Kommentar
11:38 Uhr, 04.01.2006

USA: Fed unsicher über Anzahl weiterer Zinserhöhungen

1. Auf ihrem Meeting am 13. Dezember sind die Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) übereinstimmend zu der Ansicht gelangt, dass sich die US-Volkswirtschaft in einem robus-ten Zustand befindet und in den kommenden zwei Jahren nahe dem Potenzialpfad expandieren wird. Auch für die Inflationsentwicklung zeichnete das FOMC ein günstiges Bild: Es erwartet für die zweite Jahreshälfte 2006 einen deutlichen Rückgang der Inflation.

2. Interessanter als die nahezu unveränderte Konjunktur- und Inflationseinschätzung ist die Dis-kussion innerhalb des FOMC über den Fortgang der Geldpolitik. Zunächst einmal stimmten alle Mitglie-der für die damalige Anhebung der Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte auf 4,25 %. Diese weitere Straf-fung sei notwendig gewesen, um sowohl Inflation als auch Inflationserwartungen in Schach zu halten. Zudem erwartet das Komitee, dass es den Leitzins auch in Zukunft weiter anheben wird. Allerdings scheiden sich die Geister darüber, wie viele weitere Zinsschritte erfolgen müssen. Übereinstimmung herrschte dagegen wieder bei der Einschätzung, dass es nur einer geringen Anzahl von weiteren Zinsschritten bedarf, um die Risiken zur Erreichung sowohl von nachhaltigem Wachstum als auch von Preisstabilität weiter ausgeglichen zu gestalten.

3. Die große Frage ist nun, wie viele Schritte genau sind die „geringe Anzahl“, die die Fed noch unternehmen wird. Auf jeden Fall mehr als einen, denn die Vorbereitung der Märkte auf ein Ende des Zins-erhöhungszyklus bei 4,50 % ist bislang nicht zu erkennen. Wir hatten bislang, nicht zuletzt aufgrund unserer optimistischen Konjunkturprognose, die Ansicht vertreten, dass die Fed ihre Target Rate bis auf 5 % hinauf-schleusen wird. Bislang gibt es noch keinen Grund, von dieser Prognose nach unten abzurücken. Allerdings sehen wir uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass die Fed nicht über diese Niveau hinausgehen wird.

4. Zum Abschluss noch drei Bemerkungen, die zeigen, dass nicht nur unsere Unsicherheit bei der US-Leitzinsprognose gestiegen ist. Erstens, auch die die Mitglieder des FOMC empfinden nun den Ausblick für die Geldpolitik weitaus unsicherer, sodass die zukünftigen Entscheidungen mehr und mehr von der aktuellen Datenlage abhängen werden. Zweitens, das FOMC betrachtet den Leitzins von 4,25 % als nun im Bereich des-sen, was sie bei aller herrschenden Unsicherheit als ein „neutrales Niveau“ bezeichnet. Daher hat sie im letzten Statement die Bezeichnung der Geldpolitik als „akkomodierend“ entfernt. Und schließlich drittens, die Beibe-haltung des Wortes „massvoll“ in der Beschreibung weiterer Zinsschritte wurde absichtlich beibehalten, um nicht an den Märkten den Eindruck zu erwecken, dass die Fed größere Zinsanhebungen vornehmen könnte. Wir behalten daher unsere Leitzinsprognose bei und erwarten in den kommenden drei Sitzungen des FOMC jeweils eine Anhebung um 25 Basispunkte auf 5,0 % im Mai 2006.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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