Kommentar
21:49 Uhr, 01.06.2006

USA: ISM-Index im Mai rückläufig

1. Der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM-Index) hat im Mai mit einem Rückgang von 57,3 auf 54,4 Punkte enttäuscht. Dies war der niedrigste Wert seit neun Monaten. Sowohl die Märkte als auch wir hatten mit einem etwas höheren Wert gerechnet (Bloomberg-Median: 55,7 Punkte, DekaBank: 55,5 Punkte).

2. Einzig die Komponente für die Lieferfristen verzeichnete eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau (57,6 Punkte). Bei allen anderen Teilkomponenten kam es zu Abwärtsbewegungen. Die Auftragseingangskomponente verlor am stärksten und liegt nunmehr nur noch bei 53,7 Punkten. Aber auch die Verluste bei der Lagerkomponente (nunmehr bei 48,0 Punkten), der Produktionskomponente (57,2 Punkte) und der Beschäftigungskomponente (52,9 Punkte) waren mit etwa drei Punkten beträchtlich. Dass letztere so schwach ausfiel, bestätigt uns in unserer Prognose eines enttäuschenden Arbeitsmarktberichts für den Freitag, für den wir lediglich einen Beschäftigungsanstieg von 160.000 Personen erwarten (Bloomberg-Median: 170.000 Personen).

3. Die von uns ab der Jahresmitte erwartete konjunkturelle Abkühlung der US-Wirtschaft manifestiert sich nun langsam in den Stimmungsindikatoren. Das Konsumklima der Universität von Michigan und das Verbrauchervertrauen des Conference Board sind schon spürbar zurückgegangen. Nunmehr deutet auch der Einkaufsmanagerindex, der in seinen Aussagen für die Realwirtschaft zuverlässiger ist als die Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte, in diese Richtung. Nach allem, was wir derzeit abschätzen können, wird der ISM-Index in den nächsten Monaten nicht auf deutlich unter 50 Punkte durchrauschen. Aber die aktuelle Bewegung dürfte für die Fed ein weiteres Indiz dafür sein, dass die Inflationsrisiken von konjunktureller Seite in Bälde nachlassen dürften. Einziger Wermutstropfen bei diesen Überlegungen ist die Entwicklung der nicht im ISM-Index enthaltenen Komponente bezahlte Preise, die von 71,5 auf 77,0 Punkte stieg, den höchsten Wert seit Oktober 2005. Diese dürfte aber bei den geldpolitischen Überlegungen ein geringeres Gewicht als der ISM-Index haben.

4. Die Bauausgaben wurden für den April mit einem leichten Rückgang um 0,1 % gegenüber dem Vormonat in etwa den Markterwartungen entsprechend gemeldet (Bloomberg-Median: 0,0 %; DekaBank: -0,2 %). Während die Ausgaben für den privaten Wohnungsbau und vom Staat rückläufig waren (-1,1 % mom bzw. -0,2 % mom), legte der gewerbliche Bau sogar deutlich zu (2,5 % mom) und setzte damit die positive Entwicklung der letzten Monate fort. Zusammen mit den weiteren uns zur Verfügung stehenden Indikatoren für die private Wohnungsbauaktivität deuten die heutigen Zahlen darauf hin, dass die Wohnungsbauinvestitionen im zweiten Quartal vermutlich rückläufig sind.

5. In der zweiten und finalen Schätzung wurde die Produktivität für das erste Quartal von 3,2 % (qoq, ann.) auf 3,8 % nahezu erwartungsgemäß nach oben revidiert (Bloomberg-Umfrage: 3,9 %, DekaBank: 3,8 %). Hintergrund hierfür ist eine Aufwärtsrevision des Outputs. Die höhere Produktivität sowie eine geringere Entlohnung pro Stunde führte zu einer Abwärtsrevision der Lohnstückkosten auf 1,6 % (qoq, ann.; Bloomberg-Umfrage: 1,8 %, DekaBank: 1,0 %). Für die kommenden Quartale erwarten wir eine konjunkturbedingt schwächere Entwicklung der Produktivität.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten