Kommentar
14:56 Uhr, 15.08.2006

USA: Fed-Umfrage deutet Rückgang der Kreditnachfrage an

1. Einmal im Quartal wird von der Federal Reserve eine Umfrage unter den vorwiegend inländischen Banken und Versicherungen bezüglich ihres Kreditgeschäfts vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Umfrage – bezeichnet wird diese als Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) – wurden gestern für das dritte Quartal 2006 veröffentlicht. Die Teilfragen, die sich auf die Unternehmenskredite beziehen, lassen Schlüsse auf die Investitionstätigkeit im laufenden Quartal zu. Sie bilden im Prinzip die aktuellen monetären Rahmenbedingungen der Unternehmen für ihre Investitionsentscheidungen ab, ein Thema, das für die USKonjunktur gegenwärtig sehr wichtig ist – schließlich sind die Zinsen in den vergangenen Quartalen deutlich gestiegen. Von Interesse sind hierbei die Teilbefragungen hinsichtlich der
(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, die die Zinsdifferenz (aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) verändert haben.

2. Die gestrigen Zahlen zum Senior Loan Officer Opinion Survey zeigen, dass die Unternehmen mit den höheren Zinsniveaus erstmals ihre Kreditnachfrage eingeschränkt haben. Bemerkenswert ist, dass alle drei Teilbefragungen der Umfrage die schwächsten Werte seit Ende 2003 aufweisen. Auffallend an den aktuellen Umfragewerten sind die negativen Ergebnisse bei der Umfrage bezüglich der Kreditnachfrage, die nicht nur eine Verlangsamung, sondern sogar einen Rückgang der Kreditnachfrage andeuten. Die Vergangenheit lehrt aber, dass ein Rückgang der Kreditnachfrage nicht zwangsläufig eine Rezession signalisiert. Dieses Rezessionssignal würde nur dann vorliegen, wenn sich in den kommenden Quartalen der Saldo der Kreditnachfrage weiter und vor allem deutlich verschlechtern sollte. Hiervon gehen wir aktuell nicht aus, wenngleich aufgrund der verzögerten Auswirkungen der bisher erfolgten Leitzinserhöhungen auch im vierten Quartal mit einer Verschlechterung der Kreditnachfrage zu rechnen ist. Positiv steht demgegenüber, dass sich die Kreditvergabe- Konditionen weiterhin verbessert haben, und auch die Befragung hinsichtlich der Zinsdifferenz zeigt, dass die Kosten, die mit den höheren Leitzinsen für die Banken entstehen, nicht im vollen Umfang an die Unternehmen weitergegeben wurden. Insgesamt bedeuten die Ergebnisse des SLOOS, dass sich die Investitionstätigkeit im dritten Quartal weiter moderieren sollte. Im Hinblick auf unsere Prognose einer Abschwächung der Investitionsdynamik im dritten Quartal fühlen wir uns durch die Umfrageergebnisse des SLOOS bestätigt.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

3. Bezogen auf die Teilfrage (1) hat sich im dritten Quartal 2006 der Saldo für die Kreditnachfrage von 3,5 auf -0,9 Punkte verringert. Das heißt, der Anteil der Banken, der eine höhere Kreditnachfrage verzeichnete, ist im Vergleich zu dem Anteil der Banken, der eine geringere Kreditnachfrage verzeichnete, gesunken. Ein negativer Wert lag zuletzt Ende 2003 vor und signalisiert, dass die Kreditnachfrage gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen ist. Im Vergleich zum Vorquartal hat sich vor allem die Kreditnachfrage der mittleren und großen Unternehmen verschlechtert (-1,8 Punkte nach 3,5 Punkten). Ausgehend vom gleichen Saldenwert verschlechterte sich allerdings auch die Kreditnachfrage der kleineren Unternehmen (0,0 Punkte nach 3,5 Punkten).

4. Ähnlich wie bei der Kreditnachfrage hat sich auch der Saldo der Kreditvergabe-Konditionen der Banken gegenüber dem Vorquartal verschlechtert. Gemessen wird hier der Anteil derjenigen Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, abzüglich des Anteils derjenigen, die ihre Konditionen gelockert haben. Dieser Saldo der Kreditvergabe-Konditionen erhöhte sich im dritten Quartal von -9,7 Punkten auf -5,4 Punkte. Auch hier liegt der schlechteste Umfragewert seit Ende 2003 vor, wenngleich der negative Saldo immer noch eine Verbesserung der Kreditvergabe-Konditionen aus Sicht der Unternehmen signalisiert.

5. Der Saldo bezüglich der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen), zeigt an, dass nunmehr per Saldo nur noch 31,7 % der Banken die verlangte Zinsmarge eingeengt haben. Im vergangenen zweiten Quartal taten dies noch 52,7 % der Banken. Dies ist ebenfalls der schwächste Saldowert seit Ende 2003. Weiterhin überwiegt allerdings der Anteil der Banken, die ihre geforderte Zinsdifferenz eingeengt haben. Das heißt, die zusätzlichen Kosten der Banken, die durch die Erhöhung der Leitzinsen entstehen, wurden nur zum Teil, aber im stärkeren Ausmaß als bisher, an die Unternehmen in Form höherer Kreditkosten weitergegeben.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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