Kommentar
17:50 Uhr, 17.10.2008

USA: Konsumenten reagieren verschnupft auf die Verschärfung der Kreditkrise

1. Bei den US-Verbrauchern hat in den vergangenen Wochen ein deutlicher Themenwechsel und damit ein Stimmungswandel eingesetzt. Waren es in den vergangenen Monaten die Benzinpreisentwicklungen, die erst für eine Stimmungsverschlechterung mit anschließender leichter Stimmungsaufhellung gesorgt haben, ist nun die Kreditkrise bzw. die Entwicklungen an den Kapitalmärkten der bestimmende Einflussfaktor geworden. Im Oktober ist das Konsumklima der Universität von Michigan deutlich von 70,3 Punkten auf 57,5 Punkte gefallen (Bloomberg-Median: 65,0 Punkte; DekaBank: 64,0 Punkte). Der Stimmungswandel kommt nur insoweit überraschend, weil sich die historisch stark fallenden Benzinpreise nicht niedergeschlagen haben. Dies zeigt auch der Blick auf die Inflationserwartungen, die sich auf Sicht von einem Jahr leicht auf 4,5 % erhöht haben. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten das Konsumklima noch unter den bisherigen Jahrestiefstand von 56,4 Punkten sinken wird.

2. Die Baubeginne sind im September auf 817.000 (ann.) gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit Januar 1991. Die Baugenehmigungen sind im September mit 786.000 (ann.) ebenfalls deutlich gesunken. Diese beiden aktuellen Bauindikatoren deuten an, dass die Wohnungsbaurezession in eine neue Phase getreten sein könnte: Bislang sanken die Wohnungsbauinvestitionen, weil in den Jahren zuvor Überinvestitionen getätigt wurden. Die Hypothekenkrise, die bereits im Frühjahr letzten Jahres begann, mag in den vergangenen Quartalen ebenfalls eine Belastung dargestellt haben. Allerdings wirkt eine Kreditverknappung nur dann belastend, wenn eine grundsätzliche Nachfrage nach Immobilien nicht mehr fremdfinanziert wird. Seit dem Spätsommer dieses Jahres deutet sich an, dass diese Nachfrage, bedingt durch das allgemeine Bevölkerungswachstum, wieder ausreichend stark sein dürfte, um für eine steigende Bautätigkeit zu sorgen. Die erneuten Rückgänge bei den Bauindikatoren deuten daraufhin, dass nun die Kreditverknappung bei der Bautätigkeit wirksam wird. Die Kreditkrise, die ihren Anfang im Immobilienmarkt hatte, sorgt nun für eine weitere Verschlechterung des Immobilienmarktes. Somit ist mit einer Fortsetzung der Wohnungsbaurezession auch in den kommenden Monaten zu rechnen. Positiv ist, dass eine sinkende Bautätigkeit und damit ein sinkendes Angebot an Häusern Rückgänge bei den Immobilienpreisen begrenzen helfen und somit den Abschreibungsbedarf für die Banken nicht zusätzlich erhöht. Der Nachteil ist, dass die Geschäftsbanken nur ein geringes Neugeschäft im Hypothekengeschäft genieren und somit zukünftig geringere Einnahmen aus diesem Geschäftsfeld erwarten müssen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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