Kommentar
17:43 Uhr, 11.05.2005

USA: Geringeres Handelsbilanzdefizit überrascht

1. Für die Märkte wie auch für uns überraschend verringerte sich das Handelsbilanzdefizit im März von 60,6 Mrd. US-Dollar auf 55,0 Mrd. US-Dollar (Bloomberg-Umfrage: -61,9 Mrd. US-Dollar; DekaBank: -62 Mrd. US-Dollar). Die Importe von Gütern und Dienstleistungen verzeichneten mit einem Minus von 2,5 % gegenüber dem Vormonat die stärkste Schrumpfung seit Dezember 2001. Die Exporte legten dagegen ordentlich um 1,5 % zu, nachdem sie in den beiden Vormonaten nur minimal gestiegen waren. Der US-Dollar gewann aufgrund der Außenhandelszahlen deutlich an Wert.

2. Die Verringerung des Handelsbilanzdefizits ist um so überraschender, als die Rohölimporte mit 5,7 % erneut kräftig gegenüber dem Vormonat gestiegen sind. Demzufolge hat sich das Defizit nach Herausrechnen der Petroleumgüter sogar um 6,2 Mrd. US-Dollar auf 38,0 Mrd. US-Dollar verringert. Die Hauptverantwortlichen für den Rückgang bei den Importen sind jedoch schnell gefunden: Allein die Automobilimporte verzeichneten ein Minus von 1,3 Mrd. US-Dollar. Weitere -2,4 Mrd. US-Dollar trugen die Konsumgüter dazu bei. Hier fielen insbesondere zwei Unterkategorien auf: Bei den Textilimporten war nunmehr im März ein Rückpralleffekt zu beobachten, nachdem der Fall der Importquoten für Textilien zum Jahreswechsel im Januar und Februar zu spürbaren Zuwächsen bei den Textilimporten geführt hatte. Schließlich folgte auf einen kräftigen Zuwachs bei den Importen von pharmazeutischen Produkten im Februar nunmehr ein deutlicher Rückgang. Bei den Exporten ragten besonders die Investitionsgüter positiv heraus, die ein Plus von 3,3 % verzeichneten.

3. So schnell ändert sich also das Bild über den Außenhandel der USA im ersten Quartal. Mit den heutigen Zahlen werden die betreffenden Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal zur Makulatur. Wie üblich musste das Bureau of Economic Analysis (BEA) für eine Reihe von Teilkomponenten des Bruttoinlandsprodukts Setzungen für den März vornehmen. Hierunter fällt auch die Außenhandelsstatistik. Während die März-Projektionen des BEA für die Exporte mit den heutigen Zahlen gut übereinstimmen, zeichnet sich auf der Importseite größerer Revisionsbedarf ab, denn das BEA hat für den März steigende und nicht stark fallende Importe prognostiziert. Für das erste Quartal besteht daher ein erhebliches Aufwärtsrevisionspotenzial (Veröffentlichung der zweiten Schätzung des Bruttoinlandsprodukts am 26.05.05), das auch von der zu erwartenden Abwärtsrevision der Lagerinvestitionen wohl nicht aufgewogen werden wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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