Kommentar
09:22 Uhr, 08.08.2016

USA: Gewinnrezession zu Ende

Die Quartalssaison läuft noch. Es ist also zu früh, um die Gewinnrezession für endgültig beendet zu erklären. Die Chancen für ein Ende der Serie an schrumpfenden Gewinnen stehen allerdings sehr gut.

Das offizielle Ende der Gewinnrezession kann zwar noch nicht ausgerufen werden, dafür aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal ein Ende der Umsatzrezession. In den letzten anderthalb Jahren sanken nicht nur die Gewinne der Unternehmen, sondern auch die Umsätze. Die Umsätze wagen sich an einen Rebound heran.

In der laufenden Quartalssaison sieht es derzeit nach einem leichten Umsatzwachstum aus. Aktuell liegt dieses bei einer schwarzen Null. Da vor allem die großen Ölunternehmen bereits ihre Zahlen vorgelegt haben und einen neuerlichen Rückgang ausweisen mussten, dürfte durch den Rest der ausstehenden Berichte die Tendenz positiver sein.

Das zweite Quartal 2016 kann das Ende der Umsatzrezession bedeuten. Vorausgesetzt, es kommt auf dem Rohstoffmarkt nicht zu neuen Preistiefs bei Energierohstoffen und Metallen, sollte sich das Umsatzwachstum in den nächsten Quartalen fortsetzen, da die meisten Sektoren außerhalb des Rohstoffbereichs tendenziell wachsen.

Grafik 2 zeigt den aktuellen Status des Gewinn- und Umsatzwachstums der Branchen im zurückliegenden und laufenden Quartal. Für Q3 sind die Zahlen nur Schätzungen. Sieht man vom IT und Rohstoffsektor ab, dann wachsen alle anderen Branchen zumindest minimal. Im dritten Quartal sollte der Abwärtstrend bei Grundstoffen (z.B. Metalle) ebenfalls ein Ende finden.

Beim Gewinn ist die Lage anders. Hier reicht das wiederkehrende Umsatzwachstum noch nicht aus, um auch wieder für mehr Gewinn zu sorgen. Für den Markt – gemessen am S&P 500 – kann sich die Gewinnrezession also noch etwas hinziehen. Analystenschätzungen sind allerdings weit im Vorfeld der Geschäftsberichte meist nicht sonderlich zuverlässig. Sie unterschätzen für gewöhnlich Umsatz und Gewinn. Es ist also durchaus möglich, dass die S&P Unternehmen in Q3 wieder ein Gewinnwachstum ausweisen können.

Der Trend stimmt jedenfalls. Bereits in dieser Berichtssaison schlagen überdurchschnittlich viele Unternehmen die Erwartungen. Überdurchschnittlich heißt, dass mehr als 66 % der Unternehmen die Gewinnerwartung übertreffen.

Man erwartet zwar im Normalfall, dass die positiven Überraschungen bei über 50 % als überdurchschnittlich gelten. Das ist nicht der Fall. In einem durchschnittlichen Quartal übertreffen ungefähr zwei Drittel, also 66-67 % aller Unternehmen, die Erwartungen. Aktuell haben es bisher 71 % aller Unternehmen geschafft, die Erwartungen zu übertreffen. Das Quartal ist also tatsächlich besser als angenommen wurde.
Es kann noch immer viel schiefgehen. Das Ende der Gewinnrezession ist vor allem vom Dollarkurs abhängig. Sollte es, aus welchen Gründen auch immer, zu einem merklichen Anstieg innerhalb der nächsten Wochen kommen, muss das offizielle Ende der Gewinnrezession wohl bis Q4 warten.

Der Markt freute sich schon am Freitag darauf. Anders sind die steigenden Kurse kaum zu erklären. Die Bewertungen sind damit optimistisch und preisen die Verbesserung der Lage jetzt ein (ca. ein halbes Jahr, bevor man die besseren Zahlen tatsächlich in den Berichten sieht). Tritt die Entwicklung ein wie erwartet, dann sind Kurse und Fundamentaldaten immer noch nicht unbedingt im Einklang. Das ändert jedoch nichts daran, dass Anleger die Aussicht auf Verbesserung kaufen.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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