Kommentar
19:37 Uhr, 15.02.2006

USA: Industrieproduktion sinkt unerwartet

1. Die gestrigen Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen hatten bereits gezeigt, wie stark die Konjunkturzahlen für Januar durch die unüblich warmen Temperaturen geprägt sind. Heute gab das Federal Reserve Board bekannt, dass die Industrieproduktion im Januar überraschend um 0,2 % gegenüber dem Vormonat gesunken ist. Sowohl wir als auch die Mehrzahl der von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem weiteren Anstieg gerechnet (Bloomberg-Umfrage: 0,2 %, DekaBank: 0,3 %). Die beiden Vormonatswerte wurden relativ kräftig von bisher 0,8 % im November und 0,6 % im Dezember auf nun 1,1 % bzw. 0,9 % nach oben revidiert. Die Kapazitätsauslastung sank zwar von ebenfalls nach oben revidierten 81,2 % auf 80,9 % im Januar (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 80,8 %), hat aber nach vier Jahren der Verbesserung wieder ein akzeptables Niveau erreicht.

2. Die unüblich milden Temperaturen (der vergangene Monat war der wärmste Januar seit Beginn der Temperaturaufzeichnung Ende des 19. Jahrhunderts) führten dazu, dass weniger als sonst saisonal üblich geheizt werden musste. Dies wirkte sich stark negativ auf die Produktion im Bereich der Versorger aus, für die der stärkste jemals ausgewiesene Rückgang (-10,1 % mom) ermittelt wurde. Sobald sich wieder für die Jahreszeit typischere Temperaturen einstellen, ist hier jedoch mit einem Rückpralleffekt zu rechnen. In den weiteren Teilstatistiken finden sich dagegen fast ausschließlich erfreuliche Zahlen: Dank der stärkeren Autonachfrage erhöhte sich die Produktion im Bereich Automobile und Teile erstmals wieder nach zwei schwachen Vormonaten. Der Rückgang im Bereich Maschinenbau kann verschmerzt werden – nach vier äußerst starken Vormonaten war hier ein Rückprall überfällig. Insgesamt stieg die Produktion im verarbeitenden Gewerbe nochmals um 0,7 % mom – der vierte starke Monat in Folge. Die Produktion im Bereich Bergbau, die wegen Hurrikan „Katrina“ im Herbst vergangenen Jahres einen starken Rückgang verzeichnete, lag im Januar nur noch knapp unterhalb des Niveaus vom August 2005. Das heißt, der Aufholprozess scheint zumindest in diesem Bereich weitgehend abgeschlossen zu sein. In der Güterstatistik Business Equipment wurde ein monatlicher Anstieg von 0,9 % erzielt. Diese Teilstatistik ist interessant, weil sie Aufschluss über die aktuelle Investitionstätigkeit liefert. Demnach dürfte die Investitionstätigkeit im Januar recht kräftig gewesen sein – ein guter Start ins neue Jahr 2006.

3. Die heutigen Zahlen zeigen, dass es dem verarbeitenden Gewerbe nach wie vor gut geht. Gemessen an dem bereits weit fortgeschrittenen Konjunkturzyklus ist die Dynamik der vergangenen Monate alles in allem recht kräftig. Wir fühlen uns durch die heutigen Daten in unserer Konjunktureinschätzung bestätigt: Das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal dürfte geprägt sein durch einen starken privaten Konsum und eine robuste Investitionstätigkeit.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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