Kommentar
08:56 Uhr, 20.04.2006

USA: Kerninflation im März unerwartet hoch<br />

1. Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im März im Rahmen der Erwartungen um 0,4 % gegenüber dem Vormonat gestiegen, die Jahresrate verringerte sich aufgrund eines Basiseffekts aber dennoch auf 3,4 % nach 3,6 % im Februar. Überraschend ist dagegen der Grund für den kräftigen Preisauftrieb. Statt einer allgemein erwarteten deutlichen Verteuerung von Benzin erhöhte sich der Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie überraschend um 0,3 % gegenüber dem Vormonat, nachdem er im Februar noch mit einem moderaten Anstieg von nur 0,1 % mom überrascht hat. Die Jahresrate der Kerninflation verharrte auf dem Niveau von 2,1 %. Die Kerninflation gilt als Maßstab für den mittelfristigen Trend der Preisentwicklung und erfährt insbesondere von Seiten der Fed eine besondere Aufmerksamkeit. Dementsprechend wird ihre heute verzeichnete Beschleunigung den an den Finanzmärkten herrschenden Erwartungen in Bezug auf weitere Leitzinserhöhungen neue Nahrung geben.

2. Ursächlich für die hohe Kerninflation im März ist zum einen eine starke Erhöhung der Kosten des Wohnens um 0,4 % im Monatsvergleich. Diese Komponente besitzt mit einem Anteil von mehr als 41 % eine erhebliche Bedeutung für den Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie. Gleichzeitig ist sie jedoch durch eine sehr hohe Volatilität auf Monatsbasis gekennzeichnet, und ihre Jahresrate von 2,5 % weist keinen nach oben gerichteten Trend auf.

Zum anderen trug eine Verteuerung von Kleidung um 1,0 % mom zur Kerninflation bei. Damit wurde jedoch lediglich der unerwartete Rückgang der Preise von Bekleidung im Februar ausgeglichen, der für die seinerzeit geringe Kerninflation von 0,1 % mom ausschlaggebend gewesen ist. Insgesamt sollte der Anstieg des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie im März daher genauso wenig überinterpretiert werden wie die geringe Veränderungsrate im Februar. Im Durchschnitt beider Monate entwickelte sich die Kerninflation in etwa gemäß ihrem mittelfristigen Trend. Für die kommenden Monate rechnen wir allerdings mit einer temporären Beschleunigung der Kerninflation infolge der Anspannung am Arbeitsmarkt und der Weitergabe der gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten. Wie die gestern veröffentlichten Protokolle des Zinsentscheids vom 28. März gezeigt haben, wird diese Einschätzung vom Federal Open Market Committee geteilt.

3. Die Energiepreise erhöhten sich im März lediglich um 1,3 % mom. Einer Verteuerung von Benzin um 3,6 % standen sinkenden Preise von Erdgas und Elektrizität gegenüber. Für die kommenden Monate ist jedoch bereits abzusehen, dass der Benzinpreis wieder in höherem Maße zum Preisauftrieb beitragen wird. So stieg der durchschnittliche Preis für eine Gallone Kraftstoff Mitte April auf 2,78 Dollar, verglichen mit 2,20 Dollar Ende letzten Jahres. Erst mit dem Auslaufen der von den Hurrikans hervorgerufenen Effekte in der zweiten Jahreshälfte ist mit einem Rückgang der jährlichen Teuerungsrate auf unter 3,0 % zu rechnen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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