Kommentar
16:20 Uhr, 15.06.2005

USA: Inflationsrate geht im Mai überraschend zurück

1. Die saisonbereinigten Verbraucherpreise gingen in den USA im Mai im Monatsvergleich um 0,1 % zurück. Gegenüber dem Vorjahresmonat liegt die Rate jetzt bei 2,8 % (nicht-saisonbereinigt). Die saison-bereinigte Kernrate stieg im Monatsvergleich um 0,1 % und lag im Jahresvergleich damit bei lediglich 2,2 % yoy (nicht-saisonbereinigt).

2. Die Inflationsraten im Einzelnen: Ein starker Rückgang der Hotelpreise um 2,4 % mom, der Transportkosten um 1,0 % mom, und der Benzinpreise als Teil der Transportkosten um 4,4 % mom war maßgeblich für den Rückgang der Inflationsrate im Mai verantwortlich. Wichtige Haupttreiber der Inflation wie die Restaurantpreise („Food away from home“) und die kalkulatorischen Eigenmieten („Owner’s equivalent rent“) stiegen aber um jeweils 0,3 % mom. Nachdem die kalkulatorischen Eigenmieten letzten Monat nur um lediglich 0,1 % mom stiegen, zeigt sich diesen Monat hier wieder ein Rückpralleffekt, da die Energiepreise, die diesen Monat sanken, von den berechneten Mieten abgezogen werden. Die gleitenden Sechsmonatsdurchschnitte beider Indizes zeigen leicht nach oben und weisen auf Inflationsrisiken. Der auf das Jahr hochgerechnete gleitende Sechsmonatsdurchschnitt für die Kernrate des CPI (sa) stabilisiert sich damit bei einem Wert von 2,3 %, nachdem er noch im März bei 2,7 % gelegen hatte.

3. Was bedeuten diese Inflationszahlen für die Geldpolitik? US-Notenbankchef Alan Greenspan hat letzte Woche bei seiner Anhörung vor dem Kongress klar gemacht, dass er das gegenwärtige Niveau der langfristigen Zinsen für zu niedrig und den Immobilienmarkt zum Teil für überbewertet hält – kein Wunder bei diesen niedrigen Zinsen. Die Geldpolitik ist immer noch expansiv wirkend, selbst wenn man berücksichtigt, dass die gleichgewichtigen Realzinsen – bei denen sich die Inflationsrate nicht beschleunigt – aufgrund eines weltweiten Sparüberschusses über die Investitionen niedriger sind als ihr Durchschnitt der Vergangenheit. Diese Inflationszahlen sollten aber der Fed Spielraum geben, die Leitzinserhöhungen weiter „maßvoll“ zu gestalten. Angesichts der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten ist ein 50- Basispunkteschritt erst einmal vom Tisch. An eine Zinspause im Sommer glauben wir aber nicht. Zum einen, weil wir mit Alan Greenspan übereinstimmen, dass das BIP-Wachstum robust ist. Zum anderen, weil die Unsicherheit über die Inflationsdaten zu groß ist, als dass man hier eine zu große Zurückhaltung in der Zinspolitik üben könnte. Eins ist aber klar: Nach dem jetzt schon fast sicheren weiteren Zinsschritt im Juni wird die Geldpolitik im weiteren Verlauf zunehmend datengetrieben sein. Wir erwarten für jedes Zinsmeeting – außer im Dezember 2005 – eine Leitzinserhöhung um 25 BP auf ein Niveau von 4,25 % im Februar 2006. Ende 2005 sollten die Leitzinsen damit bei 4,0 % liegen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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