Kommentar
09:27 Uhr, 14.12.2007

USA: Einzelhandelsumsätze mit starkem Plus

1. Die Einzelhandelsumsätze sind im November überraschend stark um 1,2 % gegenüber dem Vormonat angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,6 %, DekaBank: 0,7 %). Dies ist das kräftigste Umsatzplus der vergangenen sechs Monate. Etwas stärker ist der Anstieg sogar, wenn man die Umsätze der Autohändler herausrechnet (1,8 % mom; Bloomberg-Umfrage: 0,6 %, DekaBank: 0,8 %). Zu einem großen Teil hat dieser Umsatzzuwachs mit den gestiegenen Benzinpreisen im November zu tun. Der Umsatz der Tankstellenbetreiber erhöhte sich um 6,8 % gegenüber dem Vormonat, was allerdings im Rahmen unserer Erwartungen liegt. Somit sind es die weiteren Bereiche, die positiv überrascht haben. Beispielsweise konnten die Baumärkte trotz fortgesetzter Wohnungsbaurezession ein Umsatzplus von 1,2 % mom vermelden. Rechnet man diese drei Teilstatistiken heraus, erhält man die statistische Abgrenzung, die in die Berechnung der privaten Konsumausgaben des Bureau of Economic Analysis aus den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einfließt (BEA-Abgrenzung). Für diese spezielle Abgrenzung errechnet sich ein Anstieg von 1,1 % gegenüber dem Vormonat.

2. Die kräftige Umsatzentwicklung findet sich mit Ausnahme der Autohändler in nahezu jedem Teilbereich wieder. Auffallend stark sind die Zuwächse vor allem in den Bereichen, die etwas mit Gebrauchsgütern zu tun haben: der Elektrohandel, der Bereich Bekleidung, der Bereich Sport und Buchhandel sowie die Möbelhändler. Hintergrund hierfür dürfte ein überdurchschnittlich gutes Weihnachtsgeschäft gewesen sein, dass in den USA traditionell nach Thanksgiving (22.11.) beginnt. Zu beachten ist, dass die Umsatzzahlen von saisonalen Einflussfaktoren wie beispielsweise dem Weihnachtsgeschäft bereinigt werden, sodass sich ein durchschnittliches Weihnachtsgeschäft nicht in den Daten niederschlägt.

3. Einmal mehr scheint der US-Konsument die Analysten positiv zu überraschen. Trotz gestiegener Zinsbelastung, zumindest regional fallender Immobilienpreise und höheren Energiekosten ist er in der Lage seinen Konsum zu steigern. Die Hauptquelle dieser Steigerungsmöglichkeiten sind seit Jahren eben nicht etwaige positive Vermögensentwicklungen (auch wenn diese sicherlich eine Rolle gespielt haben), sondern die guten Lohn- und Einkommensentwicklungen der privaten Haushalte. Der Arbeitsmarktbericht für November hat in der Summe von Beschäftigungsaufbau und Zuwachs bei den Stundenlöhnen signalisiert, dass nach einem schwachen Einkommensanstieg im Oktober der November wieder kräftiger gewesen sein dürfte (die Einkommensstatistik für November wird am 21.12. veröffentlicht). Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der US-Konsument auf überdurchschnittliche Einkommensgewinne zeitnah mit einer stärkeren Konsumentwicklung reagiert und zwar unabhängig von seiner Stimmungslage. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass sich die Arbeitsmarktentwicklung bzw. der kräftige Zuwachs bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen vom November in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Bedingt durch die Kreditkrise dürfte sich die Investitionstätigkeit der Unternehmen und damit die Entwicklung am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten unterdurchschnittlich entwickeln. Was bleibt ist ein überdurchschnittlich guter November in einer konjunkturell schwachen Phase sowie der Eindruck, dass die heutigen Zahlen mit einer vielfach befürchteten Rezession nicht viel gemein haben.

Quelle: Helaba - Landesbank Hessen-Thüringen

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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