Kommentar
16:46 Uhr, 04.05.2007

USA: Endlich die ersehnte Entspannung am Arbeitsmarkt?

1. Ist das die erhoffte Entspannung am US-Arbeitsmarkt? Zu Beginn des Jahres entwickelte sich der Arbeitsmarkt stärker als die konjunkturelle Dynamik erwarten ließ. Am Ende einer konjunkturellen Delle war eigentlich mit einer deutlichen Verschlechterung am Arbeitsmarkt zu rechnen. Erste Anzeichen einer Entspannung kamen mit dem heute veröffentlichte Arbeitsmarktbericht für April, der mit einem Beschäftigungsplus von 88.000 Personen negativ überraschte (Bloomberg-Umfrage: 100.000 Personen, Deka- Bank: 130.000 Personen). Zudem wurden die beiden Vormonate nach einem zehn Monate andauernden Zyklus der Aufwärtsrevisionen erstmals um insgesamt 26.000 Stellen nach unten korrigiert. Eine ebenfalls negative Überraschung bot die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne mit einem schwachen monatlichen Zuwachs um 0,2 % (Bloomberg-Umfrage: 0,3 %; DekaBank: 0,4 %) sowie einer Jahresveränderungsrate von 3,7 % – der niedrigsten Wert seit Mai 2006. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,4 % auf 4,5 % und blieb damit auf einem niedrigen Niveau (Bloomberg-Umfrage und Deka- Bank: 4,5 %).

2. Die Beschäftigungsentwicklung im produzierenden Gewerbe war im April rückläufig. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe wurde zum zehnten Mal in Folge Beschäftigung abgebaut. Interessant ist weiterhin die Entwicklung im Baugewerbe. Hier ergibt sich nach wie vor eine Verzerrung aufgrund von Witterungseffekten. Der unterdurchschnittlich kalte Februar hatte zu einem starken Beschäftigungsabbau geführt, der im milden März wieder wettgemacht worden war. Der Rückgang im April (-11.000 Personen) dürfte einen weiteren Rückpralleffekt beinhalten. Im Dienstleistungsgewerbe fand wie gewohnt der nennenswerteste Beschäftigungsaufbau statt (116.000 Personen). Gut die Hälfte hiervon ging auf die Bereiche Gesundheits- und Bildungswesen sowie Unternehmensdienstleister zurück.

3. Bei den Stundenlöhnen ist insbesondere der Anstieg der Löhne im verarbeitenden Gewerbe interessant. Mit 0,6 % mom wurde der stärkste Zuwachs seit August 1998 verzeichnet. Allerdings waren die Löhne hier im Zuge der Schwächephase im verarbeitenden Gewerbe in letzter Zeit eher unterdurchschnittlich gewesen, sodass der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr mit 2,6 % weiterhin deutlich unter dem Schnitt der Löhne insgesamt liegt. Die Lohnentwicklung bei den Unternehmensdienstleistern war mit 0,2 % (mom) hingegen unauffällig. Die Jahresveränderungsrate liegt hier allerdings auch bei 3,8 %.

4. Die heutigen Arbeitsmarktzahlen lassen auf eine Entspannung am Arbeitsmarkt hoffen. Insbesondere der schwache Anstieg der Stundenlöhne deutet auf eine leichte Entspannung hin. Wären die Stundenlöhne anhaltend mit über 4 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen, so hätte die Fed weitere Zinserhöhungen zumindest in Betracht ziehen müssen, was der konjunkturellen Dynamik mittelfristig eher geschadet hätte. Wir gehen davon aus, dass die vergangene Konjunkturdelle ihre Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen wird, ohne dabei die zukünftige Konjunkturdynamik zu beeinträchtigen. Etwas schwächere Arbeitsmarktzahlen auch in nächster Zeit werden den starken privaten Konsum jedoch nicht gefährden, sondern helfen, den Preisdruck in Grenzen zu halten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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