USA: Gewinnberichterstattung verliert an Fahrt
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Die abgelaufene Börsenwoche war erstmals seit einigen Wochen von einer rückläufigen Kurstendenz gekennzeichnet. Bei um 3% rückläufigem Weltindex (FT/S&P) mit vergleichbar negativer Kursdynamik in den USA und Europa, fiel die Kursschwäche der technologielastigen NASDAQ mit -6,3% stärker aus. Dagegen konnte Japan mit nur moderater Indexschwäche (TOPIX -1,6%) wieder outperformen. Wesentliche Belastungsfaktoren kamen von den latenten Ängsten bezüglich einer möglicherweise schon frühzeitigeren Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank sowie Ereignissen aus Fernost. Der chinesische Premierminister hat angekündigt, dass die Regierung Maßnahmen erwäge, um eine weitere Überhitzung der chinesischen Wirtschaft zu verhindern. Dies hatte eine starke Abschwächung der Rohstoffpreise - Öl ausgenommen - zur Folge. Da China immer stärker zum Wachstumsmotor im Fernen Osten mit zunehmend erkennbar positiven Wirkungen auf die Weltwirtschaft geworden ist, reagierten auch die europäischen Aktienmärkte auf diese Meldung eher negativ.
Nachdem sich in den USA die Wall Street noch zu Beginn der Woche knapp unterhalb der Jahreshochs positionierte und auf einen Ausbruch nach oben spekulierte, erwiesen sich diese in der zweiten Wochenhälfte als zunächst noch nicht zu überwindende Widerstände. Es kam zu kräftigen, mit hohen Umsätzen begleiteten Gewinnmitnahmen, worunter die volatilere, hochzyklische und zinssensitive Nasdaq am stärksten litt. Zudem bekamen die Zinserhöhungsspekulationen über besser als erwartete Hausverkaufszahlen sowie über Zahlen zum realen Bruttoinlandsprodukt für das 1. Quartal neue Nahrung. Das BIP ist mit +4,2% zwar weniger stark gestiegen als erwartet, was aber vor allem auf den deutlich gestiegenen Deflator (+2,5%) zurückzuführen ist. Zugleich erholten sich repräsentative Indizes zum Konsumentenvertrauen von ihren schwächeren Vormonatswerten. Im Gegensatz dazu brachten die letztwöchigen guten Gewinnberichte von ChevronTexaco, ExxonMobil, Procter & Gamble usw. keine positiven Gesamtmarktimpulse. Eher belastend auf die Tendenz der zukünftigen Gewinne wirkten die im ersten Quartal recht deutlich gestiegenen Arbeitskosten, die somit das Ende der Ära der Restrukturierungserfolge bedeuten dürften. Für negative Schlagzeilen sorgte die Meldung des Scheiterns der Übernahme von Walt Disney durch Comcast.
In Europa zeigten insbesondere die Londoner Börse auf Grund einer deutlich überdurchschnittlichen Kursentwicklung bei Öl- und Pharmaaktien sowie die Schweiz eine relativ robuste Haltung. Dagegen wiesen Frankreich, die Niederlande sowie Schweden eine überdurchschnittliche Kursschwäche auf. Das Unternehmensvertrauen vom April konnte sich in Euroland leicht verbessern. Auch die Ifo-Umfrage in Deutschland zeigte einen Anstieg des Indikators, wobei die Lagebeurteilung durch eine kräftige Verbesserung im Einzelhandel merkliche Impulse erhielt. Allerdings ist letztere durch die Osterfeiertage, die im April einen deutlichen Anstieg der Einkaufstage zur Folge hatte, positiv verzerrt. In Italien und in den Niederlanden konnte aber im April eine - wenn auch nur moderate - Verbesserung des Geschäftsklimas verzeichnet werden. "Allerdings wurde dies von den Anlegern kaum honoriert, nachdem das Frühjahrsgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsinstitute die Wachstumshoffnungen für Deutschland mit einem prognostizierten BIP-Anstieg von nur 1% nochmals enttäuscht hat", sagt ADIG-FondsmanagerMatthias Grimm. "Das Wachstumsgefälle zwischen Nordamerika und Europa dürfte sich insofern im laufenden Jahr eher noch vergrößern." So konnte der DAX nach freundlichem Wochenbeginn seine Jahreshöchstmarke von 4.164 nicht knacken und fiel im Wochenverlauf deutlicher zurück. "Und dies obwohl die Unternehmensresultate europaweit überwiegend positiv zu Buche schlugen", fügt Europa-Experte Grimm hinzu.
In Japan zeigten eine Reihe von Indikatoren - u.a. das im ersten Quartal verbesserte Konsumklima, die im März kräftiger angestiegene Industrieproduktion, insbesondere die im März auf Dreijahrestief gefallene Arbeitslosenquote - dass die japanische Wirtschaft zurück auf den Wachstumspfad findet. Angesichts positiver Zahlen von Sanyo Electric, die im Geschäftsjahr per Ende März erstmals wieder einen kräftigen Gewinnanstieg verzeichnen konnten, sowie von Kyocera - Gewinnsprung von 65% - und Daiwa Securities, die wieder in der Gewinnzone arbeiten, belastete der eher enttäuschende Gewinnausweis von Honda, der im wesentlichen auf die Stärke des Yen zurückzuführen ist, nur zeitweise.
Ausblick auf die Woche vom 3. bis 7. Mai 2004
Nachdem die Gewinnberichterstattung in den USA zunehmend an Fahrt verliert (es berichten nur noch etwa 1/5tel der Unternehmen aus dem S&P 500), stehen in der nächsten Woche die Konjunkturindikatoren wieder zunehmend im Vordergrund. Zu Beginn der Woche wird der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM) berichtet, der jedoch eher unverändert gegenüber dem Vormonat, allerdings auf hohem expansiven Niveau, tendieren sollte. Am Dienstag wird mit Spannung auf das Wording der FED nach ihrer Zinssitzung gewartet. Während die Zinsen unverändert bleiben dürften, wird nach den jüngsten Verbesserungen am Arbeitsmarkt sowie wieder steigenden Inflationszahlen jedoch mit einer Veränderung der weiteren Zinseinschätzung - im weiteren Verlauf eher steigend - gerechnet. Zum Wochenschluss steht der mit Spannung erwartete Arbeitsmarktbericht an. Nach dem starken Vormonat wird auch im April ein deutlicher Stellenzuwachs von etwa 150.000 erwartet. Aus technischer Sicht sollte sich der aktuelle Konsolidierungsdruck damit langsam abbauen. Im weiteren Verlauf kann dann wieder mit der Vorbereitung auf den zweiten Überwindungsversuch der Jahreshochs auch über verstärkte Umallokationen gerechnet werden.
In Europa sind insbesondere die Einkaufsmanagerindizes im Dienstleistungsbereich für Deutschland, Euroland sowie Großbritannien, die französische Industrieproduktion sowie das Verbrauchervertrauen in Euroland geeignet, über die weitere Konjunkturentwicklung Aufschluss zu geben. Von Unternehmensseite sind erneut eine Reihe von Quartalsergebnissen, u.a. bei Continental, Adidas-Salomon, BMW, Aixtron, Celanese, Deutsche Börse, Heidelberger Zement sowie Fresenius und Fresenius Medical Care zu erwarten.
In Japan ist die Börse auf Grund von drei Feiertagen von Montag bis Mittwoch geschlossen (golden week) und daher relativ "ereignisarm".
Quelle: ADIG Investment
Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.
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