USA: Handelsbilanzdefizit pendelt sich auf hohem Niveau ein<br />
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1. Im Mai hat sich das Handelsbilanzdefizit lediglich auf 63,8 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Sowohl wir als auch die von Bloomberg befragten hatten mit einem stärkeren Anstieg des Defizits gerechnet (Bloomberg-Umfrage für den Saldo: -64,9 Mrd. US-Dollar, DekaBank: -65,0 Mrd. US-Dollar). Dies ist inzwischen das vierte Mal in Folge, dass das Defizit geringer ausfällt als erwartet. Im Mai stiegen die Importe um 1,8 % und die Exporte um 2,4 % gegenüber dem Vormonat.
2. Der erfreuliche Anstieg der Exporte resultierte in erster Linie aus kräftigen Zuwächsen bei den Investitionsgütern (2,4 % mom) und hier insbesondere im Bereich Flugzeugbau (24,6 % mom). Daneben waren aber auch die Bereiche Halbwaren und Rohstoffe (3,4 % mom), Konsumgüter (5,2 % mom) und Nahrungsmittel (7,5 % mom) stark. Wieder einmal schwach war allerdings die ausländische Nachfrage nach USamerikanischen Automobilen (-1,4 % mom). Seit Anfang des Jahres ergibt sich für diese Produktkategorie bereits ein Minus von 4,5 %. Auf der Importseite war nur eine Produktkategorie erwähnenswert: Die inländische Nachfrage nach Halbwaren und Rohstoffen erhöhte sich um 7,0 % mom. Ursächlich hierfür war ein kräftiger Anstieg bei den Petroleumgütern (+16,93% mom). Mit Ausnahme eines geringen Anstiegs bei den Investitionsgütern (+0,5 % mom) wurden für alle anderen Produktkategorien monatliche Rückgänge ausgewiesen.
3. In den vergangenen neun Monaten betrug das Defizit in der Handelsbilanz im Durchschnitt gut 64 Mrd. US-Dollar. Die Entwicklung in diesem Zeitraum könnte durchaus ein Indiz dafür sein, dass sich auch in den kommenden Monaten das Defizit auf diesem Niveau einpendelt. Einer der Hauptgründe für die Ausweitung des Defizits war in den vergangenen Jahren der kräftige Preisanstieg bei den Petroleumprodukten. Die Handelsbilanzdaten für Mai zeigen, dass dieser Preiseffekt zwar weiterhin vorliegt. Gleichwohl sind in den vergangenen Monaten zwei neue und Defizit mindernde Bestimmungsfaktoren für die Entwicklung des Handelsbilanzdefizits hinzugekommen. Die US-Unternehmen gelingt es inzwischen besser als in den Jahren zuvor, von der global weiterhin guten Nachfrageentwicklung zu profitieren. Dies führte dazu, dass die Exporte seit September 2005 um knapp 14 % anstiegen sind. Ein vergleichbares Wachstum in solch einem Zeitraum gab es zuletzt Mitte 2004, allerdings mit dem Unterschied, dass die Weltwirtschaft damals noch kräftiger expandierte als im aktuellen Zeitfenster. Der zweite zusätzliche Bestimmungsfaktor für die Entwicklung des Handelsbilanzdefizits in den vergangenen Monaten war die spürbar schwächere Nachfrageentwicklung des Inlandes. Erkennbar ist dies bei den Produktgruppen für Konsumgüter und für Automobile. Während die Konsumgüter im Mai verglichen mit dem Stand im Dezember 2005 nahezu stagniert haben, verringerten sich die Automobilimporte in diesem Zeitraum sogar um gut einem Prozent. Die Entwicklung der Handelsbilanz dürfte auch in den kommenden Monaten von diesen drei Faktoren maßgeblich beeinflusst werden. Auf der einen Seite deuten die im Juni wieder gestiegenen Rohölpreise auf eine weitere Ausweitung des Defizits hin. Zum anderen zeigen die meisten globalen Konjunkturindikatoren an, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft etwas abschwächt. Somit dürfte auch die Exportdynamik der USA an Schwung verlieren. Dem entgegen steht eine geringe Dynamik der US-Wirtschaft in den kommenden Quartalen, mit entsprechenden Konsequenzen für die Nachfrage nach ausländischen Gütern und einer schwächeren Importentwicklung. In der Summe dieser Effekte könnte sich das Handelsbilanzdefizit auch in den kommenden Monaten auf dem aktuellen Niveau von gut 60 Mrd. US-Dollar bewegen. Die Anzeichen für eine deutlichere Trendwende, nämlich hin zu fallenden Defiziten, sind aktuell jedoch noch zu schwach.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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