Kommentar
17:49 Uhr, 17.06.2005

USA: Konsumklima steigt deutlich

1. So leicht sind die US-Verbraucher glücklich zu machen: Die fallenden Benzinpreise und die steigenden Aktienmärkte haben das Konsumklima der Universität von Michigan wieder auf 94,8 Punkte, den höchsten Wert seit Januar 2005, klettern lassen. Dies bedeutete eine positive Marktüberraschung (Bloomberg- Median: 88,8 Punkte; DekaBank: 89 Punkte). Dabei stieg die Lagebeurteilung um 5,5 auf 104,9 Punkte an. Einen noch höheren Zugewinn verbuchten die Erwartungen mit +9,5 Punkten. Sie liegen jetzt wieder bei 84,8 Punkten.

2. Dieser Indikator zeigt erneut, dass die Verbraucher in den USA derzeit unerschütterlich sind. Mag es auch am Arbeitsmarkt wechselhaft zugehen und mag die Industrie leicht schwächeln, doch solange der private Konsum als Stütze des Wirtschaftswachstums erhalten bleibt, machen wir uns keine großen Sorgen um die Fortdauer der konjunkturellen Expansion.

3. Mit einer Rekordzahl im Außenhandel hatten viele gerechnet, aber in dem Ausmaß dann doch nicht: Im ersten Quartal 2005 hat der Leistungsbilanzsaldo mit -195,1 Mrd. US-Dollar seinen Rekordkurs fortgesetzt. Dies entspricht einem Defizit von 6,4 % in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt – auch dies ist ein Rekordwert. Sowohl die von Bloomberg befragten Analysten als auch wir hatten mit einem geringeren Defizit gerechnet (Bloomberg-Median und DekaBank: -190,0 Mrd. US-Dollar).

Zu dem dicken Minus steuerte die Handelsbilanz den Löwenanteil von -171,8 Mrd. US-Dollar bei (viertes Quartal 2004: -169,2 Mrd. US-Dollar). Diese Teilbilanz war durch die monatlich veröffentlichte Handelsbilanz bereits bekannt. Somit lag die eigentliche Überraschung in dem ungewöhnlich hohen Defizit der Bilanz der laufenden Übertragungen in Höhe von 27,1 Mrd. US-Dollar.

4. Das Handelsbilanzdefizit wurde vom vierten zum ersten Quartal um 2,6 Mrd. US-Dollar und damit im Vergleich zu den Vorquartalen eher geringfügig ausgeweitet. Doch der Importhunger der USA ist weiterhin beträchtlich, und an den Details der Aprilzahlen für die Handelsbilanz war schon abzulesen, dass sich dieses Defizit auch weiterhin ausweiten wird. Der Saldo der laufenden Übertragungen war insbesondere geprägt durch die Kapitalbeihilfen des Staates. Diese betrugen 9,0 Mrd. US-Dollar nach zuvor 5,7 Mrd. Hierunter fallen insbesondere auch Entwicklungshilfezahlungen.

5. Bisher hat also die Schwäche des US-Dollars wenig Auswirkungen auf die Leistungsbilanz gezeigt. Und mit der neuerlichen Stärke des US-Dollars seit Mai sinken die Hoffnungen auf einen baldigen Rückgang des Leistungsbilanzdefizits weiter. Solange in den USA wenig Wille zu stärkerem Sparen besteht und gleichzeitig andere große Volkswirtschaften der Welt wie Deutschland und Japan unter einer dauerhaft schwachen Binnennachfrage leiden, dürfte sich an den hohen und steigenden Leistungsbilanzdefiziten in den USA auch wenig ändern.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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