USA: ISM-Index signalisiert leichte Stimmungsaufhellung, Einkommen und Ausgaben der privaten Haushalte sinken
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1. Der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM-Index) für das verarbeitende Gewerbe ist im Januar auf 35,6 Punkte überraschend angestiegen (Bloomberg-Median und DekaBank: 32,5 Punkte). Von den einfließenden Indikatoren konnten sich zwei (Auftragseingänge, Produktion) gegenüber dem Vormonat verbessern, zwei haben sich gegenüber ihren Dezemberständen verschlechtert (Lieferfristen, Lagerbestände), und die Beschäftigungskomponente blieb im Monatsvergleich unverändert.
2. Der Stimmungseinbruch seit September vergangenen Jahres war zwar nicht einmalig, aber doch ungewöhnlich stark ausgeprägt. Der Anstieg des ISM-Index im Januar lässt sicherlich die Frage zu, ob damit nicht nur die Abschwächung des Indikators zu Ende ist, sondern bereits der Aufschwung zu höheren Stimmungswerten naht. Wir gehen davon aus, dass die kommenden Monate aus konjunktureller Sicht weiter schwierig bleiben werden. Zwar rücken die realwirtschaftlichen Auswirkungen des Finanzmarktschocks langsam in den Hintergrund, die schwierige Kreditvergabesituation dürfte als konjunktureller Bremsfaktor aber umso deutlicher hervortreten. Sollte die Rezessionsmarke von 41 Punkten bereits in den kommenden drei Monaten wieder überschritten werden, wäre dies sicherlich eine positive Überraschung.
3. Bereits am vergangenen Freitag wurde mit dem Bruttoinlandsprodukt für das vierte Quartal die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung in diesem Zeitraum bekannt gegeben (siehe Volkswirtschaft Aktuell vom 30.01.: „USA: Vollbremsung der US-Wirtschaft zum Jahresende 2008“). Das Bureau of Economic Analysis gab heute den monatlichen Verlauf beider Statistiken bekannt. Demnach verringerten sich die persönlichen Einnahmen im Dezember um 0,2 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage: -0,4 %, DekaBank: -0,3 %) und die privaten Ausgaben um 1,0 % (Bloomberg-Umfrage: -0,9 %, DekaBank: -0,8 %).
4. Die positive Überraschung bei den Einkommen resultiert aus einer nicht ganz so schwachen Lohnentwicklung wie von uns befürchtet. Der Lohnrückgang um 0,3 % gegenüber dem Vormonat ist dennoch schlimm genug. Da es sich hierbei um nominale Zahlen handelt, sind monatliche Rückgänge eher ungewöhnlich. Die weiteren Einkommensarten sind ebenfalls gegenüber dem Vormonat gesunken (Unternehmereinkommen, Dividendenzahlungen, Zinseinnahmen), sodass die Einkommensentwicklung nur noch durch gestiegene Mieteinnahmen und Transferzahlungen gestützt wurde. Die Konsumausgaben sind bereits zum sechsten Mal in Folge gefallen. Lagen im vergangenen Sommer noch Rückpralleffekte nach den Steuerschecks vor, setzten dann die Auswirkungen der Finanzmarktkrise (Vermögenseffekte, Abschwächung am Arbeitsmarkt, allgemeine Verunsicherung) ein. Speziell im Dezember sind die Ausgaben für Verbrauchsgüter sehr stark gefallen (-3,5 % mom), allerdings wurden auch weniger Gebrauchsgüter als im Vormonat gekauft (-1,3 % mom).
5. Die Verunsicherung der privaten Haushalte lässt sich sehr gut an der gestiegenen Sparquote erkennen. Diese erhöhte sich seit August vergangenen Jahres von 0,8 % auf inzwischen 3,6 %. Bei deren Entwicklung spielte allerdings auch die extreme Energiepreisentwicklung in diesem Zeitraum eine Rolle. Im August vergangenen Jahres gaben die privaten Haushalte aufgrund der sehr hohen Energiepreise noch 466 Mrd. US-Dollar für Energieträger aus. Im Dezember lag die Ausgabenhöhe nur noch bei 257 Mrd. USDollar. Der Kaufkraftgewinn von rund 210 Mrd. US-Dollar (die Nachfragemengen haben sich nicht wesentlich geändert) ist vermutlich komplett in die Sparquote geflossen und würde in diesem Falle rund 70 % des Anstiegs der Sparquote erklären. Dieser Kaufkraftgewinn konnte nicht konsumwirksam werden, weil die Verunsicherung der privaten Haushalte überwog. Schließlich hilft es einem Konsumenten wenig, wenn er für den Weg zur Arbeit weniger Spritkosten kalkulieren muss, zeitgleich aber der Arbeitsplatz verloren zu gehen droht. Solange sich diese Verunsicherung des Konsumenten nicht spürbar verringert, dürfte der Kaufkraftgewinn kaum konsumrelevant werden.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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