Kommentar
17:30 Uhr, 21.12.2007

USA: Gegenwartskonsum sehr kräftig

1. Der US-Konsument lässt sich in seinem Konsumverhalten nicht beirren: Im November stiegen die Ausgaben der privaten Haushalte überraschend stark um 1,1 % gegenüber dem Vormonat an (Bloomberg- Umfrage: 0,7 % und DekaBank: 0,6 %). Dies ist der kräftigste monatliche Zuwachs seit Mitte 2004 und geht nur teilweise auf die gestiegenen Benzinpreise zurück. Etwas schwächer als erwartet fiel dagegen der Zuwachs der persönlichen Einkommen um 0,4 % mom aus (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,5 %). Allerdings wurden die Vormonate nach oben korrigiert, sodass die von uns prognostizierte Jahresveränderungsrate von 6,1 % für November gemeldet wurde. Eine sehr starke Ausgabenentwicklung bei zeitgleich durchschnittlichem Einkommensgewinn sorgte erstmals seit August 2006 für eine negative Sparquote und zwar in Höhe von -0,5 %.

2. Die Stärke der Einkommensentwicklung resultiert einmal mehr aus dem Zuwachs der Löhne und Gehälter um 0,6 % mom. Ebenfalls kräftig gestiegen sind die Unternehmereinkommen (0,7 %) und die Dividendenzahlungen (0,9 %), während es bei den Zinszahlungen und den Transferzahlungen monatliche Rückgänge gab (-0,4 % bzw. -0,5 % mom). Bereits die Einzelhandelsumsätze für November hatten auf eine eher überdurchschnittliche Konsumtätigkeit hingewiesen. Die Konsumzuwächse in den Bereichen Gebrauchsgüter (0,3 % mom) bzw. bei den Verbrauchsgütern (2,0 %) entsprechen diesen Vorgaben aus den Einzelhandelsumsatzdaten recht gut. Die eigentliche Überraschung liegt somit bei den Dienstleistungen, die mit 0,8 % mom den kräftigsten Anstieg seit April dieses Jahres aufweisen.

3. Für sich genommen deuten die heutigen Konsumdaten zunächst auf einen erheblichen Aufwärtsrevisionsbedarf für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal hin. Wir gehen bisher von einem, bedingt durch die Kreditkrise, schwachen Anstieg von 1,6 % (qoq, ann.) aus. Wir rechnen indes nicht damit, dass in den kommenden Monaten diese kräftigen Konsumzuwächse wiederholt werden können. Hierfür ist die Sparquote zu niedrig, sodass bereits im Dezember ein Rückgang der Konsumsausgaben durchaus wahrscheinlich ist. Zudem dürften nicht nur die Prognostiker von der Konsumstärke der privaten Haushalte überrascht worden sein, sondern auch die Unternehmen, was auf eine schwächere Lagerhaltung im vierten Quartal schließen lässt und damit die wirtschaftliche Aktivität bremst. In der Summe dieser Effekte mag zwar ein gewisser Aufwärtsrevisionsbedarf für unsere BIP-Prognose des vierten Quartal 2007 bestehen, die niedrige Sparquote zeigt aber, dass die Konsumbäume in den kommenden Monaten nicht in den Himmel wachsen werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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