USA: Fed-Umfrage deutet weiterhin keine stark schrumpfende Kreditnachfrage an
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1. Die Kreditkrise ist an den Finanzmärkten weiterhin präsent, wenngleich sich die Zinsspreads an den Corporate Bond Märkten in den vergangenen Monaten tendenziell wieder eingeengt haben. Gestern Abend wurden mit dem Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) die Ergebnisse der Bankenumfrage der Fed für das dritte Quartal veröffentlicht. Die Teilfragen, die sich auf die Unternehmenskredite beziehen, lassen Schlüsse auf die Investitionstätigkeit im laufenden Quartal zu. Sie bilden im Prinzip die aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen für die Investitionsentscheidungen der Unternehmen ab. Somit liefert der SLOOS Informationen über die Auswirkungen der Kreditkrise. Von Interesse sind beim SLOOS die Teilbefragungen hinsichtlich der
(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, die die Zinsdifferenz (aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) verändert haben.
2. Die gestrigen Zahlen zum SLOOS zeigen, dass die Unternehmen ihre Kreditnachfrage im dritten Quartal nochmals eingeschränkt haben. Allerdings ist das Ausmaß der Einschränkung angesichts der weiterhin schwelenden Kreditkrise überraschend gering. Vielmehr deutet der Saldo für die Kreditnachfrage der Unternehmen eher auf eine moderate Investitionstätigkeit der Unternehmen hin. Wie in den Vorquartalen lassen sich die unmittelbaren Auswirkungen der Kreditkrise an den Ergebnisse zu den Kreditvergabe-Konditionen und bezüglich der Zinsdifferenz erkennen. In beiden Fällen haben sich die Ergebnisse im Vergleich zum Vorquartal nochmals verschlechtert.
3. Die Ergebnisse der Bankenumfrage für das dritte Quartal entsprechen, wie schon für das zweite Quartal, nicht unseren Erwartungen. Bereits die Ergebnisse für das zweite Quartal hätten eigentlich ein umfassenderes Nachlassen der Kreditnachfrage beinhalten müssen. Damals wiesen wir darauf hin, dass die Kreditnachfrage durchaus erst mit zeitlicher Verzögerung auf die Verschärfung der Kreditvergabe-Konditionen reagieren kann. Über zeitliche Verzögerungen zu argumentieren, fällt aufgrund der hohen Anpassungsfähigkeit der US-Wirtschaft grundsätzlich schwer, sodass mit den gestrigen Zahlen die Wahrscheinlichkeit gestiegen ist, dass wir die Belastungen durch die Kreditkrise überschätzen. Die Ergebnisse des SLOOS scheinen sich auf den ersten Blick zu widersprechen. Denn eine so starke Verschärfung der Kreditvergabe-Konditionen dürfte eigentlich nicht so spurlos an der Kreditnachfrage und damit an der Investitionstätigkeit der Unternehmen vorbei gehen. Dieser Widerspruch löst sich allerdings etwas auf, wenn man die Geldpolitik der Zentralbank zusätzlich berücksichtigt. Eine weitere Umfrage der Fed zeigt, dass die Unternehmen im Durchschnitt deutlich niedrigere Zinsen zahlen als noch vor einem Jahr. Die Kombination aus niedrigen Zinsen und sehr scharfen Kreditvergabe-Konditionen führt zu einer unterdurchschnittlichen, aber immer noch steigenden Investitionstätigkeit der Unternehmen. Die Kreditkrise hat die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession geführt, und wir erachten es auch nicht als besonders wahrscheinlich, dass diese Rezession noch kommen wird. Die Ergebnisse der Bankenumfrage der Zentralbank für das dritte Quartal untermauern diese Einschätzung. Dennoch gehen wir weiterhin davon aus, dass die Kreditkrise auch in den kommenden Quartalen einen Belastungsfaktor darstellt, sodass wir trotz extrem niedriger Leitzinsen keinen üblichen Konjunkturaufschwung mit BIP-Wachstumsraten von 3,5 % und mehr erwarten. Gemessen an manchen Unkenrufen, die eine Rezession nicht ausschließen wollen, sind wir daher weiterhin optimistisch für die US-Wirtschaft, verglichen mit vergangenen konjunkturellen Aufschwungphasen aber nicht.
4. Im dritten Quartal 2008 hat sich der Saldo für die Kreditnachfrage von -8,1 auf -9,6 Punkte geringfügig verschlechtert. Ein negativer Wert signalisiert, dass mehr Banken eine gesunkene Kreditnachfrage melden als eine gestiegene. Die Verschlechterung des Saldos betraf nur mittlere und größere Unternehmen. Insgesamt signalisieren die Ergebnisse hinsichtlich der Kreditnachfrage weiterhin eine zunehmende, allerdings schwache Investitionsdynamik der Unternehmen.
5. Ähnlich wie im Vorquartal hat sich der Saldo der Kreditvergabe-Konditionen der Banken gegenüber dem Vorquartal nochmals stark verschlechtert. Gemessen wird hier der Anteil der Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, abzüglich des Anteils derjenigen, die ihre Konditionen gelockert haben. Dieser Saldo der Kreditvergabe-Konditionen erhöhte sich im dritten Quartal von 53,6 Punkten auf 61,5 Punkte. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung (im Schaubild ist die Zeitreihe invers dargestellt). Somit signalisiert dieser Saldo für sich genommen zum dritten Mal in Folge eine sehr starke Schrumpfung der Unternehmensinvestitionen im laufenden Quartal.
6. Der Saldo bezüglich der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungskosten) zeigt an, dass 76,0 % der Banken die verlangte Zinsmarge ausgeweitet haben. Dies ist der höchste jemals ausgewiesene Wert. Ein positiver Saldo bedeutet, dass die Unternehmen für Bankkredite einen höheren Zinsaufschlag zahlen müssen als bisher. Ähnlich wie der Saldo für die Kreditvergabe-Konditionen signalisiert auch der Saldo für die Zinsdifferenz für sich genommen eine sehr starke Schrumpfung der Investitionstätigkeit. Dieses Signal liegt nun inzwischen zum vierten Mal in Folge vor.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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