USA: Konsument in Kauflaune - trotz Abschwächung am Arbeitsmarkt
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1. Die Einzelhandelsumsätze haben im Januar ihren Abwärtstrend nicht fortgesetzt. Entgegen den allgemeinen Erwartungen stiegen die Umsätze um 1,0 % gegenüber dem Vormonat an (Bloomberg-Median: -0,8 %; DekaBank: -0,7 %). Dies ist der erste monatliche Zuwachs seit Juni vergangenen Jahres. Auch in der Abgrenzung ohne Autos lagen die Umsätze überraschend um 0,9 % höher als im Vormonat (Bloomberg- Median: 0,4 %; DekaBank: 0,0 %).
2. Die positive Überraschung erhält noch zusätzliches Gewicht, weil der Zuwachs nicht auf einen Sondereffekt zurückzuführen ist, sondern sich auf fast alle Bereichen erstreckt. Auffallend hierbei ist allerdings, dass die Umsätze der Autohändler angestiegen sind. Denn im Januar sind die inländischen Fahrzeugverkäufe um über 10 % gegenüber dem Vormonat geradezu eingebrochen. Da man Preiserhöhungen wohl aufgrund des schwierigen Marktumfeldes eher ausschließen kann, ergibt sich hier eine nicht zu erklärende Diskrepanz (die leider allzu häufig auftritt). Der Umsatzzuwachs der Tankstellenbetreiber ist gemessen an den gestiegenen Benzinpreisen im Januar sogar geringer als von uns erwartet. Die privaten Haushalte scheinen also ihre Benzinnachfrage wieder zu verringern. Davon abgesehen überwiegen aber in den anderen Teilbereichen die Umsatzzuwächse. Der Anstieg in der Teilabgrenzung ohne Autohändler und ohne Tankstellen ist mit 0,8 % der höchste seit Mai 2008. Rechnet man zusätzlich die Umsätze der Baumärkte heraus (dies ist die statistische Abgrenzung, die in die Berechnung der privaten Konsumausgaben des Bureau of Economic Analysis für die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einfließt; die weiteren Teilbereiche werden vom BEA selbst geschätzt), dann liegt nach dieser statistischen Abgrenzung mit 1,2 % sogar der stärkste monatliche Zuwachs seit drei Jahren vor.
3. In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs würden wir die heutigen Einzelhandelsumsätze als einen Rückpralleffekt nach schwachen Vormonaten interpretieren. Derzeit befindet sich die US-Wirtschaft allerdings in einer der schwersten Rezessionen seit dem zweiten Weltkrieg. Indikatoren, die einen Zuwachs der wirtschaftlichen Aktivität signalisieren, sind derzeit eher überraschend. Auffallend ist natürlich die Diskrepanz zwischen der Arbeitsmarktentwicklung und den Einzelhandelsumsätzen. Solange sich der Arbeitsmarkt in einer solch ausgeprägten Abwärtsdynamik befindet, kann grundsätzlich nicht von einer Trendwende hin zu einer steigenden Konsumtätigkeit der privaten Haushalte ausgegangen werden. Somit signalisieren die heutigen Umsatzahlen sicherlich nicht das Ende US-Rezession. Ein Lichtblick am Horizont sind sie aber allemal.
4. In den vergangenen Tagen wurden mehrere makroökonomische Statistiken veröffentlicht, die Aufschluss über den möglichen Revisionsbedarf des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal 2008 liefern. Dieses wurde in der ersten vorläufigen Schätzung mit einer überraschend geringen Schrumpfungsrate von -3,8 % (qoq, ann.) vom Bureau of Economic Analysis (BEA) bekannt gegeben. Wie üblich musste das BEA hierbei für mehrere Teilstatistiken Setzungen vornehmen, für die jetzt sukzessive davon abweichende Ist-Daten gemeldet wurden. Hinzu kommen übliche Revisionen von monatlichen Konjunkturindikatoren. Insgesamt ergibt sich aus den zur Verfügung stehenden aktuellen Zahlen folgendes Bild hinsichtlich des Revisionsbedarfs: Das nominale BIP dürfte im vierten Quartal um rund 140 Mrd. US-Dollar (ann.) nach unten revidiert werden. In realer Rechnung sind dies 3 ¾ Prozentpunkte weniger als bisher gemeldet. Dies wäre die mit hohem Abstand höchste Revision für ein einzelnes Quartal bei dessen Zweitveröffentlichung. Gegenbuchungen, die den Revisionsbedarf verringern können, sind durchaus möglich. Zumal nur von Teilbereichen einzelner Aggregate Setzungen des BEA veröffentlicht werden. Man darf also gespannt sein, wie stark die Schrumpfungsrate des vierten Quartals revidiert werden wird. Der Veröffentlichungstermin ist der 27.02.09.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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