Kommentar
12:24 Uhr, 16.10.2009

USA: Kerninflation nimmt im September leicht zu

1. Im September sind die Verbraucherpreise erwartungsgemäß um 0,2 % mom gestiegen. Auch ihre Jahresveränderungsrate hat dadurch leicht zugenommen, bleibt mit -1,3 % allerdings weit im negativen Terrain. Einen wesentlichen Beitrag zum Preisauftrieb im Monatsvergleich leisteten Energiegüter und -dienstleistungen mit Erhöhungen um durchschnittlich 0,6 % mom. Diese sind allerdings lediglich ein Resultat der Saisonbereinigung. Unbereinigt gingen die Preise in diesem Bereich um 1,3 % mom zurück. Da zu dieser Jahreszeit deutliche Preissenkungen bei Benzin, Elektrizität und Erdgas jedoch der Regelfall sind, resultieren auf saisonbereinigter Basis sogar Preiserhöhungen. Die Preise von Lebensmitteln gaben leicht um 0,1 % mom nach und liegen damit 0,2 % unter dem Vorjahresniveau. Die Entwicklung war hier zuletzt sehr uneinheitlich. Seit Jahresanfang standen sechs Monaten mit Preissenkungen drei mit Preiserhöhungen gegenüber.

2. In der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie war der Preisauftrieb mit 0,2 % mom (auf zwei Nachkommastellen gerundet: 0,16 %) etwas stärker als erwartet und auch etwas höher als in den beiden Vormonaten. Dies sollte aber dennoch nicht als Indiz für eine wieder zunehmende Kerninflation interpretiert werden. Starke Preissteigerungen waren vor allem bei Autos zu verzeichnen. So legten die Preise von Neuwagen um 0,4 % mom zu, nachdem sie im Vormonat um 1,3 % gesunken waren. Beides dürfte mit dem „Cash for Clunkers“-Programm zusammenhängen, das Ende Juli begann und Ende August auslief. Da die Abwrackprämie in den USA in einem Transfer an den Autohändler bestand, ging sie mit einer temporären Senkung des im Verbraucherpreisindex erfassten Verkaufspreises einher. Das Bureau of Labor Statistics teilte auf seiner Website mit, dass sich diese Effekte des Cash for Clunkers-Programms lediglich bis in den September erstreckt haben sollten. In den kommenden Monaten wäre somit nicht mit weiteren starken Preisanstiegen bei Neuwagen zu rechnen. Auch die in den vergangenen Monaten ungewöhnlich starken Preissteigerungen bei Gebrauchtwagen dürften zumindest teilweise mit dem Cash for Clunkers-Programm in Verbindung stehen und sich damit nicht längerfristig fortsetzen.

3. Eine weitere stark zu beachtende Komponente der Verbraucherpreise sind die Wohnungsmieten, die allein gut 42 % des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie ausmachen. Bereits seit Frühjahr 2007 hat sich der Anstieg der Wohnungsmieten abgeschwächt, und dies zuletzt mit zunehmendem Tempo. Auch im September war der Anstieg der Mieten mit knapp 0,1 % mom gering. Insbesondere die beiden schwergewichtigen Bereiche „owners´ equivalent rent“ (kalkulatorische Mieten für selbst genutzte Eigenheime) und „residential rent“ (Mietwohnungen im engeren Sinne) verzeichneten im September Rückgänge um jeweils 0,1 % mom, was sehr außergewöhnlich ist. Die rückläufigen Mieten sind weniger eine Folge der gesunkenen Immobilienpreise als vielmehr das Resultat einer schwachen Einkommensentwicklung und hoher Leerstandsraten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die hohe Persistenz der Wohnungsmieten, d.h. sie folgen einem längerfristigen Trend und ändern ihre Richtung nur sehr langsam. Insofern ist von dieser Seite auch mittelfristig kein Aufwärtsdruck auf die Kerninflation zu erwarten.

4. Obwohl der Preisauftrieb in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie im September etwas stärker ausgefallen ist als erwartet, steht er dennoch nicht im Widerspruch zu unserer Einschätzung, dass die Kerninflation noch für längere Zeit relativ niedrig bleiben wird. Insbesondere im Bereich der Konsumgüter, die knapp 28 % des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie ausmachen, haben sich die sinkenden Lohnstückkosten und die niedrige Kapazitätsauslastung der Industrie bislang noch nicht in vollem Umfang ausgewirkt. Es erscheint uns daher wahrscheinlich, dass weite Teile der beginnenden konjunkturellen Erholung mit einer anhaltend niedrigen Kerninflation einhergehen werden.

Quelle: Deka Bank

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