Kommentar
19:54 Uhr, 03.01.2005

USA: ISM-Index steigt zum Jahresende an

1. Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe ist im Dezember zum zweiten Mal in Folge leicht von 57,8 auf 58,6 Punkte gestiegen. Damit wurden die Markterwartungen fast perfekt getroffen, unsere Prognose war dagegen etwas zu optimistisch (Bloomberg-Median: 58,5 Punkte; DekaBank: 60 Punkte).

2. Die in den Gesamtindex eingehenden Teilkomponenten entwickelten sich recht unterschiedlich. So war bei den Auftragseingängen ein deutlicher Anstieg von 61,5 Punkten auf 67,4 Punkte zu verzeichnen, die Lagerkomponente stieg von 50,7 auf 53,4 Punkte und befindet sich damit auf dem höchsten Stand seit Juli 1988. Ein Lageraufbau kann unterschiedlich interpretiert werden, wobei die Entscheidung, ob er geplant (positives Zeichen) oder ungeplant (negatives Zeichen) stattfindet, nicht immer leicht zu treffen ist. Im Zusammenspiel mit der starken Auftragseingangskomponente ist dieser Anstieg jedoch eindeutig positiv zu werten. Die Produktionskomponente bewegte sich auf hohem Niveau seitwärts (November: 57,0 Punkte; Dezember: 56,9 Punkte). Doch es gab auch Wermutstropfen bei den heutigen Daten. So gab die Komponente für die Lieferfristen zum siebten Mal in Folge nach und liegt jetzt bei 54,9 Punkten. Dies legt eine etwas weniger schwungvolle Nachfrageentwicklung nahe. Viel enttäuschender noch ist die Tatsache, dass die Beschäftigungskomponente von 57,6 auf 52,7 Punkte zurückging, den niedrigsten Wert seit November 2003. Da jedoch das verarbeitende Gewerbe in den vergangenen Monaten keine große Rolle beim Beschäftigungsaufbau gespielt hat, sehen wir unsere Prognose eines gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsaufbaus (ohne Landwirtschaft) von 200.000 Personen im Dezember weiterhin als realistisch an.

3. Enttäuschende Daten kamen von Seiten der Bauausgaben. Diese sind im November wider Erwarten nicht gestiegen, sondern um 0,4 % gegenüber dem Vormonat zurück gegangen (Bloomberg-Median: 0,4 %; DekaBank: 0,7 %). Allerdings wurden die beiden Vormonate spürbar nach oben revidiert, was einen großen Teil des Prognosefehlers erklärt. Damit liegt die Vorjahresveränderungsrate immer noch bei stattlichen 6,9 %.

4. Sowohl beim Wohnungsbau als auch beim gewerblichen Bau waren Rückgänge zu verzeichnen, bei ersterem um 0,3 %, bei letzterem um 0,4 %. Dabei war der private Bau verantwortlich für die Schrumpfung (-0,6 %). Die staatlichen Bauausgaben legten um 0,4 % zu. Da die Rahmenbedingungen für den Bausektor weiterhin gut sind – die Hypothekenzinsen sind immer noch auf einem niedrigen Niveau – und die Verbraucherumfrage des Conference Board auf eine im Dezember wieder stärkere Bautätigkeit hindeutet, dürften diese Zahlen noch nicht das Ende des Baubooms bedeuten, sondern nur eine kleine Korrektur.

5. Der erneute Anstieg des bedeutenderen Indikators des heutigen Tages, des Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die wirtschaftliche Expansion in den USA weiterhin auf einem stabilen Pfad befindet. Doch die Stimmung in den Unternehmen bleibt gut, insbesondere die günstigen Teildaten hinsichtlich der Auftragseingänge und der Auftragslage bilden ein gutes Polster für die nähere Zukunft. Sicher wachsen die Bäume nicht in den Himmel, doch unsere Erwartung, dass die US-Wirtschaft im vierten Quartal mit etwas mehr als 4 % – und damit erneut über Potenzial – gewachsen ist, findet sich mit den heutigen Daten durchaus bestätigt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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