Kommentar
11:49 Uhr, 16.05.2006

USA: Fed-Umfrage deutet Abschwächung der Kreditnachfrage an <br />

1. Einmal im Quartal wird von der Federal Reserve eine Umfrage unter den (vorwiegend) inländischen Ban-ken und Versicherungen bezüglich ihres Kreditgeschäfts vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Umfrage – be-zeichnet wird diese als Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) – wurden gestern für das zweite Quartal 2006 veröffentlicht. Die Teilfragen, die sich auf die Unternehmenskredite beziehen, lassen Schlüsse auf die Investitionstätigkeit im laufenden Quartal zu. Sie bilden im Prinzip die aktuellen monetären Rahmenbedingungen der Unternehmen für ihre Investitionsentscheidungen ab. Von Interesse sind hierbei die Teilbefragungen bezüglich der
(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, die die Zinsdifferenz (aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) verändert haben.

2. Bezogen auf die Teilfrage (1) hat sich im zweiten Quartal 2006 der Saldo für die Kreditnachfrage von 10,7 auf 3,5 Punkte deutlich verringert. Das heißt, der Anteil der Banken, die eine höhere Kreditnachfrage verzeichneten, ist im Vergleich zu dem Anteil der Banken, die eine geringere Kreditnachfrage verzeichne-ten, gesunken. Im Vergleich zum Vorquartal hat sich vor allem die Kreditnachfrage der mittleren und großen Unternehmen verschlechtert (3,5 Punkte nach 16,1 Punkten). Die Kreditnachfrage der kleineren Unternehmen verringerte sich dagegen nur leicht, allerdings von einem ohnehin schon tiefen Niveau (3,5 Punkte nach 5,3 Punkten).

3. Bei den Kreditvergabe-Konditionen der Banken hat sich im Vergleich zum Vorquartal nur wenig verän-dert. Gemessen wird hier der Anteil derjenigen Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, abzüglich des Anteils derjenigen, die ihre Konditionen gelockert haben. Dieser Saldo der Kreditvergabe-Konditionen verringerte sich im ersten Quartal von -8,9 Punkten auf -9,7 Punkte. Das heißt die Kreditvergabe-Konditionen haben sich aus Sicht der Unternehmen wieder etwas verbessert.

4. Der Saldo bezüglich der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) hat sich nach einer Seitwärtsbewegung in den beiden vergangenen Quartalen von -38,0 Punkten auf -52,7 Punkte für die Unternehmen verbessert. Weiterhin überwiegt der Anteil der Banken, die ihre geforderte Zinsdifferenz eingeengt haben. Das heißt, die zusätzlichen Kosten der Banken, die durch die Erhöhung der Leitzinsen entstehen, wurden nur zum Teil an die Unternehmen in Form höherer Kreditkos-ten weitergegeben.

5. Die gestrigen Zahlen zum Senior Loan Officer Opinion Survey zeigen, dass die Unternehmen mit den höheren Zinsniveaus ihre Kreditnachfrage eingeschränkt haben. Bemerkenswert ist, dass die Banken die gestiegenen Leitzinsen als auch die gestiegenen Zinsen für Staatsanleihen vermutlich nicht im vollen Umfang an die Unternehmen weitergegeben haben, bzw. nicht weitergeben konnten. Hierauf deutet die verringerte Zinsdifferenz hin. Für die Unternehmen, die nicht dem Bankensektor zuzurechnen sind, ist dies sicherlich positiv. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange die Banken diese höheren Zinskosten tragen kön-nen. Die Verringerung des Saldos bezüglich der Kreditnachfrage auf ein Niveau, mit dem wir eigentlich auch in den kommenden Quartalen nicht gerechnet hatten, lässt befürchten, dass die Investitionstätigkeit im zweiten Quartal schwächer ist, als bisher von uns prognostiziert. Gleichwohl ist die Ausstattung der Unternehmen mit Eigenkapital weiterhin sehr gut, sodass nicht für jede Investition zwingend eine Fremdfinanzierung notwendig ist. Insgesamt sehen wir uns daher in unser Prognose bestärkt, dass sich der Investitionszyklus in diesem Jahr tendenziell moderieren wird und der Tiefpunkt in der Konjunkturentwicklung Ende 2006 bzw. Anfang 2007 liegt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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