Kommentar
12:15 Uhr, 31.01.2008

USA: Fed senkt Leitzins um 50 Basispunkte, entschärft aber den Tonfall

1. Die Fed hat den Leitzins um 50 Basispunkte (Bp) auf 3,0 % gesenkt, aber im Vergleich mit dem außerplanmäßigen Zinsschritt vom Dienstag vergangener Woche den Tonfall ihres Statements erkennbar entschärft. Am deutlichsten zeigt sich dies im dritten Absatz, wo das Federal Open Market Committee (FOMC) die Einschätzung abgibt, dass die bisherigen Zinsschritte zumindest mittelfristig ein moderates Wachstum fördern und die konjunkturellen Abwärtsrisiken mildern sollten. Damit kehren die Notenbanker zum Sprachgebrauch zurück, den sie bis zum Zinsentscheid am 11. Dezember 2007 verwendet hatten, und deuten an, dass ein Großteil der als erforderlich erachteten Lockerung der Geldpolitik bereits umgesetzt ist. Dies ist ein erheblicher Unterschied zum Statement vom Dienstag vergangener Woche, in dem die große und überraschende Senkung der Federal Funds Rate um 75 Bp mit einem verschlechterten wirtschaftlichen Ausblick und zunehmenden konjunkturellen Abwärtsrisiken begründet wurde. Darüber hinaus beschreibt das FOMC die Bedingungen an den Finanzmärkten nun mit etwas milderen Worten als noch am 22. Januar, indem es von einer „erheblichen verbleibenden Anspannung“, aber nicht mehr von einer weiteren Verschlechterung spricht.

2. Andererseits beinhaltet das Statement nach wie vor ausreichend viele Formulierungen, die Spielraum für weitere Leitzinssenkungen offen lassen. So verweist das FOMC auf verbleibende konjunkturelle Abwärtsrisiken und löschte an dieser Stelle lediglich das Wort „erheblich“. Unter den Konjunkturindikatoren hebt es weiterhin die Talfahrt an den Wohnimmobilienmärkten sowie die Abschwächung am Arbeitsmarkt hervor und hält auch an seinem optimistischen Inflationsausblick fest. Darüber hinaus verweist das Statement, wie schon am Dienstag vergangener Woche, zusätzlich zur Kommentierung der Entwicklung an den Finanzmärkten auf strengere Kreditbedingungen für einige Haushalte und Unternehmen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS), eine Umfrage unter Geschäftsbanken, die die Fed im vierteljährlichen Rhythmus durchführt und deren aktuelle Ergebnisse dem FOMC wahrscheinlich schon in der vergangenen Woche vorgelegen haben, nun erstmals einen deutlich schlechteren Zugang der Haushalte und Unternehmen zu Bankkrediten anzeigt. Bisher hatte der SLOOS lediglich auf eine moderate Verschlechterung der Kreditkonditionen hingedeutet. Die neuesten Umfrageergebnisse dürfte die Fed Anfang nächster Woche bekannt geben. Zwar wurde die Leitzinssenkung mit einer Gegenstimme (Richard Fisher, Präsident der Federal Reserve Bank of Dallas) beschlossen, jedoch hatten neun der insgesamt zwölf Federal Reserve Banks im Vorfeld dieses Meetings um eine Senkung des Diskontsatzes um 50 Bp auf 3,5 % gebeten. Auch dies deutet darauf hin, dass die Lockerung der Geldpolitik auf einem breiten Konsens beruht, was die Aussicht auf weitere Leitzinssenkungen untermauert.

3. Wir interpretieren das Statement daher dahingehend, dass beim nächsten FOMC-Meeting am 18. März mit einer weiteren Senkung der Federal Funds Rate zu rechnen ist. Dass die Fed am Ende ihres Statements, genau wie schon am Dienstag vergangener Woche, ein zeitnahes Handeln ankündigt, sollte sich dies als notwendig erweisen, lässt darauf schließen, dass das FOMC das als angemessen erachtete Ausmaß an weiteren Leitzinssenkungen möglichst zügig umsetzen möchte. Wir halten daher einen erneuten Zinsschritt um 50 Bp am 18. März und eine danach für längere Zeit unveränderte Federal Funds Rate von 2,5 % für das wahrscheinlichste Szenario.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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