Kommentar
09:59 Uhr, 01.07.2004

USA: Fed erhöht Leitzinsen um 25 BP

1. Gestern erhöhte die Fed wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf ein Niveau von nun 1,25 %. Zum Fed-Statement vom 30.06.04 im Einzelnen: "The Federal Open Market Committee decided today to raise its target for the federal funds rate by 25 basis points to 1-1/4 percent. The Committee believes that, even after this action, the stance of monetary policy remains accommodative and, coupled with robust underlying growth in productivity, is providing ongoing support to economic activity. Dies bedeutet, dass die Fed davon überzeugt ist, dass die Wirtschaftsdynamik so stark ist, dass die Realwirtschaft die Zinserhöhungen verkraftet.

"The evidence accumulated over the intermeeting period indicates that output is continuing to expand at a solid pace and labor market conditions have improved. Although incoming inflation data are somewhat elevated, a portion of the increase in recent months appears to have been due to transitory factors." Dies bedeutet, dass der Aufschwung auf gesunden Füßen steht, und die Fed einen Teil des Anstiegs in den Inflationsraten der letzten Monate auf temporäre Faktoren - statistische Effekte und den Anstieg der Energiepreise - zurückführt.

"The Committee perceives the upside and downside risks to the attainment of both sustainable growth and price stability for the next few quarters are roughly equal." Neu an diesem Statement ist, dass die Fed die Risikoeinschätzung nicht mehr - wie seit Mai 2003 - separat zwischen Konjunktur und Inflation aufspaltet, sondern zu ihrem früheren Prozedere einer "einfachen" Risikoeinschätzung zwischen Konjunktur und Inflation zurückkehrt. Die Risiken für Konjunktur und Inflation sieht sie für die nächsten Quartale als ausgeglichen an.

"With underlying inflation still expected to be relatively low, the Committee believes that policy accommodation can be removed at a pace that is likely to be measured. Nonetheless, the Committee will respond to changes in economic prospects as needed to fulfill its obligation to maintain price stability." Dies bedeutet, dass die Fed vor dem Hintergrund niedriger Kerninflationsraten glaubt, den Zinserhöhungszyklus maßvoll ("measured") in Form von 25-Basispunkteschritten gestalten zu können. Sollten sich allerdings die Inflationsdaten verschlechtern, so sind in den kommenden Monaten auch Zinserhöhungen in Form von 50-Basispunkteschritten möglich.

2. Selbst wenn der nächste Inflationsbericht enttäuschen sollte, so ist doch kein 50- Basispunkteschritt beim nächsten Zinsentscheid am 10. August zu erwarten. Denn das Wort "measured" bindet die Fed, zumindest im August noch einmal eine Zinserhöhung von 25 BP zu liefern. Das Wort "measured" sollte dann aber aus dem Statement genommen werden und am 21. September der erste 50- Basispunkteschritt erfolgen.

3. Wir erwarten allerdings einen maßvollen Zinserhöhungszyklus. Erstens, weil unsere Prognose für die Kerninflationsrate des CPI 2004 und 2005 bei lediglich 1,9 % liegt. Am Montag wurde die für die Fed wichtige Gesamtinflationsrate des Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE) mit 2,5 %, die Kerninflationsrate mit 1,6 % veröffentlicht. Die Kerninflation befindet sich damit in der Mitte des von der Fed als tolerabel angesehen Inflationsniveaus von 1 bis 2 %. Das Schaubild zeigt, dass sich die Kernraten nach der Deflationsdebatte auf einem komfortablen Niveau stabilisieren.

Zweitens, starke Zinserhöhungen können nicht absehbare negative, wenn auch wenig wahrscheinliche, Effekte auf das Weltfinanzsystem auslösen. Der Risikomanagementansatz der Fed zieht dies in Betracht. Drittens, die Fed benötigt einen inflationären Puffer, um gegenüber zukünftigen rezessiven Schocks gewappnet zu sein. Sie wird daher die Chance des Aufschwungs in Form einer opportunistischen Reflationierung ergreifen, um sich diesen Puffer wieder zu beschaffen. In dieser Hinsicht ist die Fed momentan ganz bewusst "hinter der Kurve".

4. Nur wenn die Kerninflationsraten und Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen sollten, wird die Fed die Zinsen aggressiver als bislang von uns erwartet erhöhen. Wie stark die Leitzinserhöhungen in den nächsten Monaten tatsächlich ausfallen, wird somit von der Datenentwicklung ("economic prospects") abhängen. Gut möglich, dass in den nächsten Statements zum Zinsentscheid öfter mal folgender Satz zu lesen sein wird: "We will monitor the inflation data very closely".

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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