Kommentar
16:54 Uhr, 06.07.2007

USA: Entspannung am Arbeitsmarkt bleibt aus

1. Auf dem Arbeitsmarkt ist weiterhin keine nachhaltige Entspannung in Sicht. Seit Jahresbeginn konnte der Arbeitsmarktbericht bis auf einen Monat immer mit besseren Zahlen aufwarten, als es die konjunkturelle Entwicklung vermuten ließ. Auch der Arbeitsmarktbericht für Juni überraschte die Märkte mit einem Beschäftigungsplus von 132.000 Personen positiv (Bloomberg-Umfrage: 125.000 Personen, DekaBank: 110.000 Personen).

2. Nach der gestrigen Veröffentlichung der privaten Arbeitsmarktumfrage des ADP Reports hatte man allerdings schon mit einem kräftigeren Zuwachs gerechnet. Die eigentlich positiven Überraschungen liegen in den Aufwärtsrevisionen der Vormonate. So wurden die beiden Vormonate um insgesamt 75.000 Stellen nach oben korrigiert. Damit war das Beschäftigungsplus im Juni zwar schwächer als im Vormonat, so wie es die Anträge auf Arbeitslosenhilfe hatten vermuten lassen, allerdings fand die Eintrübung auf einem höheren Niveau statt. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Lohnentwicklung. Zwar kamen die durchschnittlichen Stundenlöhne wie erwartet mit einem monatlichen Zuwachs um 0,3 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,3 %), aber die Jahresveränderungsrate fiel mit 3,9 % aufgrund von Aufwärtsrevisionen der Vormonatswerte etwas höher als erwartet aus (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 3,7 %). Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,5 % und stieg nur in der zweiten Nachkommastelle leicht an (Bloomberg-Umfrage: 4,5 %, DekaBank: 4,6 %).

3. Die Beschäftigungsentwicklung im produzierenden Gewerbe war im Juni rückläufig. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe wurde zum zwölften Mal in Folge Beschäftigung abgebaut. Mit einem Rückgang um 18.000 Personen war die Entwicklung hier sogar überdurchschnittlich schwach. Interessant ist weiterhin die Entwicklung im Baugewerbe. Hier hat die Beschäftigung trotz der Schwächephase im Wohnungsbau und diesmal frei von Witterungseffekten, die die Monatswerte zwischenzeitlich verzerrt hatten, einen Anstieg um 12.000 Personen verzeichnet. Im Dienstleistungsgewerbe fand wie gewohnt der nennenswerteste Beschäftigungsaufbau statt (135.000 Personen). Besonders viel Beschäftigung wurde diesmal auch außerhalb der Privatwirtschaft bei den Staatsunternehmen aufgebaut. Mit einem Zuwachs um 40.000 Personen gab es hier den stärksten Anstieg seit September 2006. Das heißt rund ein Drittel des Beschäftigungsaufbaus geht auf den Staatssektor zurück.

4. Auch bei den Stundenlöhnen zeigt sich weiterhin die relative Enge am Arbeitsmarkt. Die kräftigsten Lohnzuwächse gab es beim Großhandel. Das monatliche Plus von 0,9 % war der stärkste Anstieg in diesem Bereich seit April 1989. Interessant ist auch die Entwicklung im Baugewerbe. Hier gab es trotz der Schwächephase im Wohnungsbau seit einem Jahr überdurchschnittliche Lohnzuwächse. Im Juni stagnierten die Löhne in der Bauwirtschaft, allerdings war der Vormonat mit einem Plus von 1 % – dem stärkste Anstieg seit 10 Jahren – so kräftig gekommen, dass es im Vergleich zum Vorjahr immer noch einen hohen Lohnanstieg von 4,6 % in diesem Bereich gibt.

5. Der heutige Arbeitsmarktbericht zeigt, dass trotz konjunktureller Delle keine Entspannung am Arbeitsmarkt stattgefunden hat. Insbesondere der etwas stärkere Anstieg der Stundenlöhne deutet an, dass weiterhin die Gefahr von Lohndruck vorhanden ist. Jetzt sind die Stundenlöhne mit 3,9 % wieder Nahe der 4 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen bei denen die Fed oft Sorgen um die inflationäre Entwicklung aufgrund des Lohndrucks äußert, sodass Zinssenkungen der Fed eindeutig unwahrscheinlich sind. Wir gehen davon aus, dass wir auch weiterhin keine nachhaltige Entspannung am Arbeitsmarkt sehen. Zwar wird es immer mal wieder einen schwächeren Monat geben, in der Tendenz dürften die Arbeitsmarktberichte aber mit anziehender Konjunktur weiterhin positiv ausfallen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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