Kommentar
14:55 Uhr, 12.04.2007

USA: Fed-Minutes deuten nicht auf Leitzinssenkungen hin

1. Die Minutes zum FOMC-Meeting am 20. und 21. März haben gezeigt, dass die Notenbanker mit den seinerzeit vorgenommenen Änderungen am Statement zum Zinsentscheid nicht auf die Möglichkeit baldiger Leitzinssenkungen hinweisen wollten. Hintergrund für den neutraler formulierten Ausblick auf die zukünftige Geldpolitik, der nicht mehr einseitig nur von der Möglichkeit potenzieller weiterer Leitzinserhöhungen sprach, war vielmehr die Wahrnehmung einer größeren Unsicherheit sowohl bezüglich des Wirtschaftswachstums als auch der Inflation. Trotz der größeren Risiken hält das FOMC aber an seiner grundsätzlichen Einschätzung fest, dass für die kommenden Quartale mit einer Zunahme des Wachstums in Richtung der Potenzialrate und einem allmählichen Rückgang der Kerninflation zu rechnen ist. Auch schließt es nach wie vor nicht aus, dass sich eine weitere Straffung der Geldpolitik als notwendig erweisen könnte, um einen Rückgang der Kerninflation sicherzustellen, auch wenn es dies im jüngsten Statement weniger explizit formuliert hat als noch bei den vorangegangenen Zinsentscheiden. Ebenso lassen die veränderten Aussagen des Statements zur Entwicklung am Immobilienmarkt nicht auf eine starke Neigung zur Senkung der Leitzinsen schließen. Zwar hatte das FOMC im März, anders als im Januar, nicht mehr auf Anzeichen einer Stabilisierung hingewiesen, sondern von einer sich fortsetzenden Anpassung am Immobilienmarkt gesprochen. Aus den Minutes geht jedoch hervor, dass die Mitglieder des FOMC nach wie vor von einer sich stabilisierenden Nachfrage nach Wohnimmobilien ausgehen.

2. Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum sieht das FOMC infolge der zuletzt schwachen Unternehmensinvestitionen und der Entwicklung am Subprime-Hypothekenmarkt. Der Rückgang der Investitionstätigkeit im vierten Quartal 2006 hat die Mitglieder des FOMC überrascht, und die niedrigen Werte der Auftragseingänge und Auslieferungen für Kapitalgüter in den vergangen Monaten hat den Mitarbeiterstab des Board of Governors veranlasst, die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal 2007 zu senken. Das FOMC ist aber nach wie vor der Ansicht, dass hohe Unternehmensgewinne, der gute Zustand der Bilanzen, ein absehbares Wachstum der Umsätze und günstige Finanzierungsbedingungen zu einem Anziehen der Investitionen führen werden. Die Schwäche der Investitionstätigkeit könnte allerdings darauf zurückzuführen sein, dass Unternehmer und Manager eine größere Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung verspüren oder nur von einem bescheidenen Umsatzwachstum ausgehen. Die Möglichkeit anhaltend träger Unternehmensinvestitionen bildet daher ein wichtiges Abwärtsrisiko im wirtschaftlichen Ausblick des FOMC.

3. Die Zunahme der Zahlungsverzögerungen am Subprime-Hypothekenmarkt und die aufgrund dessen zu erwartende Verschärfung der Kreditkonditionen in diesem Bereich dürften sich nach Einschätzung des FOMC nachteilig auf die Nachfrage nach Wohnimmobilien auswirken und die Erholung am Immobilienmarkt möglicherweise verzögern. Wichtig ist jedoch, dass von der Verschlechterung der Kreditqualität der Subprime-Hypotheken bisher keine Ansteckungseffekte ausgegangen sind, weder auf die Kreditkonditionen in den übrigen Teilen des Hypothekenmarktes noch auf das Angebot an Verbraucherkrediten.

4. Wie bereits im Statement zum jüngsten Zinsentscheid konstatiert wurde, war der Anstieg des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie in den Monaten Januar und Februar stärker als vom FOMC erwartet. Es sei daher schwierig abzuschätzen, ob sich der im Herbst vergangenen Jahres begonnene Abwärtstrend der Kerninflation fortsetzen werde. Vorteilhaft dürften sich nach Ansicht des FOMC die stabilen Inflationserwartungen, ein langsamerer Anstieg der Wohnungsmieten und ein absehbarer Rückgang in der Auslastung der produktiven Ressourcen auswirken. Aufwärtsrisiken resultieren dagegen aus steigenden Energiepreisen sowie höheren Importpreisen für einige Nicht-Energiegüter. Zudem birgt die im historischen Vergleich immer noch hohe Auslastung der Ressourcen die Gefahr, dass der Inflationsdruck erneut zunimmt. Insbesondere besteht die Möglichkeit, dass sich die Enge am Arbeitsmarkt in stärker steigenden Lohnkosten niederschlägt. Infolgedessen sehen die Mitglieder des FOMC die Risiken um den erwarteten Abwärtspfad der Kerninflation nach wie vor auf der oberen Seite.

5. Unserer Einschätzung nach stehen diese Minutes in engem Einklang mit unserer Leitzinsprognose. Solange das FOMC die Sorge vor einer zu hohen Inflation als das dominante Risiko betrachtet und von einem moderaten Wirtschaftswachstum ausgeht, besteht für die Notenbanker keine Veranlassung, eine Senkung der Leitzinsen in Erwägung zu ziehen. Eine Zunahme der Risiken um den wirtschaftlichen Ausblick dürfte sich zwar in der Rhetorik der Fed, aber nicht in den tatsächlichen Leitzinsentscheidungen niederschlagen, solange sich diese Risiken nicht materialisieren. Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass die Fed die Leitzinsen noch für einen längeren Zeitraum auf ihrem derzeitigen Niveau belassen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten