Kommentar
16:00 Uhr, 16.08.2005

USA: Inflationsrate im Juli überraschend hoch

1. Die saisonbereinigten Verbraucherpreise erhöhten sich in den USA im Juli im Monatsvergleich überraschend stark um 0,5 %. Gegenüber dem Vorjahresmonat liegt die Rate jetzt bei 3,2 % (nichtsaisonbereinigt). Die saison-bereinigte Kernrate stieg im Monatsvergleich um 0,1 % und lag im Jahresvergleich damit bei lediglich 2,0 % yoy (nicht-saisonbereinigt).

2. Die Inflationsraten im Einzelnen: Die Transportpreise stiegen nicht-saisonbereinigt relativ stark mit 1,5 % mom, wobei die Benzinpreise mit 6,1 % mom hierfür eine Hauptursache waren. Auch die Hotelpreise erlebten einen relativ starken Anstieg mit 1,2 % mom. Die Gesundheitskosten erhöhten sich nach den relativ schwachen Vormonaten mit 0,4 % mom. Die Güterpreise stiegen mit 0,6 % mom, nachdem sie in den beiden Vormonaten noch im negativen Terrain lagen. Die Energiepreise lagen um 3,8 % höher als im Vormonat. Dämpfend wirkte der Preisrückgang bei Bekleidung (-0,9 % mom) und der Preise für Neuwagen (-1,0 % mom). Für letzteres waren Preisanreize der Autohersteller verantwortlich.

3. Der auf das Jahr hochgerechnete gleitende Sechsmonatsdurchschnitt für die Kernrate des CPI (sa) liegt bei einem Wert von entspannten 2,1 %, nachdem er sich noch im Juni bei 2,2 % und im Mai bei 2,3 % befand. Betrachtet man die Haupttreiber der Inflation, so zeigen sich aber doch nicht unerhebliche unterschwellige Inflationsrisiken: Der gleitende Sechsmonatsdurchschnitt der Restaurantpreise („Food away from home“) zeigt mit annualisiert 3,0 % yoy nach 3,5 % und 3,2 % weiter hohe Niveaus an. Gleiches gilt für die kalkulatorischen Eigenmieten mit 2,6 % nach 2,7 % im Juni und Mai. Die entsprechende Kernrate der Dienstleistungspreise wird mit 3,1 % kompensiert durch die wieder im negativen Bereich liegende Kernrate der Güterpreise (-0,7 %).

4. Was bedeuten diese Inflationszahlen für die Geldpolitik? Die Transportpreise und Hotelpreise sind notorisch volatil und das Inflationsproblem bei den Gesundheitskosten ist nichts Neues, so dass dieser relativ hohe Wert für die Gesamtinflationsrate im Monatsvergleich nicht wirklich besorgniserregend ist, betrachtet man die Kerninflationsrate von lediglich 0,1 % mom, deren Inflationstrend – gemessen am gleitenden Sechsmonatsdurchschnitt für die Inflationsrate des Core CPI – auf einem für die Fed akzeptablen Niveau liegt. „Core inflation has been relatively low in recent months and longer-term inflation expectations remain well contained, but pressures on inflation have stayed elevated.“ – so das letzte Statement zum Zinsentscheid der Federal Reserve. Die Vertreter der Fed scheinen davon überzeugt zu sein, die Leitzinsen weiter erhöhen zu müssen. Wir haben unsere Prognose für die Leitzinsen aufgrund unserer optimistischen Konjunktursicht, den hohen Energiepreisen und den relativ sehr niedrigen langfristigen Zinsen leicht nach oben revidiert und erwarten nun auch für den Dezember 2005 eine Zinserhöhung der Fed um 25 Basispunkte. Ende 2005 sollte die Federal Funds Target Rate damit bei 4,25 % liegen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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