Kommentar
09:20 Uhr, 01.02.2006

USA: Fed erhöht Leitzins auf 4,5 %

1. Die amerikanische Notenbank hat erwartungsgemäß ihren Leitzins, die Federal Funds Target Rate, um 25 Basispunkte auf ein Niveau von 4,5 % angehoben. Gleichzeitig nahm sie nur relativ wenig Änderungen an der Formulierung ihres Statements vor (vgl. Wortlaut der Statements vom 31. Januar 2006 und 13. Dezember 2005 im Anhang). Der wohl bedeutendste Aspekt besteht darin, dass das FOMC eine weitere Straffung der Geldpolitik nicht mehr als „wahrscheinlich notwendig“, sondern nur noch als „möglicherweise notwendig“ bezeichnet. In der Einleitung ihres Statements charakterisiert die Fed die aktuelle Datenlage als „uneinheitlich“, äußert aber wie nach dem letzten Zinsentscheid die Einschätzung eines robusten Wirtschaftswachstums. Darüber hinaus spricht sie, anders als nach allen Zinserhöhungen seit Mai 2004, in Bezug auf ihre zukünftige Geldpolitik nicht mehr von einer weiteren „maßvollen“ Straffung. Im Protokoll der Sitzung am 13. Dezember ist jedoch zu lesen, dass die Mitglieder des FOMC diese Bezeichnung mittlerweile als redundant betrachten und sie seinerzeit nur beibehalten haben, um einer Fehlinterpretation ihres Statements vorzubeugen.

2. Demgegenüber blieben weite Teile des Statements unverändert. So verweist die Fed mit den gleichen Formulierungen wie schon im Dezember auf die geringe Kerninflation und die niedrigen langfristigen Inflationserwartungen. Trotzdem sieht sie nach wie vor die Gefahr, dass eine weitere Zunahme der Auslastung der Ressourcen sowie die immer noch hohen Energiepreise zu einer Verstärkung des Inflationsdrucks führen. Auch die Risiken für das Erreichen eines angemessenen Wachstums einerseits und Preisstabilität andererseits stuft sie weiterhin als ausgeglichen ein.

3. Vor dem Hintergrund des weit fortgeschrittenen Zinszyklus und des bevorstehenden Führungswechsels an der Spitze der Fed ist der Ausblick auf die zukünftige Zinspolitik sogar überraschend eindeutig ausgefallen. In jüngerer Zeit haben führende Fed-Vertreter immer wieder darauf hingewiesen, dass ihre Politik in zunehmender Weise von der Entwicklung der aktuellen Datenlage abhängig ist, was die Möglichkeit vorausschauender Aussagen erheblich einschränkt. Zwar verweist das FOMC gleich zu Beginn ihres Statements auf die zuletzt „uneinheitliche“ Entwicklung der Daten, womit sie sicherlich in erster Linie auf das unerwartet schwache Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal anspielt. Abgesehen von der üblichen Formulierung, dass die Fed auf Änderungen der wirtschaftlichen Aussichten angemessen reagieren wird, findet sich jedoch kein expliziter warnender Hinweis darauf, dass sich der zukünftige Kurs der Geldpolitik zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen lässt. Somit ist die Bezeichnung weiterer Leitzinserhöhungen als „möglicherweise notwendig“ anstelle von „wahrscheinlich notwendig“ die denkbar geringste Form der Abschwächung des Ausblicks. Sie lässt dem neuen Fed-Chef Ben Bernanke zwar freie Hand, sich am 28. März gegen weitere Zinserhöhungen zu entscheiden, sie signalisiert jedoch in keiner Weise, dass das Ende der Zinsanhebungen mit dem jetzt erreichten Niveau der Federal Funds Rate erreicht ist.

4. Aus diesem Grund halten wir unverändert an unserer Leitzinsprognose fest. Eine erneute Anhebung der Federal Funds Rate um weitere 25 Basispunkte am 28. März erachten wir aufgrund des vorliegenden Statements als sehr wahrscheinlich. Soweit sich in den kommenden Monaten keine signifikante Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung abzeichnet und der Preisauftrieb sich wieder etwas beschleunigt, was beides Bestanteil unserer Prognosen ist, wird die Fed unseres Erachtens ihren Leitzins am 10. Mai sogar auf 5,0 % anheben und bis kurz vor Ende des Jahres auf diesem Niveau belassen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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