Kommentar
20:49 Uhr, 12.05.2006

USA: Konsumenten realisieren Benzinpreisanstieg

1. Im vergangenen Monat hatte man sich bei der Veröffentlichung der Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte noch gewundert. Trotz eines kräftigen Anstiegs der Benzinpreise war von einer Stimmungseintrübung nichts zu sehen. Diese Stimmungseintrübung scheint sich nun im Mai zu vollziehen. Das Konsumklima der Universität von Michigan verringerte sich überraschend deutlich von 87,4 Punkten auf 79,0 Punkte (Bloomberg-Umfrage: 86,0 Punkte, DekaBank: 87,0 Punkte). Sowohl die Erwartungskomponente (68,0 Punkte nach 73,4) als auch die Lagekomponente (96,2 Punkte nach 109,2) gab spürbar nach.

2. Das Handelsbilanzdefizit hat sich im März anders als erwartet auf 62,0 Mrd. US-Dollar zum zweiten Mal in Folge verringert. Sowohl die von Bloomberg befragten Analysten als auch wir hatten mit einer Ausweitung des Defizits gerechnet (Bloomberg-Umfrage für den Saldo: -67,0 Mrd. US-Dollar, DekaBank: -66,8 Mrd. US-Dollar) Hintergrund für die Verringerung war ein Anstieg der Exporte um 1,9 % gegenüber dem Vormonat sowie ein Rückgang der Importe um 0,8 %.

3. Der Exportzuwachs resultierte aus einem Anstieg der Güter (2,2 %) und der Dienstleistungen (1,3 %). Das Plus bei den Exportgütern lässt sich als Rückprall nach einem schwächeren Februar interpretieren. Anhand der Teilstatistiken ist dies beispielsweise bei den Investitionsgütern erkennbar. Die Ausfuhren in diesem Bereich stiegen um 1,5 % mom nach einem Rückgang im Vormonat um 0,7 %. Nochmals schwach war dagegen die Exportentwicklung im Bereich Automobile (-4,2 % mom).

Ein Rückgang der Einfuhren war sowohl bei den Gütern (-0,8 %) als auch bei den Dienstleistungen (-0,5 %) zu beobachten. Die Wareneinfuhr war zwar kräftig in den Bereichen Investitionsgüter (+4,5 % mom) und Konsumgüter (+2,5 % mom), allerdings äußerst schwach im Bereich der Industriegüter (-6,6 %). Hinter diesem Rückgang verbirgt sich ein deutliches Minus bei den Rohöleinfuhren (-8,7 %). Da der Rohölpreis im März gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert war, dürfte hierfür ein kräftiger Nachfragerückgang verantwortlich sein.

4. Für das vor gut zwei Wochen als vorläufiger Wert veröffentlichte Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal wurden vom Bureau of Economic Analysis (BEA) für einige Werte Setzungen vorgenommen, beispielsweise für die Außenhandelsdaten im März. Die heutigen Handelsbilanzzahlen waren auch für das BEA überraschend. Sie wichen deutlich von den Setzungen ab. Hieraus ergibt sich ein Aufwärtsrevisionsbedarf. Wurde bisher vom Außenhandel ein negativer Wachstumsbeitrag ausgewiesen, dürfte dieser nun kaum noch gebremst haben.

5. Der kräftige Anstieg der Rohölpreise im April sollte bereits dazu führen, dass sich das Handelsbilanzdefizit im April wieder alten Höchstständen nähert. Die jüngste Abwertung des US-Dollars in den vergangenen Wochen war zwar kräftig, spielt aber zumindest kurzfristig aufgrund der Wirkungsverzögerungen keine Rolle. Eine Abwertung des US-Dollars alleine kann eine Ausweitung des Defizits vermutlich nicht verhindern. Hierfür sorgt schon die Tatsache, dass die Exporte bei der von uns prognostizierten Importdynamik sehr stark steigen müssten, um eine Besserung des außenwirtschaftlichen Ungleichgewichts zu erreichen. Die aktuelle Stimmungseintrübung der privaten Haushalte könnte zwar ein Indiz für ein langsames Nachlassen der Nachfrage sein. Gleichwohl ist die Einkommensentwicklung weiterhin so stark, dass eine Konsumzurückhaltung in einem Ausmaß, das zu einer nennenswerten Konsolidierung des Handelsbilanzdefizits führen würde, nicht zu erwarten ist.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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