenüber dem Vorquartal. Haben die Haushalte jetzt auf die höhere Inflation reagiert und schränken ihren Konsum nachhaltig ein, in der Erwartung weiter steigender Preise? Wenn dem so wäre, müsste mit einer nunmehr beginnenden konjunkturellen Abkühlung gerechnet werden. Dass mit einem dauerhaft hohen Rohölpreis auch die Benzinpreise wieder nach oben gehen werden, ist unzweifelhaft, auch wenn derzeit noch eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten ist.
5. Und so bleibt im Augenblick auf all die Rätselhaftigkeiten der heutigen Zahlen die Erkenntnis: Vorläufig gehen wir weiterhin davon aus, dass es sich mit der Schwäche des privaten Verbrauchs im zweiten Quartal nur um eine Konsumdelle handelt. Sollte aber der Rohölpreis auf dem hohen Niveau von über 40 US-Dollar verbleiben, ohne dass gleichzeitig ein kompensierender Faktor eintritt (bspw. eine starke Lohn- und Gehaltsentwicklung oder aber eine starke Verringerung der Renditeniveaus), dann sehen wir ein Abwärtsrisiko für unsere Prognose der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. Denn wenn der private Konsum als Konjunkturmotor langsamer dreht, wird die Gesamtwirtschaft deutlich an Dynamik einbüßen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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