Kommentar
09:40 Uhr, 14.12.2005

USA: Fed erhöht Leitzins auf 4,25 %

1. Die amerikanische Notenbank hat wie erwartet ihren Leitzins, die Federal Funds Target Rate, um 25 Basispunkte auf ein Niveau von 4,25 % angehoben. Zudem änderte sie ihr Statement dahingehend, dass sie ihre derzeitige Geldpolitik nicht mehr explizit als akkommodierend bezeichnet. Zugleich verweist sie jedoch auch auf das solide Wirtschaftswachstum sowie die Möglichkeit, dass eine steigende Auslastung der Ressourcen und die nach wie vor hohen Energiepreise zu einer Zunahme des Inflationsdrucks führen könnten. Dementsprechend äußert sie die Einschätzung, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere maßvolle Straffung der Geldpolitik notwendig sein wird, und kündigt so eine vorläufige Fortsetzung der Folge von Zinserhöhungen an.

2. Spätestens seit der Veröffentlichung der Protokolle zur FOMC-Sitzung vom 1. November wurde mit Spannung erwartet, wann und in welcher Weise die Fed die entscheidenden Formulierengen ihres Statements ändern würde. Die Notenbanker diskutierten seinerzeit eine zukünftige Anpassung ihrer Wortwahl bezüglich der Einstufung ihrer Geldpolitik als „akkommodierend“, der Ankündigung weiterer Zinserhöhungen mit maßvollem Tempo sowie der Einschätzung der Risiken für Wachstum und Preisstabilität. Seit der Veröffentlichung der Fed-Minutes hat sich die amerikanische Volkswirtschaft sehr robust entwickelt. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts ist im dritten Quartal stärker ausgefallen als erwartet, und die Arbeitslosenquote verharrte im November auf dem niedrigen Niveau von 5 %. Insbesondere das Verbrauchervertrauen, dessen Rückgang auf der letzten Sitzung des FOMC erhebliche Bedeutung beigemessen wurde, hat sich seither wieder deutlich erholt. Andererseits hat vor allem das Beige Book zum Ausdruck gebracht, dass der Inflationsdruck in den vergangenen Wochen nicht nachgelassen hat. Zwar verweist die Fed zu Recht auf die nach wie vor niedrige Kernrate, die stabilen Inflationserwartungen und den im Durchschnitt geringen Lohndruck. Jedoch ist es in einzelnen Teilen der Volkswirtschaft bereits zu deutlicheren Lohnsteigerungen gekommen, und zahlreiche Unternehmen gaben an, die in jüngerer Zeit erfahrenen Kostenanstiege auf ihre Verkaufspreise überwälzen zu wollen. Vor diesem Hintergrund war es für die Mitglieder des FOMC nicht nahe liegend, die Risiken eines nachlassenden Wirtschaftswachstums stärker zu betonen als die einer übermäßigen Inflation. Somit bezeichneten sie die mit der Verfolgung ihrer beiden Ziele verbundenen Risiken – wie schon in den vorangegangenen Statements – als ausgeglichen.

3. Dass die Fed ihre Geldpolitik bei einem Leitzins von 4,25 % nicht mehr als akkommodierend bezeichnet, gibt nicht wirklich Aufschluss darüber, wann sie beabsichtigt, die Folge von Zinserhöhungen zu beenden. Zum einen bestehen selbst innerhalb der Fed erhebliche Unsicherheiten über die Höhe des neutralen Zinses, wie u.a. Aussagen von Alan Greenspan und Janet Yellen belegen. Zum anderen lässt sich nicht eindeutig abschätzen, inwieweit es das FOMC für geboten hält, sich mit seiner Politik in restriktives Terrain zu begeben, um ein Überspringen der derzeitig hohen Gesamtinflationsrate auf die Kernrate zu unterbinden. Insofern lässt diese Anpassung des Statements noch ausreichend Spielraum für weitere Zinserhöhungen.

4. Überraschend ist, dass sich die Fed verhältnismäßig klar dahingehend festgelegt hat, dass sie in der näheren Zukunft weitere Anhebungen des Leitzinses für erforderlich hält. In den Minutes zur letzten FOMC-Sitzung war zu lesen, dass sie ihre zukünftige Geldpolitik als zunehmend abhängig von der Entwicklung der aktuellen Datenlage betrachtet, und von einigen Mitgliedern des FOMC wurde die Forderung erhoben, in zukünftigen Statements vorausschauende Aussagen nur explizit vor dem Hintergrund der Vorhersagen für die Inflation und das Wirtschaftswachstum zu machen. Zwar weist das FOMC in seinem aktuellen Statement wie üblich darauf hin, dass es auf Änderungen der wirtschaftlichen Aussichten angemessen reagieren wird, weitere Einschränkungen in Bezug auf den Ausblick fehlen jedoch.

5. Insgesamt ist das Statement des FOMC somit sehr gut vereinbar mit unserer Prognose über die weitere Entwicklung der amerikanischen Geldpolitik. Wir halten daher an unserer Einschätzung fest, dass die Fed ihren Leitzins auch in den kommenden drei Sitzungen des FOMC um jeweils 25 Basispunkte anheben wird, woraus bis zum 10. Mai nächsten Jahres ein Niveau der Federal Funds Rate von 5,0 % resultiert.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten