USA - Ist die Industriepolitik gescheitert?
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Industriepolitik feiert regelmäßig ein Comeback. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Ein prominenter Grund ist der Schutz der eigenen Industrie. Kaum etwas bringt es so auf den Punkt wie der Niedergang der Industrieproduktion in den USA. Die Produktionsmengen liegen heute nicht höher als 2007.
Im gleichen Zeitraum ist die reale Wirtschaftsleistung um fast 40 % angestiegen. Die Wirtschaftsleistung rennt der Industrieproduktion davon und ist Ausdruck dafür, dass die USA die eigene Nachfrage nach Produkten nicht im Inland decken können (Grafik 1).
Oftmals wird Chinas Aufnahme in die Welthandelsorganisation als Ausgangsproblem identifiziert. Es war ein beitragender Faktor. Dass China die Werkbank der USA ist, hängt aber nicht zuletzt auch mit dem Privileg der USA und seiner Währung zusammen. Hätte der Dollar nicht die Sonderstellung, die er hat, blieb keine andere Wahl, als die Nachfrage durch Inlandsproduktion zu befriedigen.
Chinas Industriepolitik wird als Erfolg gesehen. Sie ist sogar so erfolgreich, dass man sich schützen will, damit die Industrie im eigenen Land nicht vollständig ausgehöhlt wird. Gleichzeitig haben Politiker eine Nostalgie, die bei Wählern zieht. Zu gerne erinnert man sich an die Zeiten, da ein Job in der Produktion eine Familie ernährte und ein anständiges und zufriedenes Leben ermöglichte.
Wie zufrieden heute ein Arbeitnehmer in einer Kohlemine wäre, sei dahingestellt. Die Nostalgie und der Glaube, dass klassische Industriejobs großartig sind, sind real. Trump versuchte durch Steuersenkungen und Zölle eine Wiederbelebung. Investiert wurde in der Zeit von 2017 bis 2020 nicht mehr als in den Jahren zuvor. Der Jobaufbau beschleunigte sich allerdings minimal.
Biden setzte auf Subventionen. Diese führten zu einem Investitionsboom von 2021 bis Sommer 2024. Seither stagnieren die Investitionen und Jobs im produzierenden Gewerbe profitierten nie vom Boom (Grafik 2).
Seitdem die Investitionen stagnieren, geht die Zahl der Beschäftigten sogar zurück. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft geht die Zahl offener Stellen schneller zurück. Das produzierende Gewerbe ist schon wieder in der Beschäftigungskrise (Grafik 3).
Europa schielte mit Neid auf die hohen Subventionen und Darlehen. Einige Länder versuchten es nachzuahmen. Milliardengeschenke zum Bau einer Chipfabrik wurden verteilt. Genutzt hat es wenig, weder in Europa noch den USA. Die Wiederbelebung der Industrie ist schwierig.
Jetzt, da sich die Daten verfestigen und analysieren lassen, kann man feststellen, dass die US-Industriepolitik viel Geld gekostet hat. Sie hat zu einem kurzfristigen Investitionsboom geführt. Auf dem Arbeitsmarkt ist dieser nicht angekommen. Nicht zuletzt deswegen stellt auch die Politik regelmäßig fest, dass Industriepolitik viel kostet, aber scheitert. Die nächste Generation an Politikern vergisst dies und versucht es erneut, nur, um wieder zur gleichen Schlussfolgerung zu gelangen.
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Wen wundert das eigentlich?
Es sollte (auch Politikern) klar sein, dass Investitionen und Subventionen nicht zwangsläufig zu mehr Jobs führen. Nur wenn wirklich zusätzliche Produktionsstätten errichtet werden und auch der Absatz erhöht werden kann, werden neue Jobs geschaffen. Deshalb das Credo nach Wachstum. In der Realität werden aber häufig nur alte Anlagen durch neue, noch Rationellere (weniger Beschäftigte) ersetzt und damit sogar Beschäftigung abgebaut.
Auch der Absatz kann bei einem Rückgang der Kaufkraft, wie wir sie derzeit durch Inflation und neue Verbrauchssteuern (CO2-Abgabe) erleben, wohl kaum gesteigert werden (Beispiel: Automobilindustrie)- im Gegenteil.
Beim derzeitigen, v. a. auch inflationsbedingten, Lohnniveau ist es trotz staatlicher Anreize für viele Unternehmen interessanter im Ausland (sog. Billiglohnländern) zu produzieren. Auch die Abschottung gegenüber China bietet keine Lösung. So hat Apple seine Produktion von China nach Indien verlagert. Und selbst wenn man die Produktion ins eigene Land (USA) bringt, werden die erhöhten Kosten/Preise die Massenkaufkraft und damit den Absatz weiter schmälern, was wiederum negativ für die Beschäftigung ist.