USA: Fed noch nicht von nachhaltiger Abnahme des Inflationsdrucks überzeugt
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1. Die Fed hat die Leitzinsen erwartungsgemäß auf dem Niveau von 5,25 % belassen. Im ersten Absatz seines Statements, der sich auf die konjunkturelle Entwicklung und den diesbezüglichen Ausblick bezieht, spricht das Federal Open Market Committee (FOMC) von einem moderaten Wirtschaftswachstum in der ersten Jahreshälfte. Angesichts des geringen Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts von nur 0,7 % (qoq, ann.) im ersten Quartal bedeutet dies, dass das FOMC für das zweite Quartal von einem überdurchschnittlich starken Wachstum ausgehen muss, was auch unserer Einschätzung entspricht. Wie schon bei den Zinsentscheiden im März und im Mai enthält das Statement einen Hinweis auf die Anpassungsprozesse am Wohnimmobilienmarkt. In einer Rede am 5. Juni hatte Fed-Chairman Bernanke darauf hingewiesen, dass die Abschwächung im Wohnungsbau wahrscheinlich für längere Zeit ein Belastungsfaktor für das Wirtschaftswachstum bleiben wird als ursprünglich angenommen. Dies hat die konjunkturellen Perspektiven in den Augen des FOMC aber nicht wesentlich beeinträchtigt, denn es geht weiterhin von einem moderaten Wachstum in den kommenden Quartalen aus.
2. Den Rückgang der Kerninflation in den vergangenen Monaten würdigte die Fed als „bescheidene Verbesserung“. Die gleiche Formulierung hatte sie bereits beim Zinsentscheid am 31. Januar verwendet, nachdem der Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie in den Monaten Oktober bis Dezember 2006 auffallend geringe Veränderungsraten im Monatsvergleich gezeigt hatte. Eine erneute Beschleunigung des Preisauftriebs im Januar und Februar dieses Jahres zwang die Fed jedoch, am 21. März von „leicht erhöhten“ Inflationszahlen zu sprechen. Quasi folgerichtig warnt die Fed nun davor, aus der jüngsten Entwicklung der Kerninflation zu weit reichende Schlussfolgerungen zu ziehen, indem sie zu bedenken gibt, dass „ein nachhaltiger Rückgang des Inflationsdrucks noch zu beweisen“ ist. Zudem verweist die Fed, wie schon seit längerem“ auf die von der hohen Auslastung der Ressourcen ausgehenden Inflationsgefahren.
3. Den dritten Teil des Statements, der sich mit der Einschätzung der Risiken und dem Ausblick auf die zukünftige Geldpolitik beschäftigt, hat das FOMC unverändert gelassen gegenüber den Zinsentscheiden vom 9. Mai und 21. März. Insbesondere überwiegt in den Augen der Fed nach wie vor „das Risiko, dass die Inflation nicht im erwarteten Ausmaß zurückgeht“.
4. Insgesamt deutet das Statement unserer Einschätzung nach darauf hin, dass die Fed ihren makroökonomischen Ausblick jetzt mit geringeren Risiken behaftet sieht als noch vor wenigen Monaten, da sie ihre seit langem aufrecht gehaltenen Vorhersagen nun zu einem gewissen Teil als erfüllt ansieht. Das Wirtschaftswachstum ist nach Einschätzung der Fed wieder auf ein moderates Tempo eingeschwenkt, was angesichts des hohen Auslastungsgrades der Ressourcen den Wunschvorstellungen des FOMC entsprechen dürfte. Auch bei der Entwicklung der Kerninflation ist die von der Fed seit längerem antizipierte Verlangsamung zu erkennen, die sich jedoch noch als nachhaltig erweisen muss. Dies und die im Statement nach wie vor betonten Inflationsrisiken deuten darauf hin, dass das FOMC für die nähere Zukunft keine Senkung der Leitzinsen in Erwägung zieht. Gleichzeitig sind aber auch, allein aufgrund des fragilen Zustands des Wohnimmobilienmarktes, die Hürden für eine Anhebung der Leitzinsen hoch, selbst wenn die Kerninflationszahlen der kommenden Monate auf der oberen Seite überraschen sollten. Dieser Schwebezustand dürfte noch für einige Zeit anhalten, sodass wir mit bis auf weiteres unveränderten Leitzinsen rechnen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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