USA: Industrieproduktion von Sondereffekten geschwächt
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1. Die heutigen Zahlen zur Industrieproduktion im April sind auf den ersten Blick ernüchternd: Die Industrieproduktion sank im April unerwartet um 0,2 % (Bloomberg-Umfrage: +0,2 %, DekaBank: +0,1 %) gegenüber dem Vormonat, und der Vormonat wurde zudem von 0,3 % auf 0,1 % nach unten revidiert. Demzufolge enttäuschte auch die Kapazitätsauslastung mit 79,2 % (Bloomberg-Umfrage: 79,5 %, DekaBank: 79,4 %).
2. Der zweite Blick – sprich der Blick in die Teilstatistiken – offenbart allerdings, dass der Rückgang der Produktion durch zwei Sondereffekte in einzelnen Bereichen verursacht wurde. Zum einen sank die Produktion der Versorger um 2,3 %, nachdem witterungsbedingt im März ein Produktionsanstieg um 3,6 % erzielt worden war. Hier kann von einer Normalisierung gesprochen werden. Im verarbeitenden Gewerbe und im Bergbau stagnierte die Produktion gegenüber dem Vormonat. Die Stagnation im verarbeitenden Gewerbe lässt sich durch den zweiten Sondereffekt erklären: Die Automobilproduktion sank um 3,5 % nach einem ebenfalls deutlichen Rückgang im März (-4,0 %). Die schwächere Automobilnachfrage in den ersten Monaten des Jahres führte zu einem ungeplanten Lageraufbau im Automobilsektor. Die starken Einzelhandelsumsätze der Autohändler im April haben allerdings gezeigt, dass sich hier die Wende zum Besseren abzeichnet. Bereits im April dürften die hohen Lagerbestände aus den Vormonaten weitgehend bereinigt worden sein, sodass im Mai die Produktion im Automobilsektor wieder steigen sollte. Überaus erfreulich ist der starke Anstieg im Bereich Business Equipment um 0,8 %, zumal die Vormonate nach oben revidiert wurden. Diese Teilstatistik gilt als einer der besten Indikatoren für die laufende Investitionstätigkeit.
3. Starke Zahlen wurde heute für die Bautätigkeit im April veröffentlicht. Nach Angaben des Commerce Departments stieg die Anzahl der Baubeginne von 1,836 Millionen auf 2,038 Millionen (Bloomberg- Umfrage und DekaBank: 2,000 Millionen) kräftig an, und auch die Baugenehmigungen überraschten mit 2,129 Millionen positiv (Bloomberg-Umfrage: 2,043 Millionen, DekaBank: 2,050 Millionen). Drei Gründe lassen sich für den kräftigen Anstieg der Baubeginne anführen: Erstens war der März ungewöhnlich kühl und feucht, sodass eine Vielzahl von Bauvorhaben in den April verschoben wurden. Dies ließ sich bereits vor einem Monat erahnen, weil zwar die Baubeginne im März stark einbrachen, die Baugenehmigungen aber weiterhin hoch blieben. Ein zweiter, eher statistischer, Effekt ist in dem bereits im März gefeierten Osterfest zu sehen. Dies dürfte – ähnlich wie beim Arbeitsmarktbericht – von der Saisonbereinigung nicht vollständig erfasst worden sein, sodass der März eher zu schwach und der April eher zu stark ausgewiesen wurde. Schließlich haben sich im April mit den fallenden Renditeniveaus die Finanzierungsbedingungen für die Häuslebauer verbessert. Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt, dass stärkere Renditeverringerungen zeitgleich zu einer höheren privaten Bautätigkeit führen.
4. Fazit: Der Rückgang der Industrieproduktion im April mag auf den ersten Blick enttäuschen, allerdings spielten hierbei Sondereffekte eine große Rolle. Gemessen an der Teilstatistik Business Equipment sind die Zahlen sogar überraschend stark und deuten auf eine rege Investitionstätigkeit im zweiten Quartal hin. Die starken Zahlen zur Bautätigkeit sollten nicht überbewertet werden, da auch hier zu viele Sondereffekte das Bild verzerren. Dennoch bleibt der Eindruck bestehen, dass die heutigen Zahlen unter dem Strich durchaus zu einer kräftig expandierenden Volkswirtschaft passen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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