USA: Handelsbilanzdefizit auf Rekordhöhe
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1. Die Entwicklung der Handelsbilanz war auch im November Besorgnis erregend. Nach Angaben des Commerce Department fiel der Saldo aus Exporten und Importen auf -60,3 Mrd. US-Dollar. Sowohl wir als auch die Mehrzahl der von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem Rückgang des Handelsbilanzdefizits gerechnet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: -54,0 Mrd. US-Dollar). Erschreckend ist nicht nur, dass das Defizit nach 56,0 Mrd. US-Dollar im Vormonat nochmals ein neues Rekordniveau erreicht hat, vielmehr hat die Abwärtsbewegung in den vergangenen Monaten an Dynamik gewonnen.
2. Bemerkenswert ist nicht nur die Höhe des Defizits selbst, sondern auch dessen Zusammensetzung. Die Importe, die im Vormonat aufgrund von Sondereffekten bei der Rohölnachfrage wie auch im zivilen Flugzeugbau nach oben verzerrt gewesen waren, konnten im November um 1,3 % gegenüber dem Vormonat zulegen. Bei diesem Anstieg ist ein Effekt besonders hervorzuheben. Der Rohölimport stieg trotz eines leicht gesunkenen Rohölpreises um 17,7 % gegenüber dem Vormonat. Bereinigt man die Importstatistik um diesen Effekt, so schwenkt die monatliche Veränderungsrate ins Minus, und zwar auf -0,6 %. Aber auch ohne diesen Sondereffekt wäre im November ein erneut höheres Defizit erreicht worden, denn die Exporte sanken um 2,3 %. Zwar legten die Dienstleistungen um 1,4 % zu, doch in der Teilstatistik der Güter sind ausschließlich monatliche Rückgänge zu finden. Sicherlich durfte allein aufgrund der Abwertung des US-Dollar in den vergangenen Monaten nicht mit einem Exportboom gerechnet werden. Und dennoch, die Abwertung des US-Dollar hat nicht erst im letzten Jahr begonnen, sondern vollzieht sich bereits seit Anfang 2001, sodass sich die preisliche Wettbewerbssituation der US-Unternehmen im Ausland deutlich verbessert hat und ein stärkeres Exportwachstum möglich sein müsste.
3. Das Problem für die exportorientierten US-Unternehmen zeigt sich beispielsweise anhand von Kanada, dem wichtigsten US-Handelspartner. Zeitgleich wurden nämlich heute auch für Kanada die Außenhandelsdaten für November veröffentlicht. Während die Exporte, aufgrund der starken Aufwertung des kanadischen Dollars gegenüber dem US-Dollar, zum fünften Mal in Folge gegenüber dem Vormonat sanken, verringerten sich die Importe um 10,2 % gegenüber dem Vormonat. Dieser starke Importrückgang lässt sich als weiteres Indiz dafür anführen, dass sich die wirtschaftlichen Binnenkräfte in Kanada (aufgrund der Aufwertung der eigenen Währung) abgeschwächt haben. Das Beispiel offenbart, dass sich das US-Handelsbilanzdefizit nicht alleine durch eine anhaltende Abwertung des US-Dollar nennenswert verringern wird. Denn die US-Dollar-Abwertung scheint zwangsläufig zu einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Binnendynamik bei den wichtigsten Handelspartnern zu führen.
4. Wie lässt sich vor diesem Hintergrund das enorme Handelsbilanzdefizit wieder zurückführen? Ein Weg wäre sicherlich eine Aufwertung des Yuan, da China einer der wenigen wichtigen USHandelspartner ist, der binnenwirtschaftlich robust wächst. Aufgrund der Wechselkursanbindung beziehungsweise einer zu erwartenden nur moderaten Anpassung des Wechselkurses sind hier die Möglichkeiten einer Verringerung aber begrenzt. Vielmehr sind es die US-Amerikaner selbst, die mit einer erhöhten Sparneigung die Abhängigkeit vom ausländischen Kapital verringern und über diesen Weg einen Abbau des Ungleichgewichtes herbeiführen können. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die aktuellen Rentenreformpläne der Regierung Bush in die falsche Richtung gehen: Durch sie wird das staatliche Entsparen noch verstärkt und das private Sparen nicht ausreichend gefördert. Somit ist von dieser Seite aller Voraussicht nach keine Entlastung für das Handelsbilanzdefizit zu erwarten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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