Kommentar
17:24 Uhr, 15.04.2009

USA: Inflation sinkt unter die Nulllinie

1. Die Verbraucherpreise sind im März um 0,1 % gegenüber dem Vormonat zurückgegangen. Maßgeblichen Anteil daran hatten die Preise von Energiegütern und -dienstleistungen, die nach zuletzt zwei Anstiegen in Folge um 3,0 % mom gesunken sind. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass der Preisrückgang in diesem Bereich zu einem erheblichen Teil auf den Effekten der Saisonbereinigung beruht. So stiegen die Preise von Benzin unbereinigt um 1,0 % mom. Da das Saisonmuster für den Monat März aber einen Anstieg um gut 5 % vorsieht, ergibt sich auf saisonbereinigter Basis ein Rückgang der Benzinpreise um 4,0 % mom. Auch die Preise von Lebensmitteln, die wie schon im Vormonat um 0,1 % mom nachgaben, dämpften die Teuerung leicht.

2. Die Verbraucherpreise liegen damit um 0,4 % unter dem Vorjahresniveau. Der Monat März markiert den Auftakt einer Phase negativer Inflationsraten, die sich voraussichtlich bis in den Herbst hinziehen wird. Etwas Ähnliches gab es zuletzt im Jahr 1955, allerdings nicht in dem jetzt zu erwartenden Ausmaß. So dürfte die Jahresrate der Inflation auf ihrem Tiefpunkt – voraussichtlich etwa im Juli – auf ca. -2 % fallen. In den Fünfzigerjahren waren dies in der Spitze lediglich -0,7 %. Deshalb von Deflation zu sprechen, wäre aber verfrüht. Die negativen Inflationsraten im Jahresvergleich resultieren in erster Linie aus dem rapiden Fall der Energiepreise, nachdem diese bis Sommer letzten Jahres fulminant angestiegen waren. Es besteht dennoch das Risiko, dass diese Entwicklung in einen breiter angelegten Rückgang des allgemeinen Preisniveaus mündet, wenn sich in den Sommermonaten vor dem Hintergrund extrem niedriger Inflationsraten eine Art „Deflationspsychologie“ unter den privaten Haushalten herausbildet. Um dies zu verhindern, wird es eine wichtige Aufgabe der Fed sein, in ihrer Kommunikation ihre langfristigen Inflationsziele zu bekräftigen.

3. Gegen ein solches Deflationsszenario spricht auch das nach wie vor sehr moderate Verhalten der Verbraucherpreise in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie. Hier betrug der Preisauftrieb zum dritten Mal in Folge 0,2 % mom und die Jahresrate der Kerninflation blieb bei 1,8 %. Es sollte jedoch hervorgehoben werden, dass der Anstieg im Monatsvergleich im März zu mehr als 60 % auf einer starken Verteuerung von Tabakprodukten um 11 % mom beruht. Ob dies auf Steuererhöhungen oder von den Produzenten ausgehende Preisanhebungen zurückgeht, ist uns nicht bekannt. Eindeutig scheint jedoch, dass es sich hierbei um einen isolierten Sondereffekt handelt. Wir halten daher an unserer Einschätzung fest, dass die trendmäßige Entwicklung der Verbraucherpreise, die ja letztlich mit der Kerninflation gemessen werden soll, schwächer ist als es die in den ersten drei Monaten dieses Jahres gemeldeten Raten von jeweils 0,2 % mom andeuten. Wir gehen daher davon aus, dass die Kerninflation mittelfristig weiter zurückgeht. Hierfür spricht auch, dass die beiden großen Teilbereiche der Kerninflation, die Wohnungsmieten und die Summe aller übrigen Komponenten, seit Mitte letzten Jahres eine für Rezessionsphasen typische, einheitliche Entwicklung zeigen und sich nahezu kontinuierlich abschwächen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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