Kommentar
16:43 Uhr, 13.10.2005

USA: Handelsbilanzdefizit weitet sich aus

1. Das Handelsbilanzdefizit ist nach Angaben des Department of Commerce im August von leicht nach oben revidierten 58,0 Mrd. US-Dollar auf 59,0 Mrd. US-Dollar gestiegen (Bloomberg-Umfrage für den Saldo: -59,5 Mrd. US-Dollar, DekaBank: -60,0 Mrd. US-Dollar). Ursache für diesen Anstieg war ein deutlicher Erhöhung der Importe von Petroleumgütern. Die Importe stiegen aufgrund dessen im Monatsvergleich um 1,8 %, während die Exporte sich um 1,7 % erhöhten.

2. Gut ein Drittel des Exportanstiegs lässt sich auf den Bereich des zivilen Luftfahrzeugbaus zurückführen (25,0 %). Deutliche Zuwächse wurden aber auch im Bereich der Halbleiter (4,6 %) und im Bereich Telekommunikationsausrüstung (3,4 %) erzielt. Darüber hinaus verbuchte der Bereich der Automobile ein Plus von 4,3 %. Im Dienstleistungsbereich erhöhten sich die Ausfuhren moderat um 0,7 % gegenüber dem Vormonat. Insgesamt haben sich die Exporte im August besser als von uns erwartet entwickelt, zumal der Anstieg der Güterausfuhren in realer Rechnung um 2,5 % recht kräftig gewesen ist.

Auf der Importseite sind die bereits erwähnten Petroleumgüter, die im Monatsvergleich um 8,7 % angestiegen sind, der Haupttreiber gewesen. Hier schlug sich der im August deutlich gestiegene Rohölpreis nieder. Ohne die Petroleumgüter wären die Importe nur um 0,8 % (mom) angestiegen. Hierzu trug wiederum wesentlich der kräftige Anstieg der Einfuhren im Bereich der Automobile (5,9 %) bei. Nahezu stagniert haben die Importe von Konsumgütern (-0,3 %). In realer Rechnung nahmen die Güterimporte um 0,8 % zu. Nach einem Rückgang um 1,5 % im Vormonat deutet dies auf eine schwache Importentwicklung im dritten Quartal hin.

3. Die heutigen Daten sind vor allem im Hinblick auf unsere Prognose des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal von Interesse. In realer Rechnung können diese zur Abschätzung des Außenhandels aus den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verwendet werden. Bisher gingen wir davon aus, dass die Importe im Quartalsvergleich stärker gestiegen sind als die Exporte und der Außenhandel eine Belastung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung darstellt. Die heutigen Zahlen legen dagegen nahe, dass der Außenhandel einen positiven Wachstumsbeitrag leistet. Eine genaue Abschätzung der Quartalsentwicklung des Außenhandels ist allerdings weiterhin sehr schwer. Denn der noch fehlende Monat September wird durch die Auswirkungen von „Katrina“ stark verzerrt sein. Sowohl die Exporte als auch die Importe dürften von dem Ausfall mehrerer wichtiger Häfen in der Region Louisiana betroffen sein.

4. Finanzmarktreaktionen: Der Devisenmarkt reagierte recht deutlich auf die vergleichsweise geringe Überraschung bei den Handelsbilanzzahlen. Der Euro verlor gegenüber dem US-Dollar etwa 0,50 Cent und sank auf unter 1,1940 US-Dollar.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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