USA: Fed verschafft sich Handlungsfreiheit
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1. Das Federal Open Market Committee (FOMC) hat erwartungsgemäß seinen Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,0 % angehoben. Im begleitenden Statement ist eine Fortsetzung der semantischen Abschwächung des Ausblicks auf den zukünftigen Kurs der Geldpolitik zu verzeichnen. Wurde eine weitere Straffung der Politik im Dezember letzten Jahres noch als „likely to be needed“ bezeichnet, änderte das FOMC bei den Zinsentscheiden im Januar und im März seine Wortwahl zu „may be needed“. Nun drückt die Fed den Grad der Vorbestimmtheit weiterer Zinsschritte noch ein Wenig schwächer aus, indem sie die entsprechende Formulierung zu „may yet be needed“ ergänzt. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Notenbanker den Ausblickteil ihres Statements dahingehend erweitert haben, dass das Ausmaß und der Zeitpunkt einer solchen Straffung entscheidend davon abhängen, inwieweit sich die wirtschaftlichen Aussichten durch die in naher Zukunft eintreffenden Informationen verändern. In jüngeren Äußerungen haben Fed-Vertreter immer wieder darauf hingewiesen, dass ihre geldpolitischen Entscheidungen in zunehmenden Maß von der Entwicklung der ökonomischen Datenlage beeinflusst werden. Laut den Minutes der FOMC-Sitzung am 28. März befürchteten einige Notenbanker, an den Finanzmärkten könnte die starke Datenabhängigkeit ihrer Politik unterschätzt werden. Die Fed will sich unserer Einschätzung nach ihren Handlungsspielraum bei den in näherer Zukunft anstehenden Zinsentscheiden erhöhen. Dies versucht sie durch die Kombination einer Ankündigung möglicher weiterer Leitzinserhöhungen und der Betonung der starken Datenabhängigkeit ihrer Politik.
2. Die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und der kurzfristigen Aussichten seitens der Fed hat sich seit dem Zinsentscheid am 28. März nicht wesentlich verändert. Sie bezeichnet das derzeitige Wachstum nach wie vor als recht stark, hält aber eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf ein dauerhaft tragfähigeres Tempo für wahrscheinlich. Erstmals begründet sie diese Erwartung durch die Abkühlung des Immobilienmarktes sowie die verzögerten Auswirkungen der gestiegenen Zinsen und Energiepreise. In Bezug auf die Inflation haben sich die Formulierungen gegenüber dem Statement vom 28. März überhaupt nicht geändert. Die Fed ist weiterhin der Ansicht, dass sich die gestiegenen Preise von Energie und anderen Rohstoffen bisher nur in geringem Umfang auf die Kerninflation ausgewirkt haben. Sie sieht jedoch immer noch die Gefahr, dass eine weitere Zunahme der Auslastung der Ressourcen, in Verbindung mit den höheren Niveaus der Energie- und Rohstoffpreise, den Inflationsdruck erhöhen könnte. Die Beibehaltung dieser Formulierung ist insofern erwähnenswert, als dass sich das Inflationsumfeld seit dem vorangegangenen Zinsentscheid verschlechtert hat: Die Kerninflation hat etwas zugenommen, der Anstieg des Ölpreises hat sich fortgesetzt, und das Wachstum der Löhne hat sich weiter beschleunigt.
3. Insgesamt werten wir das Statement dahingehend, dass das FOMC auf der Grundlage seiner derzeitigen Vorhersagen des Wirtschaftswachstums und der Inflation eine starke Neigung hat, auf seinem kommenden Meeting am 28. und 29. Juni die Folge von Leitzinsanhebungen zumindest vorerst zu unterbrechen. In den Minutes zum letzten Zinsentscheid war zu lesen, dass die Mehrzahl der Mitglieder des FOMC ein baldiges Ende der Leitzinserhöhungen für wahrscheinlich hält. Einige erwähnten sogar die Gefahr, die Politik zu stark zu straffen. Ende April hat Fed-Präsident Bernanke in einer Rede vor dem Kongress auf die Möglichkeit hingewiesen, bei einer oder mehreren zukünftigen Sitzungen keine Anhebung der Federal Funds Rate vorzunehmen, um die weitere Entwicklung der Datenlage abzuwarten. Dass die Fed in ihrem jüngsten Statement dennoch so stark potenzielle weitere Anhebungen der Federal Funds Rate betont, erklären wir uns dadurch, dass sie das Missverständnis vermeiden will, ein Ende der Leitzinserhöhungen sei bereits unabhängig von der Entwicklung der makroökonomischen Daten beschlossen. Eine solche Wahrnehmung könnte Zweifel aufkommen lassen, wie hoch die Fed das Ziel der Preisniveaustabilität gewichtet, und so die Inflationserwartungen ansteigen lassen. Wir gehen davon aus, dass das FOMC auf seinem nächsten Meeting am 28. und 29. Juni die Federal Funds Rate unverändert auf dem Niveau von 5,0 % belassen, aber auch dann auf die Möglichkeit einer späteren Wiederaufnahme der Zinserhöhungen hinweisen wird. Klarere Zeichen einer Verlangsamung des Wachstums und eines Nachlassens des Inflationsdrucks in der zweiten Jahreshälfte werden sie jedoch unserer Einschätzung nach von einer weiteren Straffung ihrer Politik Abstand nehmen lassen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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