USA: Konsumklima wenig euphorisch
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1. Soeben ist der vorläufige Wert für den Konsumklimaindex der University of Michigan im Juli herausgekommen. Trotz festerer Aktienmärkte und der Versendung von Steuerschecks hat sich die Verbraucherstimmung nur wenig von 89,7 Punkten auf 90,3 Punkte verbessert (Bloomberg-Umfrage: 91,0 Punkte; DekaBank: 92,0 Punkte). Während sich die Lagekomponente deutlich um 7,4 Indexpunkte erhöht hat, ist die Komponente für den Ausblick um 3,7 Punkte zurückgegangen. Die Konsumenten sind vorsichtig im Hinblick auf die anstehende konjunkturelle Belebung, die sie selbst maßgeblich voranbringen sollen. Die zyklischen Impulse, vor allem von den Steuererleichterungen, werden die Konsumausgaben steigen lassen. Aber von Euphorie bei den amerikanischen Haushalten zu sprechen, wäre nicht nur angesichts der heutigen Daten verfehlt. Erst mit einer Besserung am Arbeitsmarkt wird es eine stärkere Stimmungsaufhellung geben können.
2. An dieser Stelle sei ein Nachtrag zur letzten Rezession in den Vereinigten Staaten angefügt: Beim National Bureau of Economic Research (NBER) gibt es ein Business Cycle Dating Committee, das für die konkrete Terminierung der "offiziellen" Rezessionsphasen verantwortlich ist. Gestern gab es von dort eine Pressemitteilung, nach der die letzte Rezession in den Vereinigten Staaten im November 2001 geendet hat. Der Beginn der damaligen Rezession wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt auf den März 2001 terminiert.
Die Entscheidung des NBER, ob ein konjunktureller Umkehrpunkt vorliegt, wird im Wesentlichen anhand von vier makroökonomischen Indikatoren getroffen: Industrieproduktion, Beschäftigung (ohne Landwirtschaft), persönliche Einkommen (ohne Transfers) und die Umsätze des Produzierenden Gewerbes und des Handels. Speziell bei der gestrigen Entscheidung spielte auch das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2001 eine Rolle. Nach drei Quartalsrückgängen stieg das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal um 2,3 % (annualisiert) gegenüber dem Vorquartal an. Der Verlauf der vier "NBER-Indikatoren" deutet eine Divergenz zwischen den Zeitreihen an. Während die Industrieproduktion und die Anzahl der Beschäftigten noch nicht das Niveau vom Beginn der Rezession erreicht haben, zeigen die beiden anderen Zeitreihen eine expansive Entwicklung seit November 2001 an, und das Niveau zu Beginn der Rezession wurde bereits überschritten.
3. Unser Rezessionsindikator, mit dem wir die Wahrscheinlichkeit einer Rezession berechnen, steht im Einklang mit der Entscheidung des NBER, den jüngsten konjunkturellen Umkehrpunkt in den November 2001 zu legen. Der Indikator zeigt bis einschließlich November 2001 eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 80 % und sinkt in den Monaten danach bis auf Null. Seit Juli 2002 stieg die Rezessionswahrscheinlichkeit wieder auf bis zu 60 % im März 2003. Dies bedeutet nicht, dass tatsächlich eine erneute Rezession vorliegt. Aufgrund von neuen makroökonomischen Daten kann der hohe Wert durchaus wieder nach unten revidiert werden kann. Daher zeigt der Indikator letztendlich die aktuelle konjunkturelle Schwächephase der USWirtschaft an, aber keine Rezession.
4. Welche Bedeutung hat die Terminierung der Rezession auf die aktuelle Konjunktureinschätzung? Beim NBER war sicherlich eine Frage, ob man nicht das Ende der Rezession hätte später festlegen sollen, da die Erholung in 2002 aufgrund des Irakkriegs wieder einen Dämpfer erhalten hatte. Diese Schwächephase um den Jahreswechsel 2002/03 ist aber nicht zu vergleichen mit der "Doppelrezession" Anfang der achtziger Jahre. Zu unserem Rezessionsindikator passend hat man sich beim NBER für eine kurze Rezession entschieden. Betrachtet man die aktuelle Entwicklung der vier für das NBER hauptsächlich relevanten Indikatoren, das seit dem vierten Quartal 2001 in jedem Vierteljahr gestiegene Bruttoinlandsprodukt sowie die Perspektiven für das zweite Halbjahr 2003 und das kommende Jahr, dann bleibt nur eine Schlussfolgerung: Trotz des kriegsbedingten Rückschlags im Herbst 2002 und im Frühjahr dieses Jahres befindet sich die amerikanische Volkswirtschaft seit gut eineinhalb Jahren in einer Aufschwungsphase.
Quelle: Deka / Quelle: www.Fonds-Reporter.de
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