Kommentar
18:43 Uhr, 12.01.2006

USA: Handelsbilanzdefizit normalisiert sich

1. Das Handelsbilanzdefizit hat sich im November auf 64,2 Mrd. US-Dollar verringert. Sowohl wir als auch die von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem höheren Defizit gerechnet (Bloomberg- Umfrage für den Saldo: -66,1 Mrd. US-Dollar, DekaBank: -66,5 Mrd. US-Dollar). Im Vormonat hatte sich das Defizit aufgrund mehrerer Sondereffekte (Spätfolgen des Streiks bei Boeing und des Hurrikans „Katrina“) auf ein Rekordniveau von 68,1 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Die Verringerung des Defizits im November kann somit als eine gewisse Normalisierung verstanden werden. Die Exporte von Gütern und Dienstleistungen erhöhten sich gegenüber dem Vormonat um 1,8 %, und die Importe verringerten sich nach zwei starken Vormonaten um 1,1 %.

2. Der Güterexport erhöhte sich im November um 2,9 % gegenüber dem Vormonat, und war damit ein weiteres Mal recht kräftig. Wie im Vormonat bremste der Export von Dienstleistungen geringfügig (-0,7 %). Auf der Güterseite legte nochmals der Export im Bereich des zivilen Flugzeugbaus sehr stark um 27,4 % zu (Vormonat +173,4 %). Kräftige Exportzuwächse wurden daneben im Bereich der Konsumgüter (+6,2 %) und der Industriegüter (+2,1 %) verzeichnet. Ein weiteres Mal schwach war dagegen die Entwicklung im Bereich der Telekommunikationsgüter (-3,5 %).

Der Rückgang der Importe resultierte aus einer Verringerung der Güterimporte (-1,4 %), während der Import von Dienstleistungen leicht zulegte (0,5 %). Ähnlich wie auf der Exportseite ist die Entwicklung im Bereich des zivilen Flugzeugbaus am spektakulärsten. Der monatliche Rückgang betrug hier 33,5 % (Vormonat: -10,9 %). Daneben sanken die Importe von Industriegütern – trotz der hierin enthaltenen und kräftig gestiegenen Rohöleinfuhren (+9,2 %) – um 2,5 % sowie die von Konsumgütern um 3,1 %.

3. In gut zwei Wochen wird die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal veröffentlicht. Mithilfe der heutigen Zahlen zur Handelsbilanz lässt sich die Entwicklung des Außenhandels in diesem Zeitraum abschätzen. Relevant sind hierbei die realen Handelsbilanzzahlen für den Güterbereich. Die realen Exportgüter sind im November um 3,8 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Insgesamt dürfte die Exportentwicklung im vierten Quartal (nach einer schwächeren Entwicklung im Vorquartal) recht kräftig gewesen sein. Daneben sind die Importgüter im November zwar nur geringfügig gegenüber dem Vormonat angestiegen (0,3 %). Aufgrund der kräftigen Entwicklung im Vormonat (+1,9 %) dürfte die Importentwicklung insgesamt im vierten Quartal jedoch stärker gewesen sein als die Entwicklung der Exporte. Dies führt dazu, dass der Wachstumsbeitrag vom Außenhandel wahrscheinlich negativ gewesen ist, sodass der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal vermutlich unter drei Prozent geblieben ist.

4. Finanzmarktreaktionen: Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen legten für wenige Minuten nach der Datenbekanntgabe um 14:30 Uhr um einen Basispunkt auf 4,45 % zu, gingen aber recht schnell wieder auf das zuvor erreichte Niveau zurück. Auch beim Wechselkurs des US-Dollar zum Euro kam es nur zu einer kurzzeitigen kleineren Bewegung. Der Euro verlor dann kurz vor 15 Uhr deutlich gegenüber dem US-Dollar – dies war jedoch nicht in Reaktion auf die Handelsbilanzdaten, sondern auf die Kommentare in der EZB-Pressekonferenz zum Zinsentscheid.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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