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11:29 Uhr, 07.07.2003

USA: ISM-Index hui, Arbeitsmarktdaten pfui

1. Der ISM-Index (non-manufacturing) ist in Form der Befragungskomponente "Business Acitivity" im Juni sehr deutlich um 6,1 Punkte auf 60,6 Indexpunkte gestiegen und liegt damit klar im expansiven Bereich (Bloomberg-Umfrage: 55,0; DekaBank: 54,0). In seiner zugegeben kurzen Historie seit Mitte 1997 ist es bislang noch nicht zu einem dreimaligen Anstieg in Folge gekommen. Seit dem kriegsbedingten Einbruch im März auf 47,9 Punkte hat der ISM-Index in drei großen Schritten den Weg in die Expansion beschritten. Die Stimmungsaufhellung hat sich jedoch nicht in einen spürbaren Stellenaufbau umgemünzt, auch wenn sich die Beschäftigungskomponente in der Befragung auf 50,3 Punkte erhöht hat.

2. Der Arbeitsmarktbericht für Juni lieferte gleich mehrere Überraschungen. Die Anzahl der Beschäftigten sank um 30.000 Personen gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage: 0 Personen; Deka- Bank: 20.000 Personen) und die Arbeitslosenquote stieg von 6,1 % auf 6,4 % deutlich stärker als erwartet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 6,2 %) auf den höchsten Stand seit neun Jahren. Hinzu kam in der Beschäftigungsstatistik für die Monate April und Mai eine Nettorevision nach unten, um insgesamt 75.000 Personen. Schließlich erhöhten sich die Stundenlöhne gegenüber dem Vormonat um moderate 0,2 % und deuten auch für die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte im Juni auf einen stabilen Zuwachs hin.

3. Im vor vier Wochen vorgelegten Arbeitsmarktbericht für Mai wurde nicht nur die übliche Jahresrevision durchgeführt, sondern auch eine Neustrukturierung der Beschäftigungsstatistik vorgenommen. In der unteren Tabelle sind die einzelnen Teilsektoren und ihre Anteile an der Gesamtstatistik aufgeführt.

In den vergangenen 12 Monaten sank die Beschäftigung insgesamt um 421.000 Personen und in den letzten drei Monaten um rund 120.000 Personen. Als Garant für Beschäftigungsaufbau können vor allem Unternehmen im Gesundheitswesen, im Baugewerbe und im Finanzsektor gesehen werden. Belastend wirkt sich in erster Linie der produzierende Sektor aus. Während auch im Boom Ende der 90er Jahre in diesem Bereich nur selten Beschäftigung aufgebaut worden ist, können, anders als damals, in der derzeitigen konjunkturellen Situation die Dienstleistungsunternehmen den Stellenabbau in der Industrie nicht kompensieren.

4. Auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe enttäuschten mit einem Anstieg auf 430.000 Personen (Bloomberg-Umfrage: 410.000 Personen). Hier hatte sich in den vergangenen Wochen eine Entspannung angezeigt. Zwar immer noch auf hohem Niveau, aber tendenziell sinkend, hatten diese wöchentlichen Daten gut in das Bild einer sich stabilisierenden konjunkturellen Entwicklung gepasst. Sicherlich sollte man bei der volatilen Zeitreihe ein einzelnes Datum nicht überbewerten, jedoch wird so nicht die Unsicherheit über die Belebung in den kommenden Monaten beseitigt.

5. Das Warten auf die Belebung am Arbeitsmarkt geht weiter. Sicherlich spielt eine Rolle, dass es sich um einen nachlaufenden Indikator handelt. Aber auch der Zyklenvergleich mit der Beschäftigungsentwicklung während und nach der Rezession 1990/91 fällt ernüchternd aus. Damals sprach man von einer "jobless recovery". Jedoch bleibt die aktuelle Entwicklung sogar noch dahinter zurück. Die Verunsicherung im Vorfeld und während des Irakkriegs hat negative Auswirkungen auf den amerikanischen Arbeitsmarkt gehabt und mag die auseinandergehende Schere im folgenden Schaubild zu einem guten Teil erklären.

6. Insgesamt hat das zweite Quartal einen Beschäftigungsabbau mit sich gebracht. Wir gehen aber nach wie vor davon aus, dass sich in den nächsten Monaten ein Beschäftigungsaufbau einstellen wird, wenn nicht zuletzt die steuerlichen Entlastungen für Impulse beim privaten Konsum sorgen. Entscheidend wird sein, dass die Unternehmen Zuversicht in anhaltende Nachfragesteigerungen haben. Vor diesem Hintergrund ist der dreimalige Anstieg des ISM-Index (non-manufacturing) zweifellos positiv zu bewerten. Die Konjunkturdaten sind aber insgesamt noch gemischt, sodass die Beschäftigungszuwächse zunächst noch moderat bleiben dürften, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des kräftigen Produktivitätswachstums. Wir erwarten erst für das kommende Jahr einen stabilen Stellenaufbau um über 100.000 Personen pro Monat. Dennoch expandiert die amerikanische Volkswirtschaft. Noch ist die Aufwärtsentwicklung unstetig und es mangelt an Dynamik. Dies wird sich in den nächsten Monaten bessern, aber aus konjunktureller Sicht wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Die zyklischen Stimuli seitens der Geldpolitik und der Finanzpolitik werden die Belebung tragen, aber wir bleiben bei unserer Prognose, dass die Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts (2,0 % für 2003) unterhalb dessen liegen, was derzeit vom Consensus erwartet wird (2,3 % für 2003).

Quelle: Deka / Quelle: www.Fonds-Reporter.de

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