USA: Konsum brummt, Außenbeitrag bremst
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1. Auf den ersten Blick war es eine Enttäuschung: Der auf das Jahr hochgerechnete Anstieg des Bruttoinlandsprodukts ist im vierten Quartal mit 3,1 % gegenüber dem Vorquartal schwächer ausgefallen, als von uns und den Märkten erwartet worden war (Bloomberg-Umfrage: 3,5 %, DekaBank: 3,4 %). Dies war schließlich der schwächste Anstieg des US-Bruttoinlandsprodukts seit dem ersten Quartal 2003. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass man kaum von einer konjunkturellen Verlangsamung sprechen kann. Zwar zeichnet sich bei den gewerblichen Investitionen durchaus eine Normalisierung der Entwicklung ab. Gleichwohl lassen sich die erneut kräftigen Zuwächse des privaten Konsums und der Importe nicht mit der Aussage einer spürbaren Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik vereinbaren.
2. Die privaten Konsumausgaben haben auch im vierten Quartal 2004 den mit Abstand stärksten Wachstumsbeitrag leisten können. Der Quartalsanstieg (ann.) war mit 4,6 % etwas kräftiger als erwartet (Bloomberg-Umfrage: 4,3 %, DekaBank: 4,4 %). Bisher sind auf Monatsbasis nur die Werte für Oktober und November bekannt, der Dezemberwert wird am kommenden Montag bekannt gegeben. Die heutigen Quartalsdaten lassen darauf schließen, dass der Dezember einen äußerst kräftigen monatlichen Anstieg der privaten Konsumausgaben aufgewiesen hat, zusätzlich stimuliert von kleinen "Geschenken" wie der hohen Dividendenausschüttung von Microsoft im Dezember. Berücksichtigt man die von uns prognostizierten Arbeitsmarktentwicklung mit recht kräftigen Beschäftigungszuwächsen in den kommenden Monaten wird die Konsumdynamik auch weiterhin hoch sein.
3. Eine gewisse Normalisierung ist im vierten Quartal 2004 bereits bei der Investitionstätigkeit zu erkennen gewesen, nachdem die steuerlichen Anreize für Investitionen zum Jahresende ausgelaufen sind: Die Analageinvestitionen sind mit einem Quartalsanstieg von 6,7 % (ann.) zwar alles andere als unbefriedigend ausgefallen. Gleichwohl entwickelten sie sich etwas schwächer als von uns erwartet, und hier liegt auch unser größter Prognosefehler. Diese Fehleinschätzung resultiert allerdings weniger aus der Prognose der gewerblichen Investitionen, die mit einem Anstieg um 10,3 % nochmals einen zweistelligen Zuwachs aufgewiesen haben. Vielmehr waren die schwachen Wohnungsbauinvestitionen schuld (+0,3 %). Trotz weiterhin günstiger Finanzierungsmöglichkeiten (die Mortgage Rate sank im vierten Quartal nochmals gegenüber dem Vorquartal) scheint hier die Luft etwas heraus zu sein. Die Überraschung bei den Lagerinvestitionen hielt sich dagegen in Grenzen. Diese beliefen sich auf 45,8 Mrd. US-Dollar und lieferten damit einen vergleichsweise geringen Wachstumsbeitrag von 0,4 Prozentpunkten.
4. Und wo hängt dann der Pferdefuß? - Die vordergründige konjunkturelle Abschwächung der US-Wirtschaft im vierten Quartal resultierte vom Außenhandel. Und gerade hier kann nicht von einer schwächeren Binnendynamik gesprochen werden, weil die Importe um satte 9,1 % gegenüber dem Vorquartal zulegten. Allerdings fehlte ein nennenswerter Ausgleich von der Exportseite - diese sanken sogar um 3,9 % - sodass der negative Wachstumsbeitrag vom Außenhandel mit 1,7 Prozentpunkten beträchtlich ist. Die Exportschwäche im vierten Quartal resultierte aus einer enttäuschenden kanadischen Importentwicklung im November - immerhin dem wichtigsten Handelspartner der USA. Zwar hat der US-Dollar in den vergangenen Monaten gegenüber dem kanadischen Dollar abgewertet (was eigentlich ein Argument für stärke US-Exporte bzw. stärkere kanadische Importe ist), gleichwohl hat diese Abwertung zu einer deutlichen Abkühlung der kanadischen Volkswirtschaft geführt, was letztendlich das stärkere Gewicht hatte für die Importentwicklung von Kanada.
5. Und so hängen zwar weiterhin mit dem hohen Haushaltsdefizit und dem Leistungsbilanzdefizit dunkle Wolken am Horizont, aber die stören im Augenblick nicht weiter: Die Binnenkonjunktur läuft, die privaten Haushalte konsumieren fröhlich, die Investitionen legen zu. Damit hat das schwächere Wachstum im vierten Quartal zwar etwas enttäuscht, dank der letztlich guten Detaildaten bleiben die Aussichten jedoch gut.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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