Kommentar
17:05 Uhr, 05.02.2008

USA: ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe signalisiert Rezession

1. Erstmals gab heute das Institute for Supply Management (ISM) einen Gesamteinkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe bekannt – und zur Premiere wurde ein echter Knaller veröffentlicht: Im Januar verringerte sich der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe von 54,4 auf 44,6 Punkte (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 52,5 Punkte). Bisher wurden für diesen wichtigen Teil der Volkswirtschaft nur separate Indizes u.a. für Geschäftsaktivität, Aufragseingänge, Beschäftigung und Lieferfristen bekannt gegeben. Der neue Index errechnet sich aus dem ungewichteten Mittelwert dieser vier Zeitreihen und ist damit mit dem Gesamtindex für das verarbeitende Gewerbe vergleichbar. Zudem lässt sich aus der Historie der vier eingehenden Zeitreihen der Gesamtindex beginnend ab Mitte 1997 ermitteln. Der Januarwert ist nur vergleichbar mit dem bisherigen Rekordtiefstand vom Oktober 2001. Damals lag nicht nur eine Rezession vor, sondern die damalige Stimmungseintrübung dürfte auch durch die Terroranschläge vom 11. September bedingt gewesen sein. Als möglicher Stimmungskiller im Januar könnte paradoxerweise die überraschend starke Zinssenkung der Fed um insgesamt 125 Basispunkte fungiert haben. Dies mag bei den Befragten zu einem Umdenken bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung geführt haben.

2. Drei der vier eingehenden Indikatoren haben sich im Vergleich zum Vormonat historisch stark verschlechtert. Am deutlichsten war dies bei der Teilkomponente hinsichtlich der Geschäftsaktivität der Fall. Diese sackte von 54,4 auf 41,9 Punkte ab (Bloomberg-Umfrage: 53,0 Punkte, DekaBank: 52,5 Punkte). Dies ist nicht nur der stärkste monatliche Rückgang, sondern auch der zweittiefste Wert. Der stärkste monatlichen Rückgang und ein Rekordtiefstand wird für die Beschäftigungskomponente ausgewiesen. Diese rutschte von 51,8 Punkten auf 43,9 Punkte. Komplettiert wird das Bild durch einen ebenfalls rekordstarken Rückgang bei der Auftragseingangskomponente, die von 53,9 auf 43,5 Punkte sank.

3. Der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe signalisiert für sich genommen den Beginn einer Rezession. Bliebe beispielsweise die Beschäftigungskomponente über mehrere Monate auf dem tiefen Januarniveau, dann drohen monatliche Beschäftigungsrückgänge von ca. 150.000 Personen (siehe Schaubild). Alleine dieses Beispiel macht deutlich, mit welchen Konjunkturindikatoren in den kommenden Monaten zurechnen ist, wenn sich das bewahrheitet, was der heutige ISM-Index signalisiert. Wir haben bisher in unserer Konjunkturprognose „nur“ eine deutliche Wachstumsverlangsamung für die US-Wirtschaft eingestellt. Mit den heute veröffentlichten Daten haben sich die Abwärtsrisiken für unsere BIPPrognose erhöht.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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