Kommentar
07:43 Uhr, 17.05.2006

USA: Industrieproduktion weiterhin stark

1. Die heutigen Konjunkturdaten boten sowohl positive als auch negative Überraschungen. Zunächst die positiven Nachrichten: Die Industrieproduktion ist im April um 0,8 % gegenüber dem Vormonat angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %, DekaBank: 0,4 %). Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich von nach oben revidierten 81,4 % auf ordentliche 81,9 % (Bloomberg-Umfrage: 81,5 %, DekaBank: 81,5 %).

2. Die kräftige Produktionsausweitung im April fand sowohl im verarbeitenden Gewerbe (+0,7 % mom) als auch im Bereich der Versorger (+0,9 % mom) sowie im Bergbau (+0,9 % mom) fast gleichermaßen statt. Im verarbeitenden Gewerbe waren die stärksten Wachstumstreiber der Maschinenbau (+2,8 % mom) und der Sektor Computer und Elektronik (+1,6 % mom), während die Sektoren Automobile und Teile (-1,1 % mom) sowie Petroleum und Kohle (-2,3 % mom) die Produktion verringerten. In der Güterstatistik Business Equipment wurde ein monatlicher Anstieg von 1,8 % erzielt. Diese Teilstatistik ist interessant, weil sie Aufschluss über die aktuelle Investitionstätigkeit liefert. Nach einem Anstieg im Vormonat um 0,7 % deutet das Plus im April auf eine weiterhin robuste Investitionstätigkeit zu Beginn des zweiten Quartals hin.

3. Unerwartet schwache Daten wurden dagegen vom Wohnungsbau gemeldet. Die Baubeginne verringerten sich im April von 1,996 Millionen (annu.) auf 1,849 Millionen (Bloomberg-Umfrage: 1,950 Millionen, DekaBank: 1,980 Millionen). Dies entspricht einer monatlichen Verringerung um 7,4 % und ist der dritte starke Rückgang in Folge. Während man die Rückgänge in den beiden Vormonaten noch als Normalisierung interpretieren konnte, ist die Entwicklung im April auffallend schwach. Die Regionaldaten zeigen, dass die Neubaubeginne in den Regionen „Northeast“ und „Midwest“ gegenüber dem Vormonat zugenommen haben, während die Regionen „South“ und „West“ gebremst haben. Neben den Baubeginnen sind auch die Baugenehmigungen im April von 2,097 Millionen auf 1,984 Millionen gesunken (Bloomberg-Umfrage: 2,040 Millionen, DekaBank: 2,000 Millionen). Dies entspricht einer monatlichen Veränderungsrate von -5,4 %.

4. Der kräftige und auf breiter Basis stattgefundene Anstieg der Industrieproduktion im April sowie der starke Zuwachs im Bereich „Business Equipment“ sind positiv zu bewerten. Wir gehen weiterhin davon aus, dass zumindest im zweiten Quartal die Investitionstätigkeit noch recht kräftig sein wird. Die geringe Kreditnachfrage der Unternehmen im zweiten Quartal (siehe Volkswirtschaft Aktuell vom 16.05.: „USA: Fed-Umfrage deutet Abschwächung der Kreditnachfrage der Unternehmen an“) zeigt allerdings, dass die Erwartungen nicht zu hoch gehängt werden sollten. Die Daten zu den Baubeginnen und Baugenehmigungen mahnen hinsichtlich der privaten Wohnungsbauinvestitionen im zweiten Quartal sogar zur Vorsicht. Trotz des rekordwarmen Winters hat sich die Bautätigkeit in den vergangenen Monaten abgeschwächt. Das heißt, im Falle durchschnittlich kühler Temperaturen wäre die Entwicklung vermutlich noch schwächer gewesen. Da der April nicht als Wintermonat gilt (die landesweiten Temperaturen waren sogar überdurchschnittlich hoch), geben somit die Aprildaten einen genaueren Einblick in die Entwicklung beim privaten Wohnungsbau, und diese scheint schlechter zu sein als von uns bisher erwartet wurde. Einen Revisionsbedarf unserer Prognose für die privaten Wohnungsbauinvestitionen, einer Teilkomponente der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, leiten wir hieraus allerdings noch nicht ab, da hierfür weitere negative Überraschungen notwendig wären.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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