Kommentar
19:58 Uhr, 10.10.2005

USA: Große Inflationsangst

Die Sorge um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Wirbelstürme und die damit verbundenen hohen Ölpreise sowie die angestiegene Arbeitsplatzunsicherheit haben das Verbrauchervertrauen des Conference Board negativ beeinflusst. Die Unternehmen hingegen blicken zunehmend optimistischer in die Zukunft. So ist der ISM-Index für September von 53,6 Indexpunkten im August auf 59,4 Punkte angesprungen. Auch wenn die Erholung etwas holprig ist, sollte der Aufwärtstrend zunächst noch intakt bleiben, insgesamt aber nur moderat und im Vergleich zu anderen Konjunkturzyklen kurzlebig sein. Zugleich ist die Preiskomponente des ISM-Index auf 78 von 62,5 Punkten im Vormonat angesprungen. Damit hat sich zumindest auf Unternehmensebene die anfängliche Konjunkturangst der Hurrikane schnell in Inflationsangst verwandelt. Wobei auch die Fed der Ansicht zu sein scheint, dass die Inflationsrisiken weiter höher einzuschätzen sind als die Konjunkturrisiken. Während-dessen verhält sich die tatsächliche Inflation auf Konsumentenebene immer noch sehr moderat. Wir gehen davon aus, dass es auch dieses Mal, wie im Frühjahr 2004 und 2005 bei einer vorübergehenden Inflationsangst bleiben wird. Die Preisüberwälzungs-spielräume der Unternehmen sollten im weiter durch Globalisierung und Internet geprägten, sehr wettbewerbsintensiven Umfeld gering bleiben.

Aktienmarkt in robuster Verfassung

Der US-Aktienmarkt hat den traditionell schwierigen Börsenmonat September trotz der großen Schäden durch die beiden Wirbelstürme nahezu unverändert abgeschlossen. Auch wenn die Beseitigung der Schäden das BIP im 2. Halbjahr 2005 etwas belasten wird, konnten die Konjunkturindikatoren wie etwa der Auftragseingang im August mit + 3,3% angenehm überraschen. Allerdings bleibt dadurch auch die Notwendigkeit, die Inflation im Zaum zu halten, gegeben. Die Notenbank dürfte also weitere Zinserhöhungen vornehmen. Die Gewinnentwicklung der Unternehmen ist weiterhin als gut einzuschätzen: für das 3. Quartal 2005 sollte die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei etwa 16% liegen. Selbst ohne die deutlich ansteigenden Gewinne der Energieunternehmen wird ein Gewinnplus von ca. 11% erwartet. Eine vorsichtige Einschätzung ist immer noch für die Gewinnentwicklung der Konsumunternehmen, v.a. im Handel sowie für die Telekomfirmen geboten. Wir erwarten eine weitere Seitwärtsbewegung des S&P 500-Index zwischen 1.200 und 1.250 Punkten. Unsere präferierten Branchen sind weiterhin Energie, Gesundheit und auch wieder Versorger. Industrietitel sehen wir mittlerweile etwas skeptischer, da eine weitere Margenverbesserung kaum mehr möglich sein dürfte.

Freundlicher Grundton bleibt bestehen

Auch wenn am Rentenmarkt die Inflationsangst wieder in den Mittelpunkt gerückt ist, mittelfristig wird strukturell geringer Inflationsdruck einem anhaltenden Trend steigender Zinsen entgegen wirken. Das Risiko, dass die FED ungeachtet der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter das Ziel verfolgt, die vorhandene Überschussliquidität „kontrolliert“ abzuschöpfen besteht allerdings nach wie vor. Demzufolge sind wir gegenwärtig in den USA wie in Euroland gegenüber der Benchmark leicht übergewichtet.

Quelle: Activest

Activest, die Investmentgruppe der HypoVereinsbank, entstand durch Zusammenlegung der Activest Institutional Investmentgesellschaft mbH und Activest Investmentgesellschaft mbH zum 01. Juli 2002. Zusammen mit der Activest Luxembourg S.A. werden mehr als 20,8 Mrd. Euro in 150 Publikumsfonds für Privatkunden und rund 39,3 Mrd. Euro in 306 Spezialfonds für institutionelle Anleger verwaltet (12/2004). Damit zählt die Gesellschaft zu den größten und erfahrensten Kapitalanlagegesellschaften in Deutschland und kann auf eine mehr als dreizehnjährige Erfahrung im Publikumsfondsbereich und einundvierzigjährige Erfahrung in der institutionellen Vermögensverwaltung zurückgreifen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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